Gelsenkirchen. Der 3:1-Erfolg über den FC Augsburg wird keinen besonderen Eintrag im Buch der Schalke-Geschichte erfordern. „Da führst du schon mit 3:0, dann musst du zu Hause das Spiel aber auch ruhig nach Hause bringen“, grummelte hinterher Trainer Huub Stevens.
Die Schalker Fans auf der Nordtribüne hatten sich zum ersten Saison-Heimspiel nicht lumpen lassen: Anlässlich der 50. Bundesligasaison bildeten sie in ihrer Choreographie das alte Parkstadionrund nach, inklusive zweier aufrecht stehender Fluchtlichtmasten und der riesigen Anzeigetafel. Der anschließende 3:1 (1:0)-Erfolg über den FC Augsburg wird allerdings keinen besonderen Eintrag im Buch der Schalke-Geschichte erfordern.
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Es lag von Beginn an eine bleierne Schwere über der Partie. Dabei waren die Voraussetzungen doch prächtig: Kyriakos Papadopoulos hatte dem Werben St. Petersburgs widerstanden, zwei Altlasten (Jurado, Edu) wurden in letzter Minute transferiert, und aus Barcelona veredelt Ibrahim Afellay den Schalker Kader. „Konkurrenz belebt ja das Geschäft“, meinte hinterher Julian Draxler. Nur komisch, dass er ebenso wie Lewis Holtby zu den Verlierern der Partie zählte. Während Draxler die Leichtfüßigkeit abhanden kam, ließ Holtby die zuletzt gesehene Dynamik vermissen. Schien so, als hätten beide die externe Konkurrenz noch nicht verkraftet.
Glück der Schalker kam durch reine Urgewalt
Und man sollte es nicht verschweigen: Ja, Samstag schon wurde der spanische Señor vermisst, der in statischen Schalker Phasen durch den Strafraum strolchte und für Überraschungsmomente sorgte. Das Glück der Schalker kam stattdessen durch reine Urgewalt. Der tagelange Hickhack auf dem Last-Minute-Basar hatte einem wie Papadopoulos jedenfalls nichts anhaben können. Der Grieche grätschte hinten alles weg, schmiss sich in Torschüsse und fand noch Zeit, vorne zum Kopfball zu erscheinen, als Jefferson Farfán ihm einen Eckball servierte: Führung nach 33 Minuten.
„Ja, es war ein besonderer Tag, ich bin froh, weiter auf Schalke zu bleiben“, ließ er durch einen Dolmetscher wissen. Der beste Mann auf dem Feld fühlte sich offenbar so wohl, dass er sich in der zweiten Halbzeit sogar an einem Klaus-Fischer-Gedächtnis-Fallrückzieher versuchte. Wenn der auch noch gesessen hätte? „Dann wäre ich gleich zum Trainer gelaufen und hätte mich auswechseln lassen“ flachste er. So blieb er und durfte erleben, wie Jefferson Farfán weiter sein Assist-Konto aufbesserte: Das 2:0 direkt nach Wiederanpfiff spielte er mit seinem Pass Jermaine Jones genau in den Lauf, der seinen Sololauf mit einem Schuss ins lange Eck krönte. Beim 3:0 (72.) flankte der Peruaner punktgenau auf Klaas-Jan Huntelaar, dessen Kopfball Augsburgs Torhüter Simon Jentzsch ganz klar erst hinter der Linie zu fassen kriegte.
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„Da führst du schon mit 3:0, dann musst du zu Hause das Spiel aber auch ruhig nach Hause bringen“, grummelte hinterher Trainer Huub Stevens. Denn als Torsten Oehrl nach 79 Minuten noch zum 1:3 abstauben durfte, nachdem Torhüter Lars Unnerstall einen Schuss nur hatte abklatschen können, wurde es tatsächlich noch einmal unruhig. Unnerstall wird wohl auch in 14 Tagen beim Spiel in Fürth erneut für Timo Hildebrand im Tor stehen, der sich im Abschlusstraining das Knie verdreht hat. „Es ist bitter für Timo, ich denke, er wird mindestens zwei Wochen fehlen, wenn nicht sogar ein bisschen länger“, glaubt auch Manager Horst Heldt, der sich ebenso wie Trainer Stevens über fehlende Standfestigkeit seiner Spieler wunderte, die in den unpassendsten Momenten wegrutschten. „Der Rasen war nicht ganz fest, besonders oben die ersten zwei Zentimeter“, suchte Huntelaar nach einer Erklärung. Eine Begründung, die Horst Heldt allerdings nicht als Entschuldigung gelten lässt: „Wenn ich früher ins Stadion gekommen bin, habe ich mir den Rasen angeschaut und das entsprechende Schuhwerk gewählt. Da muss man sich besser vorbereiten.“
Schönes Afellay-Dribbling
Richtiges Schuhwerk, aber wohl noch die falschen Laufwege offenbarte Neuzugang Ibrahim Afellay in seiner knapp zehnminütigen Mitwirkungszeit. Ein schönes Dribbling mit verrutschtem Abschluss war seine Ausbeute. „Er ist ein exzellenter Fußballer, aber auch er braucht eine Eingewöhnungszeit“, so der Manager.
Das Schlusswort kam von Huntelaar: „Ich denke, da ist noch Raum nach oben.“ Damit meinte er aber die ganze Mannschaft.