Oer-Erkenschwick. . Nach dem 4:2 im Elmeterschießen gegen Titelverteidiger VfL Wolfsburg geht es für die Schalker A-Junioren nun gegen die Münchner um die Meisterschaft. Im Halbfinale war einer Sündenbock und Matchwinner in einem.

Wenn Norbert Elgert so von seiner Mannschaft erzählt, spürt der Zuhörer sofort, dass der 55-Jährige unheimlich stolz ist. Und aus dem stolzen Trainer der Fußball-A-Junioren des FC Schalke 04 ist am Sonntagvormittag in Oer-Erkenschwick auch ein sehr glücklicher Trainer geworden. Nach 2006 hat er es zum zweiten Mal geschafft, eine U 19 der Königsblauen ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft zu führen. Und wieder wird der Gegner FC Bayern München heißen. Mit 6:4 (2:2, 1:0) setzten sich die Schalker nach Elfmeter-Schießen vor mehr als 5000 begeisterten Zuschauern gegen Titelverteidiger VfL Wolfsburg durch.

Okay. Ein Elfmeter-Schießen ist auch ein Lotterie-Spiel. Wer jedoch beide Partien – das 2:2 am Mittwochabend in Wolfsburg und eben das Spiel im Stimberg-Stadion – gesehen hatte, konnte nur zu einem Schluss kommen: Der FC Schalke 04 steht verdient im Finale. „Weil wir über 70 Minuten dominiert haben, geht das schon in Ordnung“, sagte auch Norbert Elgert. Weil seine Mannschaft wieder über weite Strecken eine taktisch und technisch herausragende Leistung gezeigt hat, weil sie wieder zurückgekommen und nicht zusammengebrochen ist, nachdem die Jungwölfe das 0:2 ausgeglichen hatten.

Ridvan Balci hing in der Luft - kopfüber

Als Lukas Raeder, der seit der 26. Minute eine Platzwunde unter der linken Augenbraue und seit der 62. Minute wegen des 2:2 Schuldgefühle hatte, den Elfmeter des extra eingewechselten Steffen Dieck parierte und das Halbfinale entschied, begann die Party. René Klingenburg, der ein Riesen-Spiel gemacht hatte, den Elfmeter zum 1:0 herausgeholt und das 2:0 markiert hatte, rannte in Windeseile zur Haupttribüne und hämmerte mit seiner Faust auf seiner Brust herum. Total erleichtert, vor allem aber total stolz. Und U-19-Nationalstürmer Philipp Hofmann, der 1:0-Elfmeterschütze und 2:0-Vorbereiter, nahm den an diesem Sonntag besten Schalker huckepack – allerdings falsch herum. Kopfüber halt hing Ridvan Balci in der Luft.

Die Anspannung des Elfmeter-Schießens war vergessen. Und auch die Anspannung des Spiels, das Schalke bis zum ersten Gegentor beherrscht hatte. „Das hätte man schon eher geklärt haben können“, sagte Bodo Menze, der Administrative Leiter der Knappenschmiede. Oder, um die Worte des Trainers zu benutzen. „Im Prinzip bist du schon durch. Du musst nur das dritte Tor machen“, sagte Norbert Elgert. „Wir haben die Läufe nicht mehr aufgenommen und Stellungsfehler in der Tiefe gemacht.“ Er gab auch zu, in so einer Phase mal stinksauer zu sein. Jetzt heißt es: gewesen zu sein.

Uwe Vester hat beobachtet

Aber da ist eben dieser außergewöhnliche Team-Spirit, der auch beim Jubeln deutlich wurde. Alle feierten, auch wenn sie von ihrem Coach nur einen Platz auf der Bank oder noch nicht einmal einen im Kader erhalten hatten. Und wenn sich der VfL Wolfsburg im Elfmeter-Schießen durchgesetzt hätte, der FC Schalke 04 ausgeschieden wäre? „Dann hätte ich keinem den Kopf abgerissen“, sagte Norbert Elgert. Den Spielern könne er sowieso nichts nachtragen. „Die Jungs“, sagte er am Sonntag, „haben so viel investiert und so viel gegeben.“

Jetzt heißt es für die Fußballer der Schalker U 19, sich zu erholen und „taktisch zu verbessern“ (Elgert). Dann kann der FC Bayern München kommen, den Scout Uwe Vester sowohl beim 3:1-Sieg gegen Hertha BSC Berlin als auch beim 1:1 im Rückspiel beobachtet hat. Anstoß wird am Sonntag um 11 Uhr sein – wieder im Stimberg-Stadion. „Ich rechne dann“, sagte Bodo Menze, „mit einer fünfstelligen Zuschauer-Zahl.“ 14 900 passen rein. Und es ist 20 Jahre her, dass die Heimspielstätte der SpVgg Erkenschwick zum bislang letzten Mal ausverkauft war.

FC Schalke 04 - VfL Wolfsburg 6:4 n. E. (2:2, 1:0)

Tore: 1:0 Philipp Hofmann (36., Foulelfmeter), 2:0 René Klingenburg (54.), 2:1 Andac Güleryüz (58.), 2:2 Philipp Hauck (62., Foulelfmeter).

Elfmeter-Schießen: 3:2 Tammo Harder, 3:3 Murat Bildirici, 4:3 Noah Korczowski, 4:4 Andac Güleryüz, 5:4 Max Meyer, Nils Winter schießt drüber, 6:4 Axel Borgmann, Lukas Raeder pariert gegen Steffen Dieck.

FC Schalke 04: Raeder - Korczowski, Ayhan, Kolasinac, Borgmann - Klingenburg, Baus (83. Harder), Zander, Balci - Hofmann, Max (74. Meyer).