Gelsenkirchen.. Vor den Halbfinal-Spielen um die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren gegen den VfL Wolfsburg sprach die WAZ mit Bodo Menze, dem Administrativen Leiter der Nachwuchs-Abteilung des FC Schalke 04. Der 59-Jährige sieht keinen Favoriten auf den Titel.
Nach sechs Jahren gehören die A-Junioren des FC Schalke 04 wieder zu den vier besten Fußball-Mannschaften ihrer Altersklasse in Deutschland. 2006 gewannen Ralf Fährmann, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und andere den Titel. Vor dem Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft, das am Mittwoch (18.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg angepfiffen wird, sprachen wir mit Bodo Menze, dem Administrativen Leiter der Schalker Nachwuchs-Abteilung.
Ihre U 19 steht im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Ist das schon ein Erfolg?
Bodo Menze: Ja, auf jeden Fall. Wenn man den Einzug ins Halbfinale nicht als Erfolg sieht, weiß ich nicht, was man als Erfolg bezeichnen soll. Wir leben zwar in einer Gesellschaft, in der es sehr, sehr schwierig ist, einen zweiten, dritten oder vierten Rang als guten Platz zu verkaufen. Aber ich denke, wir sollten mal auf den Boden der Tatsachen zurückkommen und auf dem Teppich bleiben. Es ist ja auch die Zielsetzung, die man mal hinterfragen muss.
Und die wäre?
Menze: Warum tun wir unsere Arbeit? Es geht doch in erster Linie um die Ausbildung von Talenten. Und das geschieht im Fußball innerhalb einer Mannschaft. Damit ein Talent vernünftig ausgebildet wird, muss es ein vernünftiges Umfeld haben. Sonst geht man baden, eher baden als in einer intakten Mannschaft.
Das bedeutet also im Klartext, dass es für den Verein FC Schalke 04 wichtiger ist, dass, um nur zwei Namen zu nennen, Sead Kolasinac und Philipp Hofmann Bundesliga-Spieler werden, als dass die A-Junioren die Deutsche Meisterschaft gewinnen?
Menze: Eindeutig Ersteres. Und ohne jede Diskussion. Der Meister-Titel wäre ein schönes Beiwerk.
Und wie verkaufen Sie dies den Spielern dieser Mannschaft, die genau wissen, dass sie zwar Teil dieser U 19 sind, aber wohl nie Profis werden können?
Menze: Jeder ist auf dem Platz für sich selbst verantwortlich und hat seine Leistung zu bringen. Wir können nur den Rahmen abstecken.
Der vielleicht beste Schalker des Jahrgangs 1993 ist Julian Draxler. Wird er jetzt in der Endrunde für die A-Junioren spielen?
Menze: Er könnte theoretisch spielen. Aber ich denke, dass wir auch mal die Realität sehen und die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme stellen müssen.
Es wäre also nicht sinnvoll?
Menze: Julian hat als noch 17-Jähriger ein volles Pokal-Finale in Berlin gespielt. Er hat als noch 17-Jähriger ein volles Champions-League-Halbfinale in Old Trafford bestritten. Er ist von Huub Stevens klug aufgebaut worden und hat sich zum Bundesliga-Spieler entwickelt, und er hat dank seiner Einberufung bei der A-Nationalmannschaft reingeschnuppert. Ich bin der Auffassung, dass Julian jetzt gut daran tut zu regenerieren und wir die Zusammenhänge nicht aus den Augen verlieren dürfen.
Zuletzt hat eine Schalker A-Jugend im Jahr 2006 die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Vergleichen Sie mal die Mannschaft von damals mit der aktuellen.
Menze: Vom Gefühl her würde ich sagen, dass sich die heutige Mannschaft noch deutlich mehr als damals über das Team definiert, über die Teamleistung. Es gibt sehr gute Spieler in dieser Mannschaft, ich zitiere jetzt mal Berti Vogts (lacht), aber die Breite in der Spitze ist da. Da spielt ein Philipp Hofmann, ein Sead Kolasinac. Da spielt mittlerweile auch ein Max Meyer, der seine Einsätze dosiert von Trainer Norbert Elgert bekommt, der ihn ein- und aufbaut. Da spielt auch ein Kaan Ayhan. Jetzt hebe ich schon einzelne Namen heraus. Das ist es aber nicht: Diese Mannschaft ist als Mannschaft stark und nicht wegen ihrer herausragenden Einzelkönner. Interessant ist ja, dass man erst später weiß, was los war.
Im Halbfinale geht es am Mittwoch und dann am Sonntag um 11 Uhr im Stimberg-Stadion gegen Titelverteidiger VfL Wolfsburg. Gibt es einen Favoriten?
Menze: Nee.
Sehen Sie es so, dass sich beide Mannschaften wie auch die anderen Halbfinalisten FC Bayern München und Hertha BSC Berlin in etwa auf einem Niveau bewegen?
Menze: Das würde ich so sehen.