Gelsenkirchen. . Bei der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 verkündet der Vorstand ehrgeizige Ziele. Für Misstöne sorgen die allerdings die Kosten für die Tickets. Viel Beifall dagegen gab es für Rudi Assauer und Gerald Asamoah: Sie sind neue Mitglieder in der Ruhmeshalle der Königsblauen.
Wer in den 90er-Jahren über Jahreshauptversammlungen des FC Schalke 04 berichtete, der kam nicht umhin, diese Veranstaltungen turbulent zu nennen. Hochemotional ging es damals zu, Kräche und Krisen waren hartnäckige Begleiter, oft ging es so seriös zu wie in einer Catcher-Bude auf der Kirmes. Noch immer ist Schalke ein Klub, der viele Menschen bewegt, ein Klub, der nie langweilig wird. Noch immer gibt es Streitpunkte und Meinungsverschiedenheiten – allerdings längst in gesitteter Atmosphäre. 2791 Mitglieder und eine gut vorbereitete Führung machten die Hauptversammlung am Sonntag in der Emscher-Lippe-Halle zu einem angenehm strukturierten königsblauen Familientreff.
Es flossen auch Tränen, Tränen der Rührung. Gerald Asamoah, der auf Schalke elf Jahre lang das Sinnbild eines hingebungsvollen Kämpfers war, hielt sich die Hand vor die Augen, als die Leute ihn minutenlang klatschend und singend empfingen, bevor sie ihn offiziell in die Ehrenkabine beriefen, in die Ruhmeshalle des Vereins. Sie standen auch auf für einen weiteren ewigen Schalker, der aber nicht die Kraft hatte, persönlich zu erscheinen. Dass Rudi Assauer, der an Alzheimer erkrankte langjährige Manager, ebenfalls einstimmig in die Ehrenkabine gewählt wurde, verstand sich von selbst.
Keine Alternative zur finanziellen Konsolidierung von S04
Einig waren sich alle Schalker darin, dass es keine Alternative zu dem vom Vorstand und vom Aufsichtsrat vorgegebenen Weg der finanziellen Konsolidierung gibt. „Wir müssen die Einnahmen steigern und die Ausgaben reduzieren“, betonte Finanzchef Peter Peters. Dies soll allerdings nicht bedeuten, dass Schalke seine sportlichen Ziele zurückschrauben würde. Von „Konsolidierung bei möglichst großem sportlichen Erfolg“ sprach Manager Horst Heldt, der im Profikader „Quantität reduzieren und Qualität erhalten“ will.
Mit einer Maßnahme der Einnahmensteigerung zog der Vorstand allerdings Kritik an wie ein Magnet einen Stapel Nägel. Beim Stichwort Ticketpreise mussten sich Peters, Heldt und Marketing-Vorstand Alexander Jobst einiges anhören. Was sie als „moderate Anpassung“ verkauft hatten, sind zum Teil massive Preissprünge. Ab der kommenden Saison ist eine fortwährende gestaffelte Steigerung geplant. So kostete etwa eine Dauerkarte im Oberrang Nord im Jahr der Arena-Eröffnung 188 Euro. 15 Jahre später, also zur Saison 2016/17, soll diese Karte dann 451 Euro in die Schalker Kassen spülen, also 140 Prozent mehr.
Furcht vor möglicher Veränderung des Publikums
„Die Leute geben schon alles für den Verein, aber mehr als alles können sie nicht geben“, beklagte sich ein Mitglied während der Aussprache. „Wenn nur einer von den Jungs wegen der höheren Preise draußen bleibt, sind wir nicht mehr der Klub, der wir jetzt sind.“ Für diesen Redebeitrag bekam der Mann Applaus wie Klaas-Jan Huntelaar nach einem Fallrückzieher. Ein anderer Kritiker mahnte, dass sich bei steigenden Preisen das Zuschauergefüge verändern werde. Da sogar Aufsichtsratsmitglieder ihr Unverständnis über die Kartenkosten äußerten und sich zudem darüber beklagten, zu wenig informiert gewesen zu sein, sagte der Vorstand Nachbesserungsarbeiten zu. Vor allem sozial schwächeren Fans soll der Besuch in der Arena weiterhin ermöglicht werden. „Wir wollen helfen, wo Hilfe nötig ist“, versprach Peter Peters.
Besonders er hat als Finanz-Vorstand noch eine Menge Baustellen zu bearbeiten. „Der Verein muss in den nächsten zehn Jahren wieder weitgehend schuldenfrei werden“, bekräftigte Peters. Clemens Tönnies macht sich jedenfalls „keine Sorgen um unseren Verein“, den er etwas eigenwillig als „nicht überschuldet“ bezeichnete. Optimismus ist das Stichwort: Schalke will nicht jammernd zurückblicken, Schalke will entschlossen vorwärtskommen.