Gelsenkirchen. Auf der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 spielt wie immer in den vergangenen Jahren auch das Thema Finanzen eine wichtige Rolle: Der Verein will bald weitgehend schuldenfrei sein - und trotzdem eine schlagkräftige Mannschaft zusammenstellen.

Ehrgeizige wirtschaftliche und sportliche Ziele hat sich der hochverschuldete Fußball-Bundesligist Schalke 04 gesetzt. „Der Verein muss in den nächsten zehn Jahren wieder weitgehend schuldenfrei werden“, sagte Finanzvorstand Peter Peters auf der Jahreshauptversammlung der Königsblauen am Sonntag: „Das werden wir auch gemeinsam schaffen.“ Gleichzeitig will sich der Tabellendritte in der Bundesliga-Spitze behaupten und Stammgast in der Champions League werden. „Die Aufgabe ist klar: sportlicher Erfolg bei finanzieller Konsolidierung“, betonte Manager Horst Heldt.

Im vergangenen Jahr reduzierten die Gelsenkirchener mit einem Konzern-Rekordumsatz von 224,2 Millionen Euro ihre Finanzverbindlichkeiten um 32 auf 184 Millionen Euro. Über eine neue Mittelstandsanleihe will der Klub seine Schulden umschichten. In den ersten Ausgabetagen seien bereits Papiere für 28 Millionen Euro gezeichnet worden, berichtete Peters, insgesamt sollen 50 Millionen erzielt werden.

Finanzielle Schieflage von Schalke in der Vergangenheit

Kritik an der immer noch hohen Schuldenlast konterte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies mit dem Verweis auf die enorme finanzielle „Schieflage“ in der Vergangenheit. „Wir haben ein Stadion, das wir uns eigentlich gar nicht hätten leisten können“, sagte der Fleischfabrikant über die 2001 eröffnete Arena.

Er selbst habe „eine feindliche Übernahme verhindert, berichtete Tönnies und bestätigte, dass er vor zwei Jahren die sogenannte Schechter-Anleihe in Höhe von 65 Millionen Euro übernommen habe. Mittlerweile sind große Teile bankenfinanziert. Die Tönnies-Gruppe hält, wie wir berichteten, noch einen Rest von etwa 25 Millionen Euro. Mit der Mittelstandsanleihe soll sie endgültig abgelöst werden.

Sportvorstand Heldt betonte, dass trotz des Einzugs in die Champions League die Möglichkeiten für millionenschwere Transfers beschränkt seien. Zum Interesse an den niederländischen Nationalspielern Rafael van der Vaart und Eljero Elia äußerte er sich nicht. Der aufgeblähte Kader müsse weiter verkleinert werden. „Wir haben noch zu viele Spieler unter Vertrag.“ Heldt versprach den 2662 stimmberechtigten Mitgliedern für die neue Saison „eine schlagkräftige Mannschaft, die in allen drei Wettbewerben konkurrenzfähig sein wird“. Superstar Raul, der nach Katar gewechselt ist, verabschiedete er mit den Worten: „Er hat jetzt mehr Zeit für die Familie und wahrscheinlich auch mehr Geld. Da gibt“s kein Brutto.“

Assauer und Asamoah in Ehrenkabine

Massive Kritik gab es an der Erhöhung der Eintrittspreise. Peters rechtfertigte sie mit der Notwendigkeit, die Einnahmen zu erhöhen. „Wir wollen auch den sportlichen Erfolg. Deshalb müssen wir den Umsatz erhöhen und die Personalkosten senken“, sagte Peters.

Den langjährigen Manager Rudi Assauer und Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah wählten die Mitglieder in die sogenannte Ehrenkabine. Der an Alzheimer erkrankte Assauer, der nicht anwesend war, war von 1981 bis 1986 und von 1993 bis 2006 Manager der Königsblauen und maßgeblich für den UEFA-Cup-Triumph 1997 sowie den Bau der Schalker Arena verantwortlich. Anfang des Jahres machte der 68-Jährige seine Krankheit öffentlich.

Leitbild: Schalke ist "Kumpel- und Malocherklub"

Asamoah, der mit Sprechchören gefeiert wurde, hatte sich von 1999 bis 2010 in die Herzen der Schalker Fans gespielt. „Ich werde immer ein Schalker bleiben“, sagte der aktuelle Profi des Bundesliga-Aufsteigers SpVgg Greuther Fürth. Mit 43 Partien ist der mittlerweile 33-Jährige Rekordspieler der Königsblauen in der deutschen Nationalmannschaft. Der gebürtige Ghanaer bestritt für Schalke 279 Bundesligaspiele und erzielte 44 Tore. Der Ehrenkabine gehören mittlerweile 28 ehemalige Spieler, Trainer und Funktionäre an.

Der Verein gab sich zudem ein Leitbild, in dem er seine Tradition als „Kumpel- und Malocherklub“ betont, sich gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt ausspricht und ein langfristiges sportliches Konzept anstrebt. In den Aufsichtsrat wurden der Wirtschaftsprüfer Ingolf Müller und der Diplom-Ingenieur Uwe Kemmer gewählt. (sid)