Gelsenkirchen. Die Schalker Verantwortlichen stecken nach Raúls Gala gegen Bilbao in einem Dilemma. Sollen sie über ihren Schatten springen und dem fast 35-jährigen Publikumsliebling doch weiter als mit einem Einjahres-Vertrag entgegenkommen? Ein Kommentar.

Die Geschichten von der magischen Nacht auf Schalke mit Ballzauberer Raúl im Mittelpunkt waren schon ausformuliert. Aber obwohl sie binnen weniger Minuten, die einem wahrhaft spanisch vorkamen, radikal umgeschrieben werden mussten, bleibt das Thema Raúl bei S04 auf der Tagesordnung. Nicht zur reinen Freude der Bosse, die von Kritik wohl nur dann verschont bleiben, sollte der „Senor“ den angebotenen Ein-Jahresvertrag wider Erwarten doch akzeptieren.

Schalkes Dilemma: Wenige Spieler haben die Seele des Klubs in so kurzer Zeit derart berüht und gewärmt wie der bescheiden auftretende spanische Weltstar. Einen solchen Sympathie- und Werbeträger zu halten, versteht sich eigentlich von selbst. Auf der anderen Seite widerspricht es in dieser Branche jeder wirtschaftlichen Vernunft, einem fast 35-Jährigen den offenbar geforderten mehrjährigen Kontrakt zu geben. Zumal für einen hoch verschuldeten Klub, der seine exorbitanten Personalkosten senken muss und will. Die Sünden der Vergangenheit schlagen heute brutal zu Buche. Nur ein Beispiel: Die Millionen, die Raúl zwei weitere Jahre kosten würde, hat ein Albert Streit auf der Tribüne kassiert.

Die Verantwortlichen der Schalker sind nicht zu beneiden

Nun helfen solche Vergleiche natürlich nicht weiter. Und auf den viel beschworenen Wohlfühlfaktor zu setzen, bringt auch wenig. So richtig wohl, das lehrt die Erfahrung, fühlen sich Fußballprofis eben erst beim Blick auf den Kontoauszug. Und selbst wenn es ihnen auf die eine oder andere Million tatsächlich nicht mehr ankäme: Die Verdiensthöhe und die Vertragsdauer werden in der Regel als mindestens so wichtiges Zeichen der Wertschätzung gesehen wie die sportlichen Belange und die Zuneigung der Fans.

Was daraus zu folgern ist? Raúls Unterschrift unter einen Einjahres-Vertrag wäre ein ähnliches Wunder wie ein Schalker Sieg mit drei Toren Unterschied in Bilbao. Wie die Verantwortlichen mit dieser Aussicht umgehen, wird spannend zu beobachten sein. Zu beneiden sind sie nicht.