Gelsenkirchen.. Der FC Schalke 04 arbeitet die Schäden der 2:4-Heimniederlage in der Europa League gegen Athletic Bilbao ab. Gesucht werden Handschuhträger: Timo Hildebrand fehlt am Sonntag beim Spiel in Hoffenheim und wird durch Mathias Schober ersetzt.

Von schlechten Verlierern ist im Sport häufig die Rede. Diesmal nicht. Diesmal gilt es, über einen guten Verlierer zu berichten. Über einen Fußballer mit Magie und Manieren, mit Angriffslust und Anstand. Raúl Gonzalez Blanco hatte der langen Kette seiner fantastischen Leistungen im Europapokal ein weiteres Glied hinzufügt und seinen FC Schalke 04 mit zwei Toren gegen Athletic Bilbao auf Siegkurs gebracht, doch aus einem 2:1 wurde ein 2:4. Der Einzug der Königsblauen ins Halbfinale der Europa League ist nun so wahrscheinlich wie ein K.o.-Schlag von Felix Sturm gegen Wladimir Klitschko.

Raúl hätte also toben, fluchen und meckern können, wer hätte es ihm verdenken wollen. Aber er ging nach dem Abpfiff zu jedem einzelnen Basken und gratulierte höflich zum Sieg. Danach führte er seine Mannschaft als Kapitän auf eine Ehrenrunde der etwas anderen Art: Geknickt schritten die Schalker die Tribünen ab, sie bedankten sich bei den Fans und erhielten sogar Applaus zurück.

Wie sehr es in Raúl gegrummelt hatte, ließ er erkennen, als er geduscht aus der Kabine kam. Zum letzten Mal an diesem Abend spurtete er los: vorbei an allen Reportern und Kameraleuten. Die deutschen kennen das, die spanischen waren schwer enttäuscht darüber, dass er auch sie komplett ignorierte. „Gegen einen spanischen Klub zu Hause zu verlieren, das trifft ihn natürlich ganz besonders“, erklärte Horst Heldt.

Unnerstall im Training

Schalkes Manager verhandelt in diesen Tagen mit Raúls Berater Gines Carvajal über die Zukunft des 34-jährigen Weltstars. Schalke hat eine Vertragsverlängerung für eine weitere Saison zu verringerten Bezügen angeboten – in der aktuellen Form würde sich ein Verbleib Raúls für den Klub allemal lohnen.

Dass diese Mannschaft in weiten Teilen noch unreif ist und deshalb Führung braucht, zeigte sich, als sie das 3:1 erzwingen wollte und unbekümmert in die Falle plumpste. „Wenn man 2:1 führt, muss man auch mal clever und zufrieden sein“, meinte Trainer Huub Stevens. „Man muss in der Organisation bleiben, aber das haben wir nicht getan.“ Bilbaos argentinischer Trainer Marcelo Bielsa nannte Schalkes Offensivstärke zwar „furchteinflößend“, weshalb er noch lange nicht daran glaube, dass sein Team schon vor dem Rückspiel durch sei, Stevens aber verschwendete an einen Sensationssieg mit drei Toren Differenz keinen Gedanken: „Damit rechne ich nicht“, sagte er.

Stattdessen nahm er sich seine Spieler vor. Sein Vorwurf: Es hätten nicht alle zu hundert Prozent am Spiel teilgenommen. Auch für den diesmal erfolglos gebliebenen Stürmer Klaas-Jan Huntelaar hatte der Zusammenbruch mehr Gründe als nur Naivität: „Mehr Druck, mehr Glaube, mehr Wille – dann hätten wir auch mehr erreichen können.“

Schalke will den dritten Tabellenplatz verteidigen

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Stevens hofft, dass die Mannschaft aus ihrem Fehlverhalten die richtigen Lehren zieht – und zwar sofort. Schon am Sonntag steht das wichtige Bundesligaspiel bei 1899 Hoffenheim (17.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) an, und wenn Schalke dort den dritten Tabellenplatz verteidigen will, der die ersehnte Champions-League-Qualifikation verheißt, dann dürfen die unangenehmen Erlebnisse vom Donnerstagabend nicht zu viele seelische Schäden angerichtet haben.

Ohnehin besteht ja bereits das Problem, dass nun schon der vierte Torhüter in dieser Saison benötigt wird. Mathias Schober, der zur zweiten Halbzeit gegen Bilbao eingewechselt wurde, muss auch in Hoffenheim spielen, Timo Hildebrand hat sich eine Bänder- und Kapselverletzung im Ellbogen zugezogen. Der Platz auf der Bank wird kurzfristig vergeben. „Wir müssen mal schauen, wer im Verein noch Handschuhe hat“, meinte Manager Heldt. Gecastet wurden beim Training Robin Himmelmann aus der U 23 und Lukas Raeder aus der U 19. Dass ausgerechnet am Freitag Lars Unnerstall auf den Platz zurückkehrte, hat für Sonntag nichts zu bedeuten. Nach überstandener Schultereckgelenksprengung soll der 21-Jährige nicht zu früh verheizt werden.

Schalke steckt in einer anstrengenden Phase. Treffend dokumentiert dies die leicht verunglückte Analyse von Außenverteidiger Christian Fuchs: „Wir hatten viele Chancen, bei denen teilweise auch Pech gefehlt hat.“

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