Essen. Im großen Interview mit dem Fachmagazin “11 Freunde“ hat sich Felix Magath zu seinem Aus auf Schalke geäußert. Magath rechnet mit Schalke-Boss Clemens Tönnies ab: “Er ist es offenbar nicht gewohnt, dass man nicht in jeder Hinsicht auf ihn hört.“
Kein Bundesligatrainer polarisiert stärker als Felix Magath. Wie steht er selbst zur Kritik an seiner Transferpolitik und dem Rosenkrieg auf Schalke? Dazu hat sich der aktuelle Coach des VfL Wolfsburg im großen Interview mit dem Fachmagazin "11 Freunde" geäußert. Bei uns gibt es Auszüge des Gesprächs zu Magaths Trennung auf Schalke.
... über seinen Abgang beim FC Schalke 04.
Felix Magath: Sonntags gab es ein Treffen bei meinem Anwalt. Der Verein teilte mir mit, dass er mich fristlos entlassen wolle. Doch weder am Montag noch am Dienstag erhielt ich die angedrohte Kündigung. Das war für mich nicht weiter verwunderlich. Ich hatte mir ja nichts zuschulden kommen lassen und war im Recht. Dann habe ich von meiner Abberufung aus dem Vorstand erfahren und von mir aus gekündigt. Am Ende haben wir uns im beiderseitigen Einvernehmen getrennt. Ohne das Angebot des VfL und dessen schwieriger Tabellensituation hätte ich das nicht getan. Dann hätten wir möglicherweise alles vor Gericht geklärt.
... über den Vorwurf, er hätte sich bewusst darüber hinweg gesetzt, Finanzaktionen über 300.000 Euro vom Schalker Aufsichtsrat absegnen zu lassen.
Magath: So stand es wohl in der Satzung, die offenbar seit Jahrzehnten nicht mehr überarbeitet wurde. Mit dieser Größenordnung können Sie im heutigen Profifußball nicht mehr viel anfangen. Es war aber von Anfang an so besprochen, dass ich dieselben Kompetenzen wie in Wolfsburg bekomme, der Aufsichtsrat also alle meine Entscheidungen in Bezug auf den Kader im vorher festgelegten finanziellen Gesamtrahmen akzeptiert. Ich bin nun mal ein Mann des Wortes und halte mich daran.
... über den Vorwurf, er hätte auf Schalke einen Staat im Staate begründet.
Magath: Wenn ein Verein mit über 200 Mitarbeitern bei sieben Neueinstellungen von einer "Besatzungsmacht" spricht, ist das schon gewagt, oder? Ganz davon abgesehen, dass in einem Klub immer nur der die Macht hat, der die Finanzen kontrolliert.
... über Horst Heldt
Magath: Ich trainierte ihn als Profi in Frankfurt und habe ihn später von der Tribüne in Graz zum VfB Stuttgart geholt. Wir haben uns mal ganz gut verstanden, aber in der Zusammenarbeit auf Schalke sind die Dinge doch schwierig geworden. [...] Ich bin in der komfortablen Situation, den Großteil meiner Trainerkarriere bereits hinter mir zu haben. Das gibt mir die Freiheit, naiv zu sein und die Dinge so zu machen, wie ich sie für richtig halte. Wenn es klappt, sind alle glücklich, wenn nicht, höre ich eben wieder auf. Andere sind jünger und gehen die Sache anders an.
... auf die Frage, ob sein Image durch die Zeit auf Schalke gelitten habe
Magath: Mich trifft an der ganzen Sache vor allem, dass es denjenigen, die an meinem Image gekratzt haben, gelungen ist, die Fans gegen mich aufzubringen. Das ist vorher noch nie passiert. Dass die Fans mich für einen Söldner halten, der, wie unter Spielern zunehmend üblich, vorzeitig aus seinem Vertrag scheidet, hat mich getroffen.
So denkt Felix Magath über Clemens Tönnies
... über Clemens Tönnies.
Magath: Ein Mann wie Clemens Tönnies ist es offenbar nicht gewohnt, dass man nicht in jeder Hinsicht auf ihn hört. [...] Als wir in der Bundesliga völlig überraschend Vizemeister geworden waren, las ich in meinem Urlaub in den USA, dass Tönnies im Interview sagte: "Felix Magath darf nur das Geld ausgeben, was er vorher durch Spielerverkäufe reingeholt hat." Dabei war besprochen, dass wir auch einen Teil der Champions-League- Einnahmen in die Mannschaft reinvestieren wollten, um gerade im internationalen Wettbewerb eine gute Rolle spielen zu können. Das habe ich dann auch kundgetan.
... auf die Frage, wie schlecht es Schalke 04 bei seiner Amtsübernahme ging.
Magath: Die Saison 2008/09, als der Verein um jeden Preis versuchte, die Champions League zu erreichen, hatte große finanzielle Löcher hinterlassen. Am Anfang war von einem Defizit im unteren zweistelligen Millionenbereich die Rede, am Ende war es mehr als doppelt so viel. Das konnte ja keiner ahnen. Schalke 04 ist ein großer Verein, aber auch sehr unübersichtlich. (lächelt) Ich habe mich nie darüber beschwert und bin auch zur Landesregierung und den Banken gegangen, um Perspektiven aufzuzeigen und so die finanzielle Situation zu stabilisieren.
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... über eine ausgeschlagene Einladung des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters, obwohl dieser für den Klub einen 20-Millionen-Euro-Deal mit den Stadtwerken einfädelte.
Magath: Das war gar nicht persönlich gemeint. Mir fehlte einfach die Zeit, den Kontakt zum Bürgermeister zu halten. Ich hatte eine Mannschaft auf dem neunten Platz übernommen. Geld war keins da, ich musste den Kader mit Amateuren aufstocken.
Das komplette Interview mit Felix Magath - mit weiteren Aussagen über Schalke, zu seinem Image als Schleifer und seiner beruflichen Zukunft - steht in der aktuellen Ausgabe von "11 Freunde".