Gelsenkirchen. Trotz des Erfolges will Schalke-Boss Tönnies mit der geplanten Magath-Entlassung die Reißleine ziehen: Im Verein brenne es lichterloh. Schon am Samstag könnte laut einem Medienbericht Otto Rehagel auf der Schalke-Bank sitzen.

Ein Tag der Emotionen endete für den FC Schalke 04 mit einem wunderbaren Resultat, mit einem Rausch in Königsblau: Der FC Schalke steht im Viertelfinale der Champions League! Nach dem 1:1 im Hinspiel gelang dem Team gegen den FC Valencia ein leidenschaftlich erarbeiteter 3:1-Sieg. Doch am Dienstag war kein Spieler der gefragteste Mann in der Arena, sondern Clemens Tönnies.

Nach der Berichterstattung der WAZ-Mediengruppe über das bevorstehende Aus für Felix Magath sollte der Aufsichtsratsvorsitzende Farbe bekennen. Doch er wich aus. Auf ein Dementi aber musste Magath vergeblich warten. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Tönnies: „Wir freuen uns jetzt erst einmal auf ein tolles Spiel, alle anderen Fragen beantworten wir später – in den nächsten Tagen.“ Im kleinen Kreis aber soll er deutlicher geworden sein: Man müsse "die Reißleine ziehen, unabhängig von der Champions League. Im Verein brennt es lichterloh."

Nach Informationen des "Kicker" und der "Süddeutschen Zeitung" wolle sich Schalke offenbar so schnell wie möglich von Trainer Felix Magath trennen. Laut Spiegel könnte er schon am Samstag durch Otto Rehagel beim Spiel gegen Frankfurt ersetzt werden. Ob Robin Dutt, der bisher als einer Favoriten, auf die Magath-Nachfolge galt, tatsächlich auf dem Markt ist, scheint fraglich. Der "Kicker" meldet, dass der Trainer des SC Freiburg seit Monaten der Topkandidat auf die Nachfolge von Jupp Heynckes bei Bayer Leverkusen sei.

„Nicht verrückt machen lassen, liebe Schalker“

Der sportliche Aschermittwoch hatte auf Schalke schon aufregend begonnen. Die bevorstehende Trennung von Trainer und Manager Felix Magath hatte ein gewaltiges Echo ausgelöst: unter den Fans, in den Medien („Scheidung aus Misstrauen“, titelte etwa die Süddeutsche Zeitung) und natürlich auch im Verein. Magath fühlte sich aufgefordert, reagieren zu müssen, er nutzte erneut die Internet-Plattform Facebook. Um 16.24 Uhr wandte er sich mit einem Eintrag an die Fans. „Nicht verrückt machen lassen, liebe Schalker“, hieß es dort. Er lasse sich nicht beirren, es zähle nur das Weiterkommen in der Champions League.

Vor Spielbeginn betonte er im Interview mit dem TV-Sender Sky, von den Entscheidungsgremien bisher nicht über deren Vorhaben informiert worden zu sein: „Mir hat das keiner gesagt, ich weiß von nichts. Diese Nebengeräusche sind für mich uninteressant.“ Kurze Zeit später ließ er aber bei Sat.1 seine Enttäuschung durchklingen: „Ich kann mir die Meldung nicht erklären. So etwas hat hier scheinbar Tradition.“

„Manu bleib"

Das vom Schalke-Chef Tönnies erhoffte große sportliche Ereignis begann mit einer beeindruckenden Demonstration der Fans. Weniger für Felix Magath, sondern für Manuel Neuer. „Manu bleib“ stand auf Tausenden weißen Schildern, und ein langes Banner war Dank und Aufforderung zugleich: „20 Jahre für Schalke am Ball – weiter so!“

Aber auch Felix Magath erhielt spürbare Unterstützung. Nach zehn Minuten rief eine größere Gruppe seinen Namen, die hinter dem Tor stehenden Ultras versuchten dies mit Gesang zu übertönen. Danach aber setzten sich die Magath-Befürworter deutlich hörbar durch.

Die Mannschaft ließ sich von all den Aufgeregtheiten ohnehin nicht, wie von vielen Fans befürchtet, beeinflussen oder gar verunsichern. Auf dem Rasen standen Profis, die auf der großen internationalen Bühne für Schalke und für sich selbst spielten – und die sich offenkundig kein Alibi für eine möglicherweise schlechte Leistung zurechtgelegt hatten.

Schon in der 14. Minute hätte Mario Gavranovic, der den verletzten Klaas-Jan Huntelaar in der Sturmmitte ersetzte, die Königsblauen in Führung bringen können, sein Kopfball aber wurde von Torhüter Vicente Guaita abgefangen. Drei Minuten später dann der Schock: Der frühere Wolfsburger Ricardo Costa brachte Valencia gegen eine desorientierte Abwehr in Führung.

Kessel der Emotionen

Doch Schalke bündelte an diesem Abend alle Kräfte, die Fans unterstützten die Mannschaft nach Kräften. Fünf Minuten vor der Pause wurden sie belohnt: Jefferson Farfan zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern direkt hoch ins Netz. Hoffnung schlug in Begeisterung um – die Stimmung in der Arena war phantastisch. Phonstark erklang der legendäre Euro-Fighter-Song von 1997, als Schalke im Uefa-Cup triumphierte. Und der brodelnde Kessel der Emotionen kochte über, als Mario Gavranovic in der 52. Minute mit einem Billard-Tor das 2:1 erzielte: Der Ball tickte gegen beide Innenpfosten, bevor er über die Linie rollte.

Manuel Neuer, wer sonst, hielt Schalke anschließend mit einer Traumparade gegen Aritz Aduriz auf Siegkurs. Und schließlich erlöste Jefferson Farfan alle Schalker mit dem 3:1 in der Nachspielzeit. Es war eine Demonstration der Stärke. Und während die Mannschaft den denkwürdigen Abend auf dem Rasen mit ekstatischem Tanz feierte, entschwand Felix Magath mitsamt seiner Emotionen direkt nach Abpfiff in die Kabine.

Interesse von Red Bull Leipzig an Magath

Das Training beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 fand am Donnerstagmorgen übrigens ohne Chefcoach Felix Magath statt. Die Einheit, die um 10 Uhr begann, wurde von Magaths Assistenten Seppo Eichkorn und Bernd Hollerbach geleitet. In der Vergangenheit hatte der ehemalige Münchner und Wolfsburger Meistertrainer Magath allerdings schon häufiger das Training nach Pflichtspielen seinen Assistenten überlassen. Magath traf erst später auf dem Schalker Vereinsgelände ein und verließ um 12 Uhr demonstrativ lächelnd den Mannschaftstrakt im Reha-Zentrum. Nach ein paar Fotos mit den Fans fuhr er kommentarlos davon.

Wie die Wiener Zeitung Österreich am Donnerstag berichtet, soll Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz an einer Magath-Verpflichtung interessiert sein. Der ehemalige Münchner und Wolfsburger Meistertrainer soll Mateschitz" Retortenklub RB Leipzig aus der Regionalliga in die Bundesliga und in den Europacup führen. Laut Österreich winken Magath in Leipzig die gleichen Vollmachten wie derzeit auf Schalke. (mit sid)

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