Essen. Im großen Interview mit “11 Freunde“ gewährt Ex-Schalke-Trainer Felix Magath Einblicke in sein Seelenleben. Dass er unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von einem erfolgreichen Wirken spricht, ist dreist. Ein Kommentar.
Im Gespräch mit dem Fußball-Magazin „11 Freunde“ hat Felix Magath jetzt bemerkenswerte Einblicke in sein Seelenleben gewährt, die das bestätigen, was alle, die ihn auf Schalke kennen gelernt haben, schon immer vermuteten: Der Mann lebt in seinem eigenen Kosmos. Ein Beispiel: Er beklagt, die Kritikfähigkeit habe abgenommen und demonstriert dann mit jedem Satz, kein bisschen selbstkritisch zu sein – auch nicht sich selbst gegenüber, möchte man in Anspielung auf Andy Möller sagen.
So kann dem aktuellen Wolfsburger Coach, der sich auf Schalke den bösen Spitznamen „Saddam“ verdiente, zwangsläufig nicht auffallen, dass er von ihm mit Recht gerügte „völlig veränderte Umgang miteinander in der Gesellschaft“ einer der Hauptvorwürfe an seinem Arbeitsstil ist. Beim Wort „soziale Kompetenz“ kriegt einer wie er die Krise. Kein Zufall wohl auch, dass in Magaths Zeit als Uerdinger Manager der damalige Bayer-Trainer Timo Konietzka auf die Frage nach dem schlechten Betriebsklima entgeistert fragte: „Was, eine Menge Kohle verdienen und auch noch Spaß haben?“
Dass Magath seine Arbeit auf Schalke unter sportlichen Gesichtspunkten positiv beurteilt, lässt sich angesichts der Vizemeisterschaft im ersten Jahr und den Erfolgen im DFB-Pokal und in der Champions League ja noch nachvollziehen, wenngleich zu seiner Bilanz auch der Absturz in die Abstiegszone in seiner zweiten Spielzeit gehört. Auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von einem erfolgreichen Wirken zu sprechen, ist allerdings schon dreist. Arbeitet sich doch Schalkes Sportdirektor Horst Heldt immer noch an Magaths Einkaufsflops ab.
Klima des tiefen Misstrauens und der sozialen Kälte
Am deutlichsten jedoch ist der Realitätsverlust des 58-Jährigen, dessen „Alle-macht-dem-Trainer-Modell“ inzwischen als Auslaufmodell gilt, an seiner Unfähigkeit festzumachen, sich vorstellen zu können, warum das Schalker Umfeld die Magath-Ära in Gelsenkirchen mit einem Klima des tiefen Misstrauens und der sozialen Kälte verbindet. In seinen vielleicht entlarvendsten Sätzen des Interviews verrät er: „Ich habe keine Kumpels unter ehemaligen Spielern.“ Und: „Glück zu empfinden, ist schwierig für mich, wenn es im Fußball nicht läuft.“
Mögen die bedauernswerten Menschen, die unter seinem Umgang zu leiden haben, dies auch anders sehen – seine offensichtlichen Defizite im menschlichen Bereich machen Felix Magath selbst auch zu jemandem, der Mitgefühl verdient.