Gelsenkirchen.. Spätestens am Ende der Saison läuft die Zeit von Felix Magath als Trainer und Manager des FC Schalke 04 ab. Die Entscheidungsgremien trauen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen Masterplan in die Tat umzusetzen.
Das Spiel ist von hoher Bedeutung, sportlich wie finanziell. Der FC Schalke 04 kann an diesem Mittwoch ins Viertelfinale der Champions League einziehen und damit auch weitere sieben Millionen Euro für die klamme Kasse des Klubs gewinnen. Doch selbst ein nach dem 1:1 im Hinspiel nicht unwahrscheinlicher Erfolg im Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Valencia (20.45 Uhr/live Sat 1 und im DerWesten-Ticker) kann Felix Magath nicht mehr retten. Nach gesicherten Informationen von Zeitungen der WAZ Mediengruppe ist die Trennung vom Trainer und Manager beschlossene Sache. Spätestens zum Saisonende wird für Magath die Mission Schalke beendet sein.
Führungsstil umstritten
Die Entscheidungsgremien trauen dem 57-Jährigen nicht mehr zu, seinen Masterplan, der den Gewinn der Meisterschaft bis spätestens zum Ablauf seines Vertrages im Jahr 2013 vorsah, in die Tat umzusetzen. Vor dem wegweisenden Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen die ebenfalls angeschlagene Frankfurter Eintracht besteht bei nur fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz die Sorge, dass die instabile Mannschaft im Saison-Endspurt möglicherweise noch gegen den Abstieg kämpfen muss. Blamable Heimpleiten gegen Hamburg und Hoffenheim sowie zwei Niederlagen bei den stark abstiegsgefährdeten Teams von Mönchengladbach und Stuttgart erhärteten diese Befürchtungen in der Rückrunde, die Magath ursprünglich zur Aufholjagd auf die Spitzengruppe nutzen wollte.
Der Einzug ins DFB-Pokalfinale durch ein 1:0 beim FC Bayern war bemerkenswert und kam überraschend, die Erfolge in der Champions League bewiesen, zu welchen Leistungen die nicht homogene Mannschaft grundsätzlich fähig ist. Für Magath ging bisher die Rechnung auf, wegen der enttäuschenden Auftritte seines Teams in der Bundesliga voll auf die beiden Cup-Wettbewerbe zu setzen. Als kühler Taktiker rechnete er nicht damit, dass auch andere Gründe als sportliche Bilanzen dazu führen könnten, dass er vom Thron geholt wird.
Durch seinen Führungsstil, der auf Allmacht und Autorität basiert, schlug er einen tiefen Riss in den Klub. Nach wie vor gibt es Schalke-Fans, die an Magaths außergewöhnliche Fähigkeiten glauben wollen und ihm Treue geschworen haben. Doch auf der anderen Seite stehen diejenigen, die lautstark und sichtbar seine Entlassung fordern, weil er sie durch Missachtung verprellt hat. Zum Beispiel, weil er es versäumte, rechtzeitig seine für viele Fans undurchschaubare Transferpolitik zu erklären und die Anhängerschaft durch Offenheit von seinem Weg zu überzeugen.
Magath ist es zudem nicht gelungen, aus der von ihm zu Saisonbeginn erheblich umgebauten Mannschaft eine Einheit zu formen. Klubinterne Kritiker werfen ihm Sturheit vor: Er verstehe es nicht, auf Spieler einzugehen, und bleibe ihnen auch manche Erklärung schuldig.
Horst Heldt wird zum Klubstrategen aufsteigen
Nicht eingebunden hat Magath auch Horst Heldt, der vor Saisonbeginn aus Stuttgart geholt wurde, um ihn bei seinen vielen Aufgaben als
Manager zu entlasten. Heldt wird nach der Trennung von Magath zum neuen Klubstrategen aufsteigen. Bei der Nachfolge-Regelung wird der zukünftige Schalke-Manager berücksichtigen müssen, dass der neue Trainer einem bestimmten Profil entsprechen soll. Gewünscht wird ein „Typ Klopp“. Ein noch relativ junger Trainer, für den Emotion, Begeisterung und Nähe keine Fremdworte sind, und der zudem bereits seine sportliche Kompetenz nachgewiesen hat.
Damit fielen Trainer wie Ralf Rangnick, Armin Veh oder Christian Gross aus dem Raster. Im Schalker Fokus stehen aufstrebende Publikumslieblinge wie der Mainzer Thomas Tuchel, der Freiburger Robin Dutt, der Fürther Ex-Schalker Mike Büskens und der St. Paulianer Holger Stanislawski.
Sollte sich die Lage verschärfen und es vor Saisonende zu einer Trennung von Magath kommen, läge auch für diesen Fall ein Plan bereit. Nach dem früheren Vorbild der Bayern, die Jupp Heynckes für Jürgen Klinsmann holten, würde Schalke die laufende Spielzeit mit einem erfahrenen Trainer zu einem akzeptablen Ende bringen wollen. Otto Rehhagel und Hans Meyer sind bekanntlich derzeit beschäftigungslos.
Wie auch immer das Spiel gegen Valencia enden mag: Auf Schalke wird es in den nächsten Tagen spannend zugehen. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies hielt sich am Dienstag mit Aussagen über Felix Magaths Zukunft zurück. Auf Anfrage erklärte er: „Ich werde mich vor so einem wichtigen Spiel zu dieser Frage nicht äußern.“
Wer sich aber vor dem Spiel äußerte, war Felix Magath selbst: "Mit mir hat keiner gesprochen", sagte der 57-jährige gegenüber dem Sportmagazin "Kicker".