Gelsenkirchen. Inter Mailand ist anscheinend an Schalkes Mittelfeldspieler Jose Manuel Jurado interessiert. Schalke-Manager Horst Heldt dementierte zwar ein Interesse der Italiener - abgeben würden die Königsblauen den Spanier trotzdem.
Rafael van der Vaart war im Gespräch. Zvjezdan Misimovic ebenfalls. Doch Schalke präsentierte vor fast genau einem Jahr Jose Manuel Jurado (25) als neuen Spielmacher. 13 Millionen Euro bezahlte Schalke an den spanischen Spitzenklub Atletico Madrid - damit wurde ein in Deutschland weitgehend unbekannter Spieler zum zweitteuersten Einkauf der Schalker Vereinsgeschichte nach Klaas-Jan Huntelaar. Jetzt würde Schalke den spanischen Mittelfeldspieler gern loswerden - obwohl Jurados Marktwerkt laut transfermarkt.de auf 9,5 Millionen Euro gesunken ist und der Transfer ein Minusgeschäft wäre.
Mit Inter Mailand gibt es auch anscheinend einen Interessenten, wie die italienische Zeitung "Gazzetta dello Sport" schreibt. Inter sei an einem Leihgeschäft mit Kaufoption interessiert, heißt es. Und das, obwohl Jurado bei der Schalker 0:2-Blamage in Helsinki auf dem Platz stand und deshalb bis zur Winterpause nicht für Inter in der Champions League spielen könnte. Manager Horst Heldt dementierte zwar am Mittwoch: "Mir ist nichts bekannt. Wir haben Anthony Annan nach Arnheim transferiert - sonst gibt es keine neue Entwicklung." Aber doch würde Schalke ein Angebot sicherlich nicht ablehnen. Jurado wäre dann der 15. Sommer-Abgang von S04 und der teuerste Flop aus Felix Magaths Ära. Bislang galt das für für Ciprian Deac (3 Millionen Euro Ablöse) und Annan (2,5 Millionen Euro), die Schalke schon verliehen hat.
Note 6 für Jurado
Im Moment ist bei den Königsblauen niemand auf Jurado gut zu sprechen. Das hängt mit seiner furchtbaren Leistung beim 4:2-Erfolg in Mainz zusammen. Jurado stand eine Halbzeit auf dem Platz, Schalke lag 0:2 hinten. Erst nach seiner Auswechslung lief es besser. Trainer Ralf Rangnick kritisierte Jurado nicht direkt, meinte aber: "Wir haben die Auswechslungen nicht ausgelost." Von DerWesten gab's die Note 6 und ein vernichtendes Urteil: "Er ignorierte die neue Gelegenheit zur Eigenwerbung hartnäckig. Mit dem Abspiel wartet der teure Spanier so lange, bis das Trikot aus der Mode gekommen ist. Jurado wäre auf einem Trimmpfad sicher besser aufgehoben – oder beim Eiskunstlauf, da würden seine Kringel nämlich positiv bewertet." Die Süddeutsche Zeitung schrieb: "Auf dem linken Flügel überboten sich Jurado und Fuchs mit Ballverlusten." Zudem bezeichnete die SZ Jurado als "Jogger". Bild bewertete Jurados Leistung als "Lustlos-Auftritt" und ergänzte: "Trottete 45 Minuten lang über den Platz, vermied sämtliche Zweikämpfe und brachte fast keinen Pass zum Mitspieler."
Ergebnis: Jurado dürfte seine letzte Chance wohl verspielt haben. In Schalkes Offensive ist kein Platz mehr für ihn. Auf der linken Außenposition in der offensiven Dreierreihe spielt Julian Draxler - und wenn der 17-Jährige eine Pause benötigt, wird er von Lewis Holtby vertreten. An Raúl, der im Zentrum spielt, kommt der beidfüßige Techniker ohnehin nicht vorbei, ebenso nicht an Jefferson Farfan (rechts) oder Farfan-Vertreter Jan Moravek. Auch auf der "6" im defensiven Mittelfeld ist Jurado hinter Joel Matip, Lewis Holtby, Jermaine Jones, Kyriakos Papadopoulos und Peer Kluge unter Rangnick nur noch sechste Wahl. Er hat den Anschluss verloren, obwohl er in der vergangenen Saison 44 Pflichtspiele bestritten hat.
44 Pflichtspiele für Schalke
Dabei erzielte der Mittelfeldmann immerhin acht Tore und bereitete sieben Treffer vor (Bundesliga: 28 Spiele/3 Tore+1 Vorlage, Champions League: 11/3+5, DFB-Pokal: 5/2+1). Jurado wurde 34-mal (!) ein- oder ausgewechselt. Seine Klasse deutete er vor allem in der Champions League an - aber konstant gut spielte er zu keiner Zeit. Ex-Trainer Felix Magath verglich Jurado mit dem legendären HSV-Spielmacher Kevin Keegan, der in seiner Anfangsphase beim HSV (1977/78) Schwierigkeiten hatte, aber danach aufdrehte und sowohl 1978 als auch 1979 zu "Europas Fußballer des Jahres" gewählt wurde - und den HSV zur Meisterschaft 1979 führte.
Die Schalker hofften, dass Jurado in dieser Saison ein ähnlicher Sprung gelingen könnte. In der Sommerpause setzte Manager Horst Heldt seine Nummer 18 unter Druck. "Von Jurado erwarte ich mehr. Er muss jetzt den nächsten Schritt nach vorn machen", sagte er im Trainingslager auf Rügen. Doch erst verpasste Jurado Teile der Vorbereitung wegen einer Verletzung, dann saß er zuerst auf der Bank - bis zum Mainz-Spiel.
Trotzdem trauen andere Vereine Jurado noch eine Menge zu - vermutlich haben sie den ohne Zweifel feinen Techniker in der Champions League beobachtet. Der FC Arsenal soll im Juni interessiert gewesen sein, nun ist es Inter Mailand. Bei Schalkes 5:2-Sternstunde in San Siro im Champions-League-Viertelfinale hatte Jurado seine wohl beste Leistung im S04-Trikot gezeigt (DerWesten-Note: 1,5). Jurado würde zum Nachfolger von Wesley Sneijder, wenn Inter den niederländischen Nationalspieler verkaufen sollte.
Dass Jurado auf Schalke zum Superstar wird, scheint aber ausgeschlossen sein.