Mainz. . Nach einer unterirdischen Halbzeit und 0:2-Rückstand sah der FC Schalke beim FSV Mainz schon wie der sichere Verlierer aus. Doch im zweiten Durchgang drehten die “Königsblauen“ auf und siegten am Ende eindrucksvoll mit 4:2.
Schalke will den Vertrag mit Jefferson Farfan unbedingt verlängern – und nach dem Spiel beim FSV Mainz 05 sollte Manager Horst Heldt das Angebot noch einmal erhöhen. 45 Minuten lang spielten die "Königsblauen" hundsmiserabel und lagen 0:2 zurück – dann kam Farfan und mit ihm die Wende. 4:2 (0:2) gewann Schalke und geht damit mit viel Selbstvertrauen ins Europa-League-Rückspiel gegen Helsinki, wo die Elf von Ralf Rangnick ebenfalls einen 0:2-Rückstand aufholen muss.
Vorbei und vergessen war die Schmach von Helsinki zwei Stunden vor dem Anpfiff. Raúl erklärte über eine spanische Nachrichtenagentur und über die Schalke-Seite, dass er in Gelsenkirchen bleibt. Und nicht nur das. „Die Zuneigung, die mir die Fans von Schalke entgegen bringen, ist außergewöhnlich und unvergesslich“, sagte Raúl – und in Zeiten von Smartphones verbreitete sich diese Nachricht ruck, zuck.
Rückkehrer Holtby und Fuchs
Schon lange vorher war bekannt, dass Christian Fuchs und Lewis Holtby an ihre alte Wirkungsstätte zurückkehren würden. In der vergangenen Saison hatten beide großen Anteil daran, dass sich Mainz für die Playoffs zur Europa League qualifizierte. Empfangen wurden sie höchst unterschiedlich. Für Holtby gab es besonders heftigen Applaus. Ganz anders bei Christian Fuchs, der von Beginn an ausgepfiffen wurde. Die Gründe: Holtbys Rückkehr nach Schalke stand lange fest, Fuchs’ Abgang war spontan und etwas schmutzig.
Der österreichische Nationalspieler kehrte im Vergleich zum 0:2 von Helsinki in die Startelf zurück. Für ihn musste Atsuto Uchida auf die Bank. Außerdem spielte Jose Manuel Jurado für Julian Draxler. Für Jurado war es der erste Einsatz von Beginn an in dieser Saison. Auch taktisch veränderte Rangnick eine Menge: Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos tauschten ihre Rollen. Matip verteidigte neben Benedikt Höwedes, Papadopoulos rückte ins defensive Mittelfeld – als einziger Sechser, denn Rangnick setzte auf das 4-1-4-1-System. Beim FSV verdrängten Bo Svensson und Zoltan Stieber Niko Bungert und Eric-Maxim Choupo-Moting auf die Bank.
Schalke von der Rolle in Hälfte Eins
Der Schalker Matip und der Mainzer Stieber standen auch gleich im Mittelpunkt. In der achten Minute unterlief Joel Matip ein Foul am eigenen Strafraum, Stieber flankte auf den Kopf von Andreas Ivanschitz, der von Papadopoulos und Fuchs allein gelassen wurde – 1:0 für Mainz. Das Spiel hatte noch gar nicht richtig angefangen und Rangnicks Positionstausch hatte nichts gebracht.
Das frühe Gegentor brachte die Schalker aus dem Konzept. Auch Torwart Ralf Fährmann, bisher der beständigste "Königsblaue" in dieser Saison, ließ sich anstecken. Drei Minuten nach dem ersten Gegentor ließ er einen 20-Meter-Schuss von Sami Allagui – Holtby hatte den Ball verloren – nur abprallen, Elkin Soto versenkte per Abstauber. 2:0 – nach nur zwölf Minuten. Dass die Mainzer zur Pause nicht höher führten, lag an der mangelnden Präzision bei Fernschüssen (Marcel Risse, 26. und Sami Allagui, 44.). Auf eine Schalker Torszene warteten die Zuschauer bis zur Pause vergeblich – obwohl Rangnick in der 32. Minute sein System auf 4-1-3-2 verändert hatte. Doch so viele Zahlen schienen seine Spieler nur zu verwirren. Schalke war furchtbar von der Rolle. Wie schon in Helsinki. Raúl hin oder her.
Fans: "Wir wollen euch kämpfen sehen"
Die mitgereisten S04-Fans verabschiedeten ihr Team mit wütenden Pfiffen und dem Sprechchor „Wir wollen Euch kämpfen sehen!“ Damit meinten sie vor allem Jose Manuel Jurado, der 45 Minuten über den Rasen trabte, als ginge es um die Meisterschaft im Dauerlauf. Besonders schwach war auch Christian Fuchs, der sich von den Pfiffen beeindrucken ließ und überaus nervös spielte. Keinen guten Eindruck hinterließ auch Papadopoulos, der sich nach einer frühen Gelben Karte (5.) zurückhalten musste und deshalb ein ums andere Mal die Mainzer Spieler ziehen lassen musste.
Rangnick wechselte Jurado (DerWesten-Note: 6) zurecht aus – ebenso wie den unauffälligen Moravek. Dafür kamen Julian Draxler und Jefferson Farfan. Der Peruaner feierte nach seinem Muskelfaserriss sein auf Schalke sehnlich erwartetes Comeback – und lieferte den nächsten Beweis, dass er für Schalke mindestens genauso wichtig ist wie Arjen Robben für den FC Bayern.
17 Minuten mit Farfan und Schalke gleicht aus
Mit Farfan auf der rechten Seite traten die Schalker sofort ganz anders auf – selbstbewusster, zielstrebiger, schneller. Farfan holte sofort einen Freistoß heraus – aus dem sich direkt die erste Chance ergab. Fuchs flankte, Raúl köpfte, doch Torwart Heinz Müller hielt (47.). Zehn Minuten später war Schalke erfolgreicher: Lewis Holtby spielte den Ball auf Raúl, der passte auf Klaas-Jan Huntelaar – 1:2, das vierte Saisontor des Niederländers. Bis zum Ausgleich dauerte es nur sieben weitere Minuten. Farfan schlug eine Ecke wunderbar auf den langen Pfosten – dort lauerte Benedikt Höwedes und köpfte zum 2:2 ein (64.). 17 Minuten mit Jefferson Farfan genügten den Schalkern, um das Spiel auszugleichen.
Überragend spielten die Schalker immer noch nicht – dafür ließen sie nach wie vor zu viele Chancen zu – Polanski traf den Pfosten (75.) und Ivanschitz schoss ganz knapp vorbei (77.). Aber auch die Rangnick-Elf drängte auf den Siegtreffer – und war dann auch erfolgreich. Nach einer weiteren Farfan-Ecke traf Joel Matip aus dem Gewühl heraus zum 3:2 (84.) und der zuvor gnadenlos ausgepfiffene Christian Fuchs erhöhte per Freistoß sogar noch auf 4:2 (90.). Dann war Schluss.
Wie sagte Raúl noch vor dem Spiel? „Wir sind alle darauf konzentriert, in dieser Saison gemeinsam das Beste für Schalke zu erreichen.“ Das Beste war die zweite Halbzeit. Die erste Hälfte sollte Schalke ganz schnell vergessen.