Gelsenkirchen. Sportlich läuft es für die Knappen aus Gelsenkirchen hervorragend, im Hintergrund diskutieren Medien, Verantwortliche und Fans allerdings über die Schulden der Schalker. Der Verein setzt auf Dementieren und Schweigen.

Wenn Kritiker eine Diskrepanz zwischen den Leistungen und der Punkte-Bilanz einer Mannschaft diagnostizieren, werden sie gewöhnlich mit der Binsenweisheit zurückgepfiffen: „Die Tabelle lügt nicht."

Für Schalke 04 weist die Tabelle nach zehn Spielen Platz 4 mit 20 Punkten aus. Die einzige Zahl, die darüber hinaus bei Königsblau derzeit unstrittig ist, betrifft jene 136,5 Millionen Euro Schulden, die auf der Jahreshauptversammlung im Juni öffentlich gemacht worden sind. Wobei die Höhe der Verbindlichkeiten eine weit geringere Aussagekraft hat als die Zahl der Punkte. Sagt sie doch über das wahre Ausmaß der von der Vereinsführung ja nicht bestrit-tenen finanziellen Notlage wenig aus.

Allerdings sieht sich der Revierklub, der traditionell in Finanzdingen nicht als seriöseste Adresse gilt, seit Wochen in der Öffentlichkeit mit immer neuen – meist spekulativen – Zahlen konfrontiert, als deren drohende Folge Insolvenz bzw. Lizenzentzug genannt werden. Beschuldigte pflegen in solchen Fällen gerne von Medien-Kampagnen zu sprechen. Die Erfahrung – vorzugsweise aus Politik und Wirtschaft – lehrt, dass bei allen großen Affären jeder Verdacht solange zurückgewiesen wird, bis die Beweise erdrückend sind. Auf der anderen Seite sollte dieser Reflex die Medien nicht zu Nachlässigkeiten bei der Recherche verleiten bzw. zu blinden Eifer verführen.

Im Fall Schalke bleibt festzuhalten: Wie klamm der Klub wirklich ist, wissen allein die Entscheidungsträger, demnächst wohl (hoffentlich) auch die Deutsche Fußball-Liga. Bis heute entspricht die Beweis- und Indizienlage jedenfalls nicht der Größe der Schlagzeilen über den Verein, der wiederum zur Erhellung der wahren finanziellen Verhältnisse wenig beiträgt. Der Einwand, zu große Offenheit würde den Marktwert von Spielern in den Keller treiben, ist zwar richtig; er rechtfertigt aber keine Haltung, die auf bloßes Dementieren und Schweigen setzt.

Um die Zukunft des Bundesligisten sicherzustellen, reicht es nicht, es Felix Magath und seiner Elf zu überlassen, für die Wahrheit auf dem Platz zu sorgen. Dafür müssen auch die finanziellen Zahlen stimmen.