Gelsenkirchen. Schalke lässt im Moment wirklich von nichts und niemandem unterkriegen. Das 3:3 am Sonntagabend gegen den HSV war ein unglaublich spektakuläres Spiel. Die Fans waren aus dem Häuschen. So stellt sich Felix Magath Schalke vor.

Nach diesem Spiel musste man erst einmal ganz tief durchschnaufen. Welch ein irres Wochenende auf Schalke: Am Samstag sah sich der Verein erneut mit Vorwürfen zur Finanzlage konfrontiert, und am Sonntag legte die Mannschaft ein so formidables Spiel hin, als wäre ihr alles andere total egal. Zweimal hatten die Schalker gegen den Hamburger SV zurückgelegen, immer wieder standen sie tapfer auf und kamen in der 90. Minuten durch den zweifachen Torschützen Kevin Kuranyi noch zum verdienten 3:3-Ausgleich. Ein unglaublich geiles Spiel für die Zuschauer - ein Spektakel, wie man es so auf Schalke seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Vermutlich hätten die Fans die Arena niedergebrüllt, wenn Gerald Asamoah in der Nachspielzeit sogar noch der Siegtreffer gelungen wäre, aber Frank Rost konnte den Kopfball des eingewechselten Stürmers noch abwehren.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Schalke sich von nichts und niemanden unterkriegen lässt, dann wurde er gestern Abend erbracht. "So stelle ich mir das hier vor, was Stimmung, Leidenschaft und Emotionen angeht", strahlte Felix Magath. Selbst der coole Schalker Trainer war beeindruckt, ja fast sogar ergriffen von diesem `großen Spiel, von dem alle etwas hatten." Auch sein Hamburger Kollege Bruno Labbadia. Der hatte nur zu bemängeln, dass es am Ende für seine Mannschaft nicht zum Sieg gereicht hatte: `Wenn es 3:2 ausgegangen wäre, wäre es für uns überragend gewesen".

Zur Pause führte der HSV noch mit 2:0 und schien damit auf dem sicheren Weg zur Tabellenführung. Der enorm schnelle Elia hatte Zambrano überlaufen und auf Berg zurückgepasst, der zum 0:1 traf (26.). Und mit dem Pausenpfiff hämmerte Trochowski einen Freistoß aus 32 Metern zum 0:2 in den Winkel - Manuel Neuer bekam die Hände nicht mehr an den Ball. Schalkes beste Chance vergab Kuranyi, dem in der ersten Halbzeit fast nichts gelang - und der dann nach dem Wechsel zum Mann des Abends wurde.

Erst holte Kuranyi mit seinem Kopfballtor zum 1:2 Schalke in der 50. Minute ins Spiel zurück. Dann luchste er HSV-Verteidiger Rozenahlden Ball ab und konnte von diesem nur per Notbremse gestoppt werden, so dass der Tscheche die Rote Karte sah (61.). Den Freistoß drosch Bordon mit Brachialgewalt aufs Tor, Rost konnte abwehren, doch Youngster Lukas Schmitz staubte mit einem Kopfball zum 2:2 ab. Der 21-Jährige, der erst am Freitag einen Profivertrag erhalten hatte, war total aus dem Häuschen: `Eigentlich kann ich gar keine Kopfbälle, und auch deshalb wird mir mein erstes Bundesliga-Tor ewig in Erinnerung bleiben".

Doch auf die Spitze getrieben wurde das Spektakel noch in der Schlussphase: Berg brachte den HSV nach genialer Vorarbeit von Ze Roberto in der 80. Minute mit dem 3:2 erneut in Führung, ehe Kuranyi die Arena in der 90. Minute mit seinem Kopfballtor zum 3:3 in ein Tollhaus verwandelte. `Für die Zuschauer war es ein Super-Spiel", jubelte Kuranyi. Und Kapitän Westermann, der die Flanke zum 3:3 geschlagen hatte, fand: "Die zweite Halbzeit war das Beste, seit ich auf Schalke bin".

Nachdem Felix Magath seinen Puls wieder einigermaßen heruntergefahren hatte, urteilte er: `Dass wir in einem solchen Spiel das letzte Tor machen, ist hilfreich für die kommenden Spiele." Denn es gibt ein enorm gutes Gefühl und zeigt, dass Schalke eben nicht unterzukriegen ist. Unter Magath scheint die Mannschaft wirklich alles andere auszublenden - sie antwortet mit Spektakel auf die Spekulationen. "Die Spieler sagen mir, dass sie keine Sorgen haben, dass sie sich auf die Verantwortlichen verlassen", erklärte Magath mit Blick auf die Finanzen - und schmunzelte: `Das zeigt ja auch, wie sie Fußball spielen."