Tel Aviv.
Weil die Königsblauen keine Abwehr haben, musste der überragende Torhüter auch in Tel Aviv wieder einige Fehler ausbügeln. So reichte es wenigstens noch zu einem 0:0.
Das Votum der Fans war eindeutig. Als die Schalker Spieler nach dem Abpfiff den Gang zu ihren Anhängern antraten, da wurde nur Manuel Neuer mit Sprechchören gefeiert. Alle anderen wurden zumindest mit Missachtung gestraft – einige Beobachter wollten sogar Beschimpfungen gehört haben. Dieses glückliche 0:0 bei Israels Meister Hapoel Tel Aviv, es hat die tiefe Schalker Krise eher noch weiter untermauert. Auch wenn Felix Magath nach der lausigen Leistung erstaunlich gefasst blieb und mit Blick auf das so wichtige Bundesliga-Heimspiel am Freitag gegen den FC St. Pauli erklärte: „Nachdem wir bisher in der Champions League sehr gut gespielt haben und in der Bundesliga schlecht, habe ich die Hoffnung, dass wir es diesmal umgekehrt machen. Darüber wäre ich froh.“ Eine doch sehr eigenwillig wirkende Art, sich Mut zu machen.
Magath dankte Neuer
Auch Magath wusste indes, dass Schalke dieses 0:0 nur einem Spieler zu verdanken hatte: „Manuel Neuer hat eine Klassepartie gemacht und uns den Punkt gerettet.“ Wenigstens ein Schalker, der jetzt nicht einknickt. „Die Mannschaft weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann“, sagte Neuer dazu nur.
Dass Neuer mit seinen Paraden letztlich jedoch nur die Fehler seiner Vorderleute ausbügelt, ist die Kehrseite der Medaille. Die Abwehr bleibt Schalkes größte Baustelle, auch wenn im Moment die Offensivabteilung ähnlich verzweifelt nach Luft japst und nur ein Tor in den letzten vier Spielen zustande gebracht hat. Doch Huntelaar und Co. haben wenigstens schon bewiesen, dass sie es können. Beim Defensivpersonal sind größere Zweifel angebracht.
Von den Verteidigern hat sich nur Christoph Metzelder nachhaltig stabilisiert. Sein Nebenmann Benedikt Höwedes kämpft nach zwei Platzverweisen zu Saisonbeginn um die Form, die ihn im Frühjahr fast schon bis in die Nationalmannschaft gebracht hätte. Und auf den Außenpositionen kann spielen, wer will: Für einen formidablen Stellungsfehler ist da jeder gut. Zumindest hatte das Trainer-Lob für den neuen Links-Hinten Sergio Escudero („Für seinen ersten Einsatz hat er es bravourös gemacht“) wohl vor allem den Sinn, dass der junge Spanier nicht gleich wieder fallengelassen werden soll.
Experimente und Umstellungen
Schließlich ist Escudero eigentlich sogar Magaths erste Wahl als linker Verteidiger: Beim ersten Pflichtspiel dieser Saison im August im DFB-Pokal beim VfR Aalen spielte genau die gleiche Abwehr wie jetzt in Tel Aviv (nämlich Uchida, Höwedes, Metzelder, Escudero). Dazwischen hat Magath hinten so ziemlich alles ausprobiert, was im Schalker Kader Beine hat: In den 16 Pflichtspielen testete er allein in der Start-Aufstellung elf (!) verschiedene Abwehrreihen – mit Spielern wie Nicolas Plestan, dem fast schon vergessenen Franzosen, Kyriakos Papapopoulos, dem kampfstarken Griechen, oder Hans Sarpei, dem als Notnagel geholten Ghanaer. Hinzu kommen noch Experimente und Umstellungen während der Spiele wie zuletzt mit Mittelfeldmann Ivan Rakitic als Linksverteidiger. Selbst ein Mann wie Carlos Zambrano, in der vergangenen Saison kein Stammspieler und am Freitag mit St. Pauli auf Schalke zu Gast, wäre längst eine brauchbare Alternative.
Denn Felix Magaths Austausch der Vorjahres-Abwehr hat ein heilloses Durcheinander bewirkt. Konstant Verlass war in der Defensive nur auf einen: Manuel Neuer. Ehrlich gestand Christoph Metzelder ein, was Schalke in Tel Aviv ohne diesen Torwart gemacht hätte: „Dann hätten wir wahrscheinlich verloren.“