Tel Aviv. .

Manuel Neuer hat Schalke 04 beim 0:0 in Tel Aviv den Punkt gerettet. Wenn nicht alles täuscht, werden die Schalker Fans ihm in der nächsten Saison nicht mehr zujubeln können.

Wüsste man nicht, dass Manuel Neuer ein besonderes Verhältnis zu seinen Fans pflegt, man hätte die Bilder glatt als Abschieds-Szenario deuten können. Der Nationaltorwart hatte nach dem ebenso kümmerlichen wie schmeichelhaften 0:0 im Champions-League-Spiel in Tel Aviv, das Schalke 04 allein ihm zu verdanken hatte, sein Trikot traditionell einem mitgereisten Fan geschenkt – unter tosenden „Manuel Neuer“-Sprechchören. Der Rest der Mannschaft stand betreten im Abseits.

Neuers ungebrochene Strahlkraft hatte an diesem ansonsten finsteren Abend für Königsblau einmal mehr klar gemacht, was der Traditionsklub an seinem Torhüter demnächst verlieren wird. Dass der 24-Jährige, der seit Kindesbeinen für den Klub spielt, seine vorerst letzte Saison für Schalke bestreitet, gilt inzwischen als ausgemachte Sache, mit der sich die meisten Schalke-Anhänger längst abgefunden haben. Im Übrigen ohne jeden Grimm auf ihren „Manu“, der Woche für Woche das zeigt, was viele seine Teamkameraden vermissen lassen: leidenschaftlichen Einsatz.

Schalke dürfte jeden Euro nötig haben

Mit seinem als sicher geltenden Weggang wird Neuer seinem Heimatverein einen letzten – finanziellen – Dienst erweisen. Dürfte Schalkes klamme Kasse doch angesichts der im nächsten Jahr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fehlenden Einnahmen aus der Champions League jeden Euro nötig haben.

Woher die zu erwartenden 15 bis 20 Millionen Ablöse kommen werden, die Schalke nur noch am Saisonende kassieren kann (Neuers Vertrag läuft bis 2012), pfeifen die Spatzen längst von den Dächern. Weil sich Bayern München, das in der nächsten Saison definitiv einen Nachfolger für Jörg Butt benötigt, in der Torwartfrage seit Monaten auffällig zurückhält, wäre alles andere als eine längst getroffene Absprache mit Neuer eine Überraschung. Dazwischen funken könnte allenfalls noch ein Angebot eines anderen Giganten wie Real Madrid oder Manchester United.

Dass der Nationaltorwart selbst in einer zuvor eher als lästige Pflichtübung eingeschätzten Partie wie in Tel Aviv reichlich Gelegenheit zur Demonstration bekam, inzwischen wohl weltweit die Nummer 1 zu sein, stellte seinen Teamkollegen ein Armutszeugnis aus. Mit einem „normalen“ Torwart, musste der diesmal noch zu den besseren Spielern zählende Christoph Metzelder einräumen, „hätten wir hier wohl verloren“.

„Altherren-Fußball

Felix Magath sah das nicht anders. Dass er sich gleichwohl zuversichtlich für das Bundesliga-Spiel gegen St. Pauli am Freitag gab, begründete der Coach so: „Zuletzt haben wir nach den Championsleague-Spielen in der Liga immer schlecht gespielt, vielleicht haben wir uns die bessere Leistung ja diesmal ja für die Bundesliga aufgehoben.“ Vertrauen in das Potenzial einer Mannschaft hört sich irgendwie anders an.

Bezeichend für den erneut leblosen Auftritt, den selbst Mitglieder aus Schalker Führungskreisen als „Altherren-Fußball“ geißelten: Tempo kam nur bei Neuers schnellen Abwürfen ins Spiel. Weder Rakitic noch Jurado oder der sich sofort ins Mittelfeld zurückziehende Raúl schafften es, Druck aufzubauen. Mit der Folge, dass Klaas-Jan Huntelaar vorne isoliert blieb. Ja, der Holländer war derart weit von den Orten entfernt, wo „die Musik spielte“, dass er hinterher befand, Schalke habe ja immerhin auch kaum Torchancen der Israelis zugelassen. Zwar hat er diese Meinung exklusiv, aber so richtig beunruhigt scheinen auch seine Mitspieler immer noch nicht zu sein. „In so einem Spiel“, dozierte Christoph Metzelder, „muss man auch mal mit einem Punkt leben.“ Gegen den St. Pauli würde eine solche Einstellung die Schalker Krise auf die Spitze treiben.