Gelsenkirchen. Der Punkt hilft Schalke im Abstiegskampf kaum. Trotzdem lieferte das Spiel gegen den KSC spannende Erkenntnisse – auch Positives.
Kenan Karaman wollte gar nicht mehr aufstehen. In der sechsten Minute der Nachspielzeit hatte der 30-Jährige eine letzte Chance, Schalke 04 doch noch zum Sieg über den Karlsruher SC zu köpften – doch nach einer Flanke von Bryan Lasme zielte der Offensivspieler knapp am Tor vorbei. Es blieb beim 0:0 im Zweiligaspiel. Immerhin gab es einen Punkt gegen den formstarken KSC. Aber so richtig hilft dieser den Königsblauen im Abstiegskampf nicht weiter.
„Es fühlt sich an, als hätten wir zwei Punkte verloren“, sagte Schalkes Top-Scorer Kenan Karaman der WAZ nach dem Spiel. „Aber wir sind im Abstiegskampf – da ist jeder Punkt extrem wichtig.“ Denn Fakt ist trotz des Punktverlusts: Der Vorsprung auf den Relegationsrang ist nicht geschmolzen. Zwei Zähler liegt S04 weiterhin vor dem 1. FC Kaiserslautern auf Platz 16.
Schalke erspielt sich so viele Chancen wie lange nicht
Aber nicht nur das war aus Sicht der Schalker am Ostersonntag positiv. Auch die Tatsache, dass S04 sich gegen den KSC so viele Chancen herausspielte wie lange nicht, macht vor dem Auswärtsspiel bei Hannover 96 am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) Mut. Allein in der ersten Halbzeit vergaben die Schalker vier hochkarätige Chancen – ein Führungstor wäre allemal verdient gewesen.
Gefehlt hat es den Schalker Offensivspielern allerdings an der Präzision im Abschluss. An die in den vergangenen Wochen so gute Chancenverwertung konnte nicht angeknüpft werden. „Noch gegen St. Pauli haben wir die Dinger gemacht, diesmal nicht“, erklärte Karaman. „Dafür habe ich keine Erklärung. Aber generell ist es gut, dass wir uns so viele Chancen herausspielen.“ Womöglich fehlte gegen den KSC einfach das Quäntchen Glück.
Schalker Defensive steht stabil – die Wackelkandidaten wackeln nicht
Fast schon überraschend gut standen die Schalker dafür in der Defensive. Vor der Pause hatte der KSC durch den Georgier Budu Zivzivadze (8.) nur eine echte Torchance. Im Laufe der zweiten Halbzeit wurden die Karlsruher, die noch am vergangenen Spieltag mit 7:0 gegen Magdeburg gewinnen konnten, zwar gefährlicher, doch ein Gegentor fing sich Schalke nicht. Weil Marius Müller zweimal gut parierte und die Abwehr allgemein einen guten Job machte. „Es geht um Überzeugung“, sagte der Torwart nach dem Spiel. „Will ich einen Zweikampf gewinnen? Bin ich bereit, dorthin zu gehen, wo es wehtut? Heute haben wir uns reingeworfen, Flanken geblockt – das haben wir in Berlin nicht geschafft. Es war direkt eine andere Körpersprache.“
Nicht gewackelt haben auch zwei Schalker Wackelkandidaten: Marcin Kaminski (32) und Cedric Brunner (30). Die beiden Routiniers galten im Sommer eigentlich als Säulen der Zweitliga-Mannschaft, doch blieben hinter den Erwartungen zurück. Zuletzt verloren sie ihre Stammplätze. Aufgrund von Verletzungen waren sie gegen den KSC wieder gefragt – und sie lieferten in dieser schwierigen Situation ab. Als Innenverteidiger überzeugte Kaminski mit gutem Aufbauspiel und Stellungsspiel. Rechts hinten gewann Brunner 83 Prozent seiner Zweikämpfe und setzte offensiv vereinzelt auch Akzente.
Schalke geht in der Schlussphase die Puste aus
Besonders in der Schlussphase waren die Defensivspieler der Schalker mehr und mehr gefragt – weil den Profis im Spielverlauf mehr und mehr die Puste ausging. Den Königsblauen fehlte der Zugriff, zu leicht konnten die Karlsruher das Mittelfeld überspielen. „Bei uns sind die Kräfte geschwunden“, gab Torwart Marius Müller zu. „Ich hatte schon gegen Paderborn ein ähnliches Gefühl – da wirkte es auch ab der 60. Minute, als müssten wir etwas verändern. Auch heute haben uns die Wechselspieler gutgetan, haben frische Energie auf den Platz gebracht.“
Zur Wahrheit gehört allerdings: Trainer Karel Geraerts wechselte gegen den Karlsruher SC erst spät. Nach 64 Minuten brachte er Bryan Lasme für Keke Topp, in der 70. Minute Henning Matriciani und Darko Chrulinov (für Brunner und Yusuf Kabadayi). Assan Ouédraogo, der in der Startelf erwartet wurde, kam sogar erst in der 79. Minute ins Spiel (für Simon Terodde). Echten Einfluss aufs Spiel hatte der so trickreiche 17 Jahre alte Mittelfeldspieler deshalb nicht mehr. Obwohl Ouédraogo eigentlich zuzutrauen wäre, nach seiner langen Verletzungspause wieder den Unterschied zu machen.
Auf Nachfrage erklärte Geraerts nur: Die Einwechslung sei nicht zu spät gewesen. „Ich sehe Assan jeden Tag, er kommt gerade erst zurück. Wir sind froh, dass er wieder fit ist.“ Womöglich reicht es beim 17-Jährigen ja am kommenden Sonntag in Hannover für mehr Einsatzzeit.
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