Gelsenkirchen. Dimitrios Grammozis, bis Februar 2022 Schalke-Trainer, trifft Freitag mit dem 1. FC Kaiserslautern auf S04. Vor dem Spiel hat er viel Ärger.

Eigentlich hatte Dimitrios Grammozis vor, sich als Trainer des 1. FC Kaiserslautern nur mit dem hitzigen Kellerduell gegen seinen Ex-Klub Schalke 04 (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) zu beschäftigen, auf die Flutlicht-Atmosphäre auf dem ausverkauften Betzenberg zu freuen. Doch Grammozis musste sich gegen böse Gerüchte um eine angebliche Spielerrevolte gegen seine Person wehren - es war eine turbulente Woche für ihn, der schon als Spieler von 2000 bis 2005 FCK-Profi war.

Herr Grammozis, Sie sind seit rund sechs Wochen zurück beim 1. FC Kaiserslautern. Wie viel Eingewöhnungszeit haben Sie benötigt?

Das ging sehr schnell. Zumindest kannte ich schon die ganzen Wege (lacht). Es ging ja dann kurz vor der Winterpause auch gleich Schlag auf Schlag los mit dem Pokalspiel und zwei Ligapartien.

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Sportlich lief es bisher nicht so gut. Sie haben die ersten drei Ligaspiele Ihrer Amtszeit verloren. Warum?

Das erste Spiel im Pokal gegen Nürnberg haben wir gewonnen, das war sehr wichtig für den Verein. Die drei Spiele danach muss man etwas differenziert betrachten. Beim 1:2 gegen Hertha waren wir bis zum Platzverweis nach einer Stunde richtig gut im Spiel. Dann kam die Niederlage in Braunschweig, wo wir einfach nicht gut waren. Und nun haben wir beim Spitzenreiter St. Pauli 0:2 verloren. Auch wenn das Ergebnis am Ende in Ordnung geht, hatten wir beim Stand von 0:1 riesige Chancen zum Ausgleich. Ich glaube, da hätte die Partie noch mal kippen können. Entscheidend wird sein, dass wir die guten Phasen in unserem Spiel verlängern – am besten auf 90 Minuten.

Dimitrios Grammozis als Schalke-Trainer mit Darko Churlinov (r.). Beide treffen sich am Freitag wieder.
Dimitrios Grammozis als Schalke-Trainer mit Darko Churlinov (r.). Beide treffen sich am Freitag wieder. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Inwieweit beeinflussen die Gerüchte vom Wochenanfang, als es um eine angebliche Spielerrevolte ging, Ihre Vorbereitung auf das Schalke-Spiel?

Ich glaube nicht, dass das einen Einfluss auf die Mannschaft hat. Der Verein hat die Sache ja auch gleich klargestellt. Die Gerüchte waren eher etwas, was mich persönlich geärgert hat. Mit Kritik muss und kann ich umgehen – ich denke, das werden Sie aus unserer Schalker Zusammenarbeit bestätigen können. Aber hier wurde eine Grenze überschritten. Da wurden Unwahrheiten in die Welt gesetzt, die absurd waren. Sich hinter der Anonymität des Internets zu verstecken und zu hetzen, das ist unterste Schublade. Übrigens egal, ob es um Fußball oder andere gesellschaftliche Themen geht.

Grammozis vor Schalke-Spiel: „Eine Grenze wurde überschritten“

Wie ist Ihr Verhältnis zur Mannschaft?

Wir haben ein gutes Verhältnis. Gerade, wenn es etwas schwieriger ist, ist es wichtig, dass alle zusammenstehen – Mitarbeiter, Mannschaft und Fans. Da geht es nur um eines: den FCK.

Wie viel Grammozis steckt schon in der Mannschaft?

Wir konnten in der kurzen Winterpause an einigen Dingen arbeiten, die uns wichtig sind. Mit und ohne Ball. Teile davon hat man gegen St. Pauli gesehen. Die Mannschaft benötigt einfach mal ein Erfolgserlebnis. Am besten schon am Freitagabend.

Früher Schalke-Trainer, jetzt beim 1. FC Kaiserslautern. Dimitrios Grammozis.
Früher Schalke-Trainer, jetzt beim 1. FC Kaiserslautern. Dimitrios Grammozis. © imago/MIS | IMAGO/Cathrin MŸller /M.i.S.

Wie haben Sie die Zeit zwischen Schalke und Kaiserslautern verbracht?

Zu Beginn habe ich vor allem viel Zeit mit der Familie verbracht, die sonst immer zurückstecken muss. Da habe ich mir ganz bewusst auch mal eine längere Auszeit genommen. Natürlich habe ich trotzdem eine Menge Spiele gesehen und mich mit Kollegen ausgetauscht.

Hegen Sie noch einen Groll gegen Schalke, dass Sie die Mission Aufstieg nicht zu Ende bringen durften?

Nein, so bin ich nicht gestrickt. Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen. Aber das Wichtigste war, dass am Ende der Aufstieg stand. Wenn man sieht, unter welchen Voraussetzungen wir in die Saison gegangen sind, mit all den wirtschaftlichen Zwängen und einer rundum erneuerten Mannschaft – dann können alle damals Beteiligten stolz auf das Erreichte sein.

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Wie bewerten Sie die Schalker Mannschaft? Einige Spieler kennen Sie ja noch…

Wenn man sich den Kader so anschaut, steckt da schon unheimlich viel individuelle Qualität drin. Das ist eine richtig gute Truppe.

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Haben Sie noch Kontakte nach Gelsenkirchen?

Ein intensiver Kontakt besteht nicht mehr. Aber ich freue mich darauf, ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen. In erster Linie freue ich mich jedoch auf ein gutes Spiel vor vollem Haus.

Sind Sie überrascht, dass Schalke so weit unten in der Tabelle steht?

Die aktuelle Situation ist sicher nicht so, wie sich die Schalker das vorgestellt haben. Das Ziel lautet ja Wiederaufstieg. Entsprechend wurde der Kader auch zusammengestellt.

Kaiserslautern gegen Schalke: Grammozis setzt auf die Fans

Auf Schalke gibt es die Befürchtung, dass Sie Ihre Mannschaft „besonders heiß“ machen, weil es gegen Schalke geht. Sind diese Befürchtungen berechtigt?

Wir sind natürlich heiß auf drei Punkte. Aber nicht, weil es gegen Schalke geht. Das wäre gegen jeden anderen Gegner genauso.

Freitagabend, Betzenberg: Worauf muss sich Schalke einstellen?

Auf eine tolle Fußballatmosphäre, fantastische Heim-Fans – und eine Lautrer Mannschaft, die von der ersten Sekunde an Vollgas geben wird.

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