Gelsenkirchen. Dank Veltins startet Schalke 04 nicht mit blanker Brust in die 2. Liga. Für CEO Schröder wird die Sponsorensuche nicht leichter. Ein Kommentar.

Wer sich auf der Homepage von Veltins umsieht, dem langjährigen Sponsorenpartner des FC Schalke 04, stolpert immer wieder über ein Wort, das auch für die Zusammenarbeit der Brauerei aus Meschede und dem Zweitligisten aus Gelsenkirchen steht: Leidenschaft. Dass die Biermarke nun, wenn die Mannschaft von Trainer Thomas Reis an diesem Freitag beim Hamburger SV in die Saison startet, auf der Trikotbrust prangt, löst auf Geschäftsstelle und vor allem im Anhang Euphorie aus.

Schalke 04 kalkuliert mit 60.000 zu verkaufenden Trikots – bisher

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Veltins ist ein besonderer Partner und noch immer Namensgeber der Arena, das Heimtrikot ja vom Design her eine Reminiszenz an die frühen Neunziger. Es ist davon auszugehen, dass die Fans den Königsblauen weit mehr als die kalkulierten 60.000 Trikots aus den Händen reißen werden. Eine außergewöhnlich erfolgreiche Sponsorensuche ist die ausgeweitete Partnerschaft für Schalke allerdings nicht.

Die Einigung mit Veltins ist für Schalke 04 eher wirtschaftlich ein Kompromiss. Bezüglich der Begeisterung bei den Fans, die beim Anblick des Heimtrikots mit Werbung für den Kultsponsor ein Glitzern in den Augen haben, vermutlich sogar ein Marketing-Coup. Mit den zu erwartenden Mehreinnahmen aus dem Jersey-Verkauf dürften sich die Zahlen in der Jahreskalkulation halten lassen. Nüchtern betrachtet aber hat nun das Sauerländer Unternehmen, das bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert den Klub unterstützt, Schalke nur nicht im Regen stehen lassen wollen. Denn einen neuen Sponsor hat CEO Bernd Schröder nicht rechtzeitig finden können.

Schalke kann bisher die eigenen Ansprüche bei der Sponsorensuche nicht erfüllen

So sieht es aus: Das neue Schalke-Trikot mit Sponsorenflock.
So sieht es aus: Das neue Schalke-Trikot mit Sponsorenflock. © FC Schalke 04

Das wirtschaftliche Klima in Deutschland sorgt nicht gerade dafür, dass Unternehmen den Fußballklubs gleich um den Hals fallen, wenn die nach deren Geldern fragen. Und Schalke war in diesem Sommer auch nicht der einzige Verein, der Ersatz auf der Trikotbrust besorgen musste, nachdem der Online-Autohändler meinauto.de kurzfristig durch seinen Verkauf von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht hatte. Aber ging auch alles zügig genug? Zudem erwies sich das ursprünglich erhoffte Sponsorenvolumen als deutlich zu hoch und musste den Marktverhältnissen angepasst werden. Schalke steht nun mit den kolportierten 3 Millionen Euro von Veltins plus zusätzlichen Trikoteinnahmen im Vergleich zum HSV-Deal mit einem Hamburger Versicherungsunternehmen über 3,5 Millionen Euro per anno ganz gut da.

Die Kehrseite der Medaille ist aber: Bislang hat sich kein anderes Unternehmen bereiterklärt, nicht einmal zu diesen Konditionen eine Partnerschaft mit Schalke einzugehen. Das ist klar an den eigenen Ansprüchen vorbei.

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Was bedeutet das für Schalke und vor allem für Bernd Schröder, der sich für die bis dahin ergebnislose Sponsorensuche bei der Jahreshauptversammlung einen Rüffel des Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer („nicht gut“) gefallen lassen musste? Nun, der Vorstandsvorsitzende des Klubs hat ein Jahr Zeit gewonnen für den Abschluss eines langfristigen Deals – Schröder kann es sich allerdings kaum leisten, den Deal mit Veltins nun erst einmal zu genießen. Und er kann Hilfe gebrauchen.

Schalke 04: Guter Zweitligastart käme Schröder entgegen

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Für Vertragsgespräche von Schröder wäre es deutlich von Vorteil, wenn die Mannschaft einen guten Start in die Zweitligasaison hinlegen würde. Um klar zu verdeutlichen, dass mit Schalke im Aufstiegsrennen und mit der damit verbundenen Bundesliga-Rückkehr zu rechnen ist, die sportliche Perspektive also da ist. In der Führungsetage muss zudem überprüft werden, welche Signale versandt wurden und potenzielle Sponsoren offensichtlich nicht dazu bewegt haben, in Verhandlungen einzusteigen. Das ist die zu leistende Sorgfalt, die im Einklang stehen muss mit der Vernunft, mit der Christina Rühl-Hamers die Finanzen führt. Bernd Schröders Dreijahresvertrag reicht bis zum 31. Dezember 2024. Ein langfristiger und ergiebiger Sponsorenabschluss wird auch über seine Zukunft beim FC Schalke 04 entscheiden.