Gelsenkirchen. Benedikt Höwedes ist der zehnte Ehrenspielführer des FC Schalke 04. Antragsteller Günther Reipen tritt gegen Domenico Tedesco nach.
Es war 12.40 Uhr am Samstagmittag, als in der Veltins-Arena Tausende grüne Stimmkarten in die Höhe gereckt wurden. Das klingt nach Langeweile während einer Mitgliederversammlung - aber genau das Gegenteil war der Fall. Soeben hatte der FC Schalke 04 Benedikt Höwedes zum zehnten Ehrenspielführer gewählt - und nicht nur Höwedes selbst war in diesem Moment sehr ergriffen.
Schalke: Nur Kuzorra trug häufiger Kapitänsbinde als Höwedes
Der inzwischen 35 Jahre alte dreifache Familienvater betrat die vor der Haupttribüne stehende Bühne, schritt ans Mikrofon, fand emotionale Worte: "Dass ich vor Euch stehe und zum Ehrenspielführer gewählt werde, bedeutet mir sehr viel. Sie ist ein Symbol für die Arbeit, die ich 16 Jahre lang in diesen Verein gesteckt habe. Vielleicht tut sie deshalb so gut, weil mein Abschied nicht so war, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Ich schließe mich einer Gruppe außergewöhnlicher Persönlichkeiten an. Es ist ein Privileg, meinen Namen in dieser Liste zu sehen. Ihr seid ein Teil dieser Auszeichnung, ich teile sie mit Euch von ganzem Herzen. Ich bin stolz darauf, Teil der Familie zu sein. Lasst uns diesen Stolz weitertragen."
Schalke-Check: Wie mächtig ist die aktive Fanszene?
Vor der Wahl hatten der Aufsichtsrats-Vorsitzende Axel Hefer, Sportvorstand Peter Knäbel und Antragsteller Günther Reipen um die Wahl geworben - natürlich nur ein formaler Akt. Hefer stellte die strengen Regularien für die Wahl vor. Mindestens drei Jahre müsse der Kandidat unter anderem Kapitän gewesen sein, eine epochale Bedeutung für die Vereinsgeschichte haben. Bei der Aufzählung der Titel von Höwedes war aber schnell klar: Das ist epochal. Als Jugendspieler auf Schalke wurde er Deutscher U19-Meister, erhielt die Fritz-Walter-Medaille in Gold. Als Profi wurde er mit Schalke Pokalsieger (2011), Supercup-Sieger (2011), zog regelmäßig in die Champions-League ein. Er war sechs Jahre lang Kapitän, führte die Profis 206-mal in 335 Spielen auf den Platz, so lange und so oft wie keiner in der Bundesliga-Zeit der Königsblauen. In der 119-jährigen Vereinsgeschichte trug nur einer häufiger die Binde: Ernst Kuzorra.
Peter Knäbel erwähnte das in seiner Ansprache und sagte: "Eine Nominierung zum Ehrenkapitän ist etwas ganz Besonderes. Sie zeigt, wie groß der Stolz aller Schalke auf Dich ist. Ich bin sicher, dass Deine und Schalkes Zukunft auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind." Genauer wurde Knäbel nicht, seit Höwedes' Karriereende haben Spieler und Verein noch nicht zusammengefunden.
Höwedes-Absetzung: "Beschämende Nacht- und Nebelaktion"
Das lag auch an der Art und Weise des Abschieds im Sommer 2017, als Höwedes von Trainer Domenico Tedesco als Kapitän abgesetzt wurde, seine Stammplatzgarantie verlor - und schließlich zu Juventus Turin gewechselt war. Darauf ging Reipen in seiner leidenschaftlichen Ansprache ein. Höwedes sei in einer "beschämenden Nacht- und Nebelaktion" abgesetzt worden und habe dennoch nicht nachgetreten.
Zuvor hatte er gesagt: "Er hat über mehr als zehn Jahre Schalke verkörpert. Der treue Bene, das war keine Floskel. Ein Vorbild, auf und neben dem Platz. Skandalfrei, engagiert, bodenständig, Familienmensch. Das sind Vokabeln, die auf ihn zutreffen. Er hat Schalke alle Ehre gemacht."
Jugendtrainer Elgert gratuliert Höwedes per Videobotschaft
Nachdem Höwedes gewählt worden war und seine Ansprache gehalten hatte, meldete sich U19-Trainer Norbert Elgert per Videobotschaft: "Ich gratuliere Dir von ganzem Herzen." Elgert hob Höwedes' soziales Engagement hervor und erwähnte eine Anekdote, als Höwedes noch Jugendspieler war.
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Elgert berichtete davon, was er dem jugendlichen Höwedes gesagt habe, als er mit ihm am Fuhrpark der Profis mit teuren Autos vorbeigegangen sei: "Du hast gut zugehört, als ich gesagt habe, dass ihr keine Helden seid, nur weil ihr als Teenager Autogramme schreiben dürft."
Als er die Ehrung, Ovationen und Sprechchöre entgegen genommen hatte, nahm Benedikt Höwedes Platz - zwischen Olaf Thon und Klaus Fischer. Eine solche Schalke-Legende ist er auch jetzt.