Gelsenkirchen. Zwischen 2016 und 2019 verfolgte Schalke 04 auf Bestreben von Ex-Vorstand Alexander Jobst eine China-Strategie. Nun zog Axel Hefer Bilanz.

Sieben Jahre ist es her, da brach der FC Schalke 04 zum ersten Mal zu einer einwöchigen Reise nach China auf - Profis inklusive. Der ehemalige Marketingvorstand Alexander Jobst hatte Kontakte hergestellt, die DFL unterstützte die Reise. „Wenn wir international unsere Zielmärkte erschließen wollen, ist es nur konsequent, dort mit unserer Mannschaft präsent zu sein. Wir wollen während unseres Aufenthalts möglichst viele Fans für Schalke begeistern und für weitere Partner interessant werden“, sagte Jobst.

Das Stichwort zu jener Zeit: Internationalisierung. Die Profis, damals Dauergast in der Champions League, bestritten Testspiele, Kooperationsverträge wurden abgeschlossen. 2017 folgte eine zweite Tour mit 65-köpfiger Delegation, 2018 noch eine dritte. Dort nahm S04 rund drei Millionen Euro ein. Im Mai 2019 eröffnete Schalke sogar ein Büro in Shanghai.

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Danach gab es aber keine sportlichen Erfolge mehr, die China-Kontakte nahmen ein langsames Ende, erwiesen sich als nicht nachhaltig. Im Sommer 2019 verzichtete S04 auf eine vierte China-Reise. "Die Parameter Zeitpunkt, Spielgegner, Orte und Wirtschaftlichkeit haben uns in diesem Jahr nicht vollends überzeugt", sagte Jobst. Der Vertrag wurde neu aufgesetzt, Schalke hatte nicht mehr permanent Mitarbeiter vor Ort. Durch die Corona-Pandemie, Jobsts Abschied und letztlich den Abstieg rissen die Kontakte ab. Das Büro in Shanghai wurde am 31. Dezember 2022 formal abgeschlossen.

Bei der Veranstaltung mitGEredet im Vorfeld der Mitgliederversammlung an diesem Samstag (ab 11.04 Uhr) wetterte nun Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer gegen die China-Strategie der damaligen Klubführung. "Wir haben versucht, Geld zu verdienen, aus meiner Sicht aber nicht strategisch. Es ist naiv zu glauben, dass Schalke im chinesischen Markt signifikant Fuß fassen könnte. Die Premier League ist deutlich stärker in China aktiv, der komplette Fokus ist beim Fußball auf England. Es gibt viele Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Es ist einfacher, wenn man Bundesliga spielt und noch einfacher, wenn man Champions League spielt. Aber man muss diejenigen aussuchen, die zu einem passen. China ist aus unserer Sicht aktuell kein Fokus und ist ein Markt, auf dem wir als Schalke keine Differenzierung haben - weder als Teil der Bundesliga noch als Verein."

Schalke: Hefer spricht von "anderen Regionen auf der Welt"

Ein kräftiger Seitenhieb gegen Jobst, der heute Vorstandsvorsitzender des künftigen Zweitliga-Rivalen Fortuna Düsseldorf ist. Hefer bestätigte aber, dass Schalke die Internationalisierung nicht ad acta gelegt hat. "Es gibt Regionen auf der Welt, wo wir deutlich besser aufgestellt sind, wo wir uns als Verein besser positionieren können", sagte Hefer, ging aber nicht in die Details: "Das werden wir zum richtigen Zeitpunkt machen. Man darf sich aber nicht verzetteln und zu viele Sachen gleichzeitig machen."

Aufsichtsrats-Mitglied Holger Brauner fügte hinzu, erst einmal müsse die Qualität des Produktes Schalke 04 stimmen. "Wenn wir in andere Märkte gehen, verkaufen wir ein Produkt - die Marke Schalke 04. Deshalb muss es erst einmal bei uns funktionieren", so Brauner. Zum Beispiel so wie im ersten Halbjahr des Jahres 2023.