Gelsenkirchen. Warum verkauft der BVB Talente für viel Geld - und Schalke nicht? In einer Talkrunde verglich S04-Aufsichtsratschef Axel Hefer die Strategien.
Beim FC Schalke 04 wird die Mitgliederversammlung als Feiertag zelebriert, das zentrale Organ des Vereins tage - so pflegen das die Führungsgremien zu formulieren. An diesem Samstag (ab 11.04 Uhr) ist es in der Veltins-Arena wieder soweit, und im Gegensatz zu vielen Vorjahren ist keine Aufregung zu erwarten - zum Beispiel wegen der Wahl zum Aufsichtsrat. Zwei Plätze stehen zur Wahl, es gibt nur zwei Bewerber: Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer und Holger Brauner. Auch der sitzt bereits in dem Gremien. Hefer und Brauner stellten sich dennoch den Mitgliedern zu Rückfragen. Das Format heißt "mitGEredet" und wurde am Mittwochabend aufgezeichnet.
Viele Mitgliederfragen beantwortete das Duo - vor allem die Reaktionen von Hefer waren spannend, oft ist der 45-Jährige in seiner zweijährigen Amtszeit als S04-Oberaufseher nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten. Die Frage eines Mitglieds bezog sich auf die entstandene Kluft zwischen Schalke und dem Revierrivalen Borussia Dortmund, der vor kurzem Jude Bellingham für 103 Millionen Euro fixe Ablöse verkaufte. Sei Schalke auf Dauer nur die Nummer zwei im Revier?
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Hefer reagierte darauf, indem er die Talent-Strategien der Klubs verglich. "Die Strategien sind unterschiedlich. Unser Wettbewerber setzt darauf, dass er europäische Top-Talente relativ teuer einkauft, sie entwickelt und dann im Wesentlichen nach England verkauft. Das hat sehr gut funktioniert, das muss man neidlos anerkennen. Das ist aber eine riskante Strategie aus meiner Sicht, weil der Verein auf diese Einnahmen angewiesen ist, um den restlichen Kader zu finanzieren." Die Schalker Strategie sei anders. "Unsere Strategie", so Hefer, "ist es, in der Breite zu entwickeln." Er wählte den Vergleich zum SC Freiburg und dem 1. FC Union Berlin. Beide Klubs hätten sich mit einer ähnlichen Strategie nach oben gearbeitet. Beide nehmen zum wiederholten Mal am Europapokal teil. "Ob man dann, wenn man da angekommen ist, die Strategie anpassen und stärker auf Einzelspieler gehen muss, ist eine andere Frage. Die sollten wir stellen, wenn wir da sind", so Hefer.
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Doch wann wird das sein? Schalke spielt in der 2. Bundesliga. Wann geht es zurück nach Europa? Auf die Frage, wo er Schalke in drei Jahren sehe, antwortete Hefer: "Sportlich in der Bundesliga, in drei Jahren wird es so sein, dass wir hoffentlich nicht mehr gegen den Abstieg spielen, aber im unteren Tabellendrittel." Es solle möglichst wenige Leihspieler geben, um Kaderwerte zu entwickeln. Und Spieler aus der Knappenschmiede sollen eingebaut werden.
Schalke diskutiert kurzfristig nicht über eine Änderung der Rechtsform
Entwickeln will sich Schalke aus eigener Kraft - als eingetragener Verein, ohne Investor. Eine Änderung der Rechtsform steht in naher Zukunft nicht an. Und nicht nur das: Selbst Diskussionen darüber kommen nicht auf die Tagesordnung, nachdem sich zahlreiche Mitglieder in einer Umfrage gegen eine sogenannte Ausgliederung ausgesprochen haben. Die Vorbereitung einer dafür nötigen außerordentlichen Mitgliederversammlung wäre zum jetzigen Zeitpunkt "Geldverschwendung", so Hefer.