Gelsenkirchen. Mit welchem Kader geht der FC Schalke 04 in die Zweitliga-Saison? Am Donnerstag gab Trainer Thomas Reis Auskunft über den aktuellen Stand.
In der Veltins-Arena laufen gerade Aufbauarbeiten. Es geht aber nicht schon um die Zweitliga-Saison, sondern um ein Herbert-Grönemeyer-Konzert. Doch ganz so falsch ist das Bild nicht. Auch der FC Schalke 04 stellt im Hintergrund gerade fleißig das Aufgebot zusammen, dass nach dem bitteren Abstieg den sofortigen Wiederaufstieg in Angriff nehmen soll. Am Donnerstagvormittag äußerte sich Trainer Thomas Reis.
Und er formulierte das klare Ziel: "Ich lehne mich weit aus dem Fenster: Wenn ich sage, wir schauen mal was passiert, dann ist das als Schalke 04 nicht machbar. Es wird sauschwer, aber der Aufstieg ist das Ziel. Ich möchte mit der Mannschaft, mit der ich arbeiten darf, das, was passiert ist, korrigieren."
Doch wie sieht sein Plan aus? Er gab ausführlich Auskunft - von Position zu Position.
Torhüter: Schalke geht mit Ralf Fährmann als klarer Nummer eins in die Saison. Nummer zwei könnte Justin Heekeren werden, der zuletzt ein halbes Jahr wegen eines Kreuzbandrisses ausgefallen war. "Wir haben einen jungen Torwart. Da muss man schauen, wie schnell er Fuß fasst und konkurrenzfähig ist für die Nummer eins", sagt Reis. Offen ist noch, wie Schalke die Stelle des dritten Torhüters besetzt. "Wir wollen uns überall gut aufstellen", sagt Reis. Eine zusätzliche Verpflichtung ist gut möglich.
Rechter Verteidiger: Fährmann ist Stammtorwart - und Cedric Brunner geht als Rechtsverteidiger in die Saison. Auch das ist klar. Alternativen sind Abwehr-Allrounder Henning Matriciani und Mehmet Can Aydin. Während Matriciani kürzlich seinen Vertrag verlängerte und fest eingeplant ist, bedeutet das für Aydin, dass er ein Ausleihkandidat ist. "Memo hat einen Vertrag, aber man muss schauen, wie der Spieler das sieht. Er kennt seine Konkurrenzsituation", sagte Reis.
Innenverteidiger: Reis sagt klar: Schalke sucht noch einen starken Innenverteidiger für die Startelf - einen, der schon Erfahrung gesammelt hat. Er benennt auch seinen Favoriten: "Das ist Sepp van den Berg. Das wäre ideal, weil man sich kennt und schon gut zusammengearbeitet hat." Doch van den Berg kehrt zu seinem Stammverein FC Liverpool zurück (Vertrag bis 2026). Voraussetzung für eine weitere Leihe: Er müsste sich auf die Zweite Liga einlassen - und die Liverpool-Bosse Jürgen Klopp und Jörg Schmadtke zustimmen. Van den Berg selbst verabschiedete sich bereits bei Instagram. Ende offen. Klarer Stamm-Innenverteidiger Nummer 2 ist Marcin Kaminski, der am Mittwoch seinen Vertrag verlängert hatte. Außer Henning Matriciani sind die Talente Leo Greiml und Ibrahima Cissé die Alternativen. Greiml sei "ein astreiner Junge", lobte Reis. Ein bisschen würde ihm zu einem Top-Spieler aber noch fehlen. Das gelte auch für Cissé, der aber "die besten Voraussetzungen hätte." Sollte Schalke sogar zwei Innenverteidiger verpflichten, wären Greiml und/oder Cissé Ausleihkandidaten.
Linker Verteidiger: Thomas Ouwejan ist aktuell der einzige Linksverteidiger - Reis sieht Matriciani eher zentral oder rechts, obwohl er in der Bundesliga zuletzt links verteidigte. Ouwejan hatte in der Aufstiegssaison 2021/22 überzeugt (drei Tore, acht Vorlagen), ließ aber in der Bundesliga vieles vermissen. "Er hat kein gutes Jahr hinter sich", sagt Reis. "In seinen Einsätzen konnte er nicht das zeigen, was ihn vorher in der 2. Liga ausgezeichnet hat." Sein Kontakt zu Ouwejan sei gut, sagte Reis: "Er hat nicht einmal geäußert, dass er unzufrieden ist." Erst einmal plant er mit Ouwejan, die Verpflichtung eines weiteren Linksverteidigers ist aber wahrscheinlich.
Zentrales Mittelfeld, defensiv: Die größte Baustelle - Schalke will mindestens einen sehr guten Spieler für die Sechser/Achter-Position verpflichten, einen der im richtigen Moment "schmutzig sein kann", der eher Sechser- als Achterqualitäten habe. "Die zentrale Achse ist für mich wichtig", sagt Reis. Das klingt danach, als würde Schalke auf dieser Position nicht sparen. Aktuell stehen Kapitän Danny Latza und Niklas Tauer für die Position zur Verfügung. Florian Flick (kommt aus Nürnberg zurück) ist verletzt (Mittelfußbruch). Latza feiert im Dezember seinen 34. Geburtstag, Tauer hat für die Profis noch nicht gespielt, saß meist auf der Tribüne. Über Tauer sagt Reis: "Man muss abwarten, ob er sich freischwimmt, ob er Schalke schafft. Ich bin überzeugt davon, sonst hätten wir ihn nicht geholt." Bei Latza, der von den Fans häufig kritisiert worden war, bezweifelt Reis, ob er eine volle Saison durchspielen kann. "Die Frage ist: Reicht es bei ihm für 25 oder 30 Spiele? Er ist wegen seiner Muskulatur in den vergangenen Jahren häufiger ausgefallen", so Reis.
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Zentrales Mittelfeld, offensiv: Unter Vertrag stehen Dominick Drexler und Rodrigo Zalazar. Drexler bleibt definitiv, er sei ein "schlauer Spieler", einer, der den "finalen Pass" bevorzugen würde, erklärte Reis. Zalazar sieht sich zwar selbst eher in der Bundesliga, aber Reis hat noch Hoffnung, dass er bleibt. "Er ist Genie und Wahnsinn, und so behandle ich ihn auch: Zuckerbrot und Peitsche. Er ist schon mit Schalke aufgestiegen, weiß, was da entstehen kann. Rodri kann Scorerpunkte erzielen, sucht den Abschluss", so Reis. Ob Zalazar geht? Reis: "Die Frage für ihn ist: Welche Alternativen hat er?" In seiner Bochumer Aufstiegssaison hatte Reis Robert Zulj als Zehner (15 Tore, 14 Vorlagen). Wer wird jetzt sein Zulj? "Vergleiche sind schwierig. Das muss auf mehrere Schultern verteilt werden", so Reis.
Offensive Flügelspieler: Aktuell stehen genügend Flügelspieler unter Vertrag - für die rechte Seite Soichiro Kozuki und Kenan Karaman, für die linke Seite Marius Bülter und Tobias Mohr. Reis sagt: "Karaman kann in der Zweiten Liga funktionieren, Mohr hat das in Heidenheim bewiesen." Ob und wie viele Spieler Schalke noch holt, hängt davon ab, wie viele bleiben. "Man muss schauen, ob das reicht oder ob man da noch was dazunimmt", sagt Reis. Vor allem Bülter gilt als Verkaufskandidat, sollte Schalke ein attraktives Angebot erhalten.
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Sturm: "Wenn du aufsteigen willst", sagt Reis, "brauchst du drei Spieler, die gefühlt mindestens zwölf, 13 Tore machen, wenn du es nicht auf eine Schulter verteilen willst." Aktuell sind Sebastian Polter ("Er kann sehr schmutzig sein, bindet seine Gegner") und Marvin Pieringer (kommt aus Paderborn zurück) Schalkes Top-Stürmer. Auch Karaman könnte ganz vorne aushelfen. Eine Planstelle ist noch frei. Ein Bewerber ist U19-Torjäger Keke Topp, der sich in der Vorbereitung bei den Profis beweisen darf. Es ist aber sehr gut möglich, dass Schalke einen spielstarken Stürmer verpflichtet. Seine Mannschaft werde viel Ballbesitz bekommen, sagte Reis, eine gute Besetzung des Strafraums sei wichtig. Fehlt so ein Spielertyp, wenn die Räume ganz eng werden? Reis formuliert das so: "Vielleicht wirfst du einen Spieler rein, der auch mal eine spielerische Lösung findet."
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Formation: "Ich habe mein favorisiertes System", sagt Reis. Das ist ein variabel interpretiertes 4-3-3, das je nach Gegner und Personal zu einem 4-2-3-1 werden kann. Eine Dreierkette schließt er im Ausnahmefall nicht aus ("Ich bin schon in der Lage, die zu bauen"). Auch in der Zweiten Liga will Reis sehr hoch pressen, den Gegner früh unter Druck setzen. "Ein Unterschied zur 1. Liga ist: Man muss viel schneller reagieren, was der Gegner macht. Der Gegner verändert auch mal ein paar Schräubchen", sagt Reis.
Schalke: So plant S04 mit den Leihspielern
Leihspieler: Von den Leihspielern, das hatte Sportvorstand Peter Knäbel bereits angedeutet, sind nur Flick und Pieringer eingeplant. Kerim Calhanoglu, Blendi Idrizi, Dries Wouters und Reinhold Ranftl können gehen oder erhalten ein Abfindungsangebot. Can Bozdogan (fest zum FC Utrecht) ist bereits weg, bei Jordan Larsson gilt eine Einigung mit dem FC Kopenhagen als wahrscheinlich.