Gelsenkirchen. Sieben Aufstiegshelden standen beim 5:2-Sieg des FC Schalke 04 gegen Hertha BSC in der Startelf. Das kann sich in Freiburg schon ändern.

Es klingt wie ein sündhaft teurer Kinofilm, der von Superhelden mit magischen Kräften handelt. „Die Rückkehr der Aufstiegshelden“ – im Fall des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 geht es aber nicht um Science-Fiction und effektvolle Illusionen – sondern um eine Gruppe von Spielern, die im Endspurt des Abstiegskampfs für Schalke wieder wichtig ist.

Schalke: Ein bewusste Entscheidung von Thomas Reis

Sieben Spieler standen beim 5:2 (2:1) über Hertha BSC am Freitagabend in Schalkes Startelf, die zur Aufstiegsmannschaft gehörten – Saisonrekord. Das war eine bewusste Entscheidung von Trainer Thomas Reis. „Diese Spieler sind mit Schalke in einer ganz schwierigen Situation aufgestiegen. Nun hatten wir gegen Hertha einen immensen Druck. Mein Gedanke war deshalb, viel Erfahrung auf den Platz zu bringen, um den Druck auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagte Reis.

Marcin Kaminski (l.) und Simon Terodde (m.) feiern mit den Schalke-Fans. Beide Aufstiegshelden trafen gegen Hertha BSC.
Marcin Kaminski (l.) und Simon Terodde (m.) feiern mit den Schalke-Fans. Beide Aufstiegshelden trafen gegen Hertha BSC. © firo

Nicht neu war dieser aktuelle Druck für Torwart Ralf Fährmann, Abwehrspieler Henning Matriciani und Stürmer Marius Bülter – sie waren schon in den Wochen zuvor erste Wahl. Ein Quartett rückte am Freitagabend neu in die Startelf: Innenverteidiger Marcin Kaminski (31), Kapitän Danny Latza (33), Spielmacher Dominick Drexler (32) und Torjäger Simon Terodde (35). „Für die Alten freue ich mich sehr, weil sie gefordert waren – und abgeliefert haben“, resümierte Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel und ergänzte: „Diese Spieler können Bundesliga, sie haben eine dreistellige Anzahl an Spielen auf dem Tacho. Sie haben keine Angst, fordern auch in schwierigen Situationen den Ball, schinden auch mal Zeit, wenn es sein muss. Diese Cleverness kannst du gebrauchen.“

Schalke: Kaminski erzielt tolles Freistoßtor

In der Abwehr ersetzte Kaminski den verletzten Maya Yoshida. Kaminski, Dauerbrenner in der Zweiten Liga mit 31 Spielen über 90 Minuten, kam wegen Verletzungen und einer Formkrise erst zu seinem dritten Saisoneinsatz. „Das war keine einfache Saison für mich“, sagte er. Sein Startelf-Comeback krönte er mit einem tollen Freistoßtor zum 5:2-Endstand. „Als ich ihn nach dem Spiel in der Kabine gesehen habe, haben wir uns wie verrückt gefreut. Ich wusste, dass er das kann“, verriet Knäbel. „Sehr, sehr gut“, sagte Reis zu Kaminskis Vorstellung.

Schalke-Kapitän Danny Latza (oben) haute sich gegen Hertha BSC voll rein.
Schalke-Kapitän Danny Latza (oben) haute sich gegen Hertha BSC voll rein. © dpa

Besonders überraschend war die Startelf-Nominierung von Kapitän Latza, der mit dem Bundesliga-Tempo eigentlich nicht mehr mithalten konnte, eher als Motivator in der Kabine gefragt war – nicht als Spieler. „Ich habe dem Trainer immer gesagt, dass ich da bin, wenn ich gebraucht werde“, sagte Latza. „Natürlich hätten diejenigen, die zuletzt hintendran waren, ihren Kopf in den Sand stecken können – das war aber nicht der Fall. Wir wissen mit dieser Situation umzugehen.“

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Spielmacher Drexler verdrängte Rodrigo Zalazar – doch er überzeugte nicht nur mit schönen Pässen. „Kampf war gefragt, Danny und Dominick haben ihn angenommen. Sie haben gezeigt, warum sie zu uns gekommen sind und auch Anschlussverträge hatten für die Erste Liga“, schwärmte Knäbel. Drexler, in der Öffentlichkeit weniger präsent, weil er selten Interviews gibt und in den sozialen Netzwerken keine Accounts hat, ist in der Kabine ein Anführer. „Wir haben uns nach dem 0:2 in Hoffenheim sehr kritisch hinterfragt. Es ist einfach zu sagen nach einem 5:2, dass wir die richtigen Worte gefunden haben...“, schmunzelte er.

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Bleibt Terodde, der erstmals in der Startelf stand, seit er angekündigt hat, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Er erzielte das 3:1 – sein viertes Saisontor. „Er ist auch ein Spieler, der dazu beigetragen hat, dass Schalke wieder in der Ersten Liga ist. Er hat im Training nie aufgegeben“, sagte Reis.

Schalke: Fährmann, Skarke und Brunner fehlen in Freiburg

Doch sind die Aufstiegshelden auch erste Wahl, wenn Schalke am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim SC Freiburg antritt? Nicht unbedingt, sagt jedenfalls Knäbel: „Das Konzept, das Thomas Reis für dieses Spiel gewählt hat, ist aufgegangen. Das kann beim nächsten Mal ein anderes sein.“ Einer der sieben Helden fällt definitiv aus: Ralf Fährmann fehlt wegen einer Verletzung ebenso vorerst wie Tim Skarke und Cedric Brunner.

Doch die übrigens sechs? „Ich kann der Mannschaft einen gewissen Touch geben“, sagt Schalke-Kapitän Latza. Die Anderen sehen das gewiss genauso.