Gelsenkirchen. Schalke-Gegner Leverkusen ist in blendender Form. S04-Trainer Thomas Reis setzt im Heimspiel am Samstag auf rustikale taktische Konzepte.
Als Schalke 04 zuletzt ein Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen gewann, am 31. August 2013 war das, spielten Joel Matip, Julian Draxler, Leon Goretzka und Kevin-Prince Boateng noch für Königsblau. Es waren Zeiten, in denen sich die Klubs meist im Kampf um die wichtigsten Europapokal-Plätze duellierten. Neuneinhalb Jahre und sieben Heimspiele ohne Sieg später beschwört Schalke Kreisliga-Tugenden, um sich auf die Partie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) einzustellen.
Schalke will Bayer Leverkusen den Spielspaß nehmen
Schalkes Taktik lautet grob zusammengefasst: rennen, grätschen, auch mal eine Gelbe Karte riskieren, den Ball möglichst schnell aus dem eigenen Strafraum befördern, auf Fan-Unterstützung hoffen. Trainer Thomas Reis formulierte das etwas fachmännischer. „Wir wollen versuchen, mit unserer mannorientierten Spielweise Leverkusen den Spielspaß zu nehmen. In unserer Situation gibt es keine Schönheitspreise. Für uns gilt: Risiko vermeiden, Zweikämpfe führen, mit der richtigen Mentalität spielen“, sagte Reis und ergänzte: „Wir haben ein Heimspiel, ein tolles Publikum und wir wollen Punkte sammeln für unser Ziel. Wenn wir alles abrufen, kann es ein offenes Spiel werden.“
Kann. Muss aber nicht. Denn die Form der von Xabi Alonso trainierten Mannschaft ist blendend – durch drei Bundesligasiege in Folge ist sie Achter, steht zudem im Europa-League-Viertelfinale, mit guten Aussichten, noch eine Runde weiterzukommen. Über das Duo auf der rechten Seite, das Moussa Diaby (8 Tore, 5 Vorlagen) und Jeremie Frimpong (7 Tore, 5 Vorlagen) bilden, sagt Thomas Reis: „Vom Tempo und von der Art, wie beide Fußball spielen, gibt es nicht viele Bessere in der Bundesliga.“
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Auch die Schalker könnten eigentlich mit viel Selbstbewusstsein ins Spiel gehen. Acht Spiele in Folge haben sie nicht verloren, sich im Abstiegskampf zurückgemeldet. Doch die Länderspielpause sorgte nicht dafür, dass sich der Optimismus hielt – im Gegenteil: Ein Schatten hat sich über Schalke gelegt. Das hat nicht nur mit der Negativserie und der Qualität von Bayer Leverkusen zu tun, die vielen in Gelsenkirchen Angst machen, sondern auch mit einer langen Verletztenliste. Acht Spieler werden Schalke fehlen, einige kehren nach gerade erst überstanden Blessuren ohne große Spielpraxis zurück.
Im Abstiegskampf, sagte Reis bisher stets, könne auch die Qualität der Ersatzspieler den Ausschlag geben. Schalke fehlen aber hochwertige Alternativen. Die Suche nach Verantwortlichen für die Misere läuft. Er würde häufig mit Mannschaftsarzt Patrick Ingelfinger sprechen, sagte Reis. „Ich hinterfrage auch mein Training immer, ob gewisse Dinge dazu beitragen, dass der eine oder andere ausfällt.“ Allein 2023 gab es sechs muskuläre Verletzungen ohne gegnerische Einwirkung. Das ärgert jeden Trainer, jeden Manager, jeden Arzt.
Gegen Leverkusen wird Schalke Innenverteidiger Moritz Jenz fehlen – und auch das macht die Fans pessimistisch. In acht Spielen mit Jenz gab es lediglich vier Gegentore, in 17 ohne ihn 41. Jenz plagt eine Oberschenkelzerrung.
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Einer, der im Hinspiel, als Schalke mit 0:4 unterging und sich auseinandernehmen ließ wie ein Kreisligist von Real Madrid, bereits dabei war, wird Moritz Jenz vertreten: Leo Greiml. Zahlreiche Verletzungen plagten den 21 Jahre alten Österreicher, erst zu fünf Einsätzen kam er. „Leo ist sehr agil und unglaublich zweikampfstark. Bei ihm wird es nur wichtig sein, dass er nicht zu viel will.“ Mit dieser Spielweise steht Greiml beispielhaft für den Reis-Fußball. Mit ein wenig Stolz sagte der Trainer: „Man hört mittlerweile, dass es nicht schön ist, gegen Schalke Fußball zu spielen.“
Schalke gewann vor zehn Jahren gegen Bayer Leverkusen
Im August 2013 war das etwas anders – da war Schalke feldüberlegen und siegte verdient mit 2:0, Torschützen: Jefferson Farfan und Marco Höger. Der ist inzwischen 33 Jahre alt und beim Drittligisten Waldhof Mannheim unter Vertrag und glaubt an eine Überraschung. „Es ist ja oft so, gerade in jüngerer Zeit, dass Mentalität über Qualität triumphiert“, sagte er dieser Zeitung. Ein Satz, der Reis gefallen dürfte.