Gelsenkirchen. Marius Bülter ist der Hoffnungsträger von Schalke. Er hat sich in vielen Bereichen verbessert – und trifft jetzt in Serie. Eine Datenanalyse.

Vom enttäuschten Einwechselspieler zum großen Hoffnungsträger im Bundesliga-Abstiegskampf: Marius Bülter hat beim FC Schalke 04 binnen weniger Wochen eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Der 29-Jährige erzielte in den letzten vier Spielen gegen Augsburg (1:1), Dortmund (2:2), Bochum (2:0) und Stuttgart (2:1) jeweils einen Treffer für die Königsblauen. „Auf einmal heißt es Bültinho, auf einmal macht er Hackentore“, sagt Schalkes Trainer Thomas Reis und stellt fest: „Man sieht ja, wie Sachen auch befreien können. Es ist manchmal sehr schwer zu erklären, aber Fußball ist halt auch viel Kopf.“

Schalke-Stürmer Marius Bülter: Das sind seine Stärken

Die Ausgangslage im Tabellenkeller hat sich auch wegen Bülters Verlässlichkeit deutlich gebessert. Was macht den ehemaligen Profi-Spätzünder, der 2018 im Trikot des SV Rödinghausen mit 20 Treffern Torschützenkönig in der Regionalliga West wurde, außer seinen Toren für Schalke so wertvoll? Createfootball hat Bülters Spielstil genau unter die Lupe genommen. Zu den Stärken des gebürtigen Ibbenbüreners zählen neben der Torgefahr auch die Arbeitsrate für die Mannschaft, seine hohe Geschwindigkeit (34,4 km/h), seine starke Physis, das Kopfballspiel und seine gefährlichen Flanken.

Unter der Rubrik „Schwächen“ sind Bülters Pass-Spiel, seine Technik, die Kreativität und das Spiel in engen Räumen aufgelistet. Der Schalker Offensivmann gilt nicht als technisch versierter Flügelspieler, der mit trickreichen Dribblings die Gegenspieler stehen lässt und seine Mitspieler mit fein durchdachten Pässen bedient. Stattdessen kommt „Bülti“ über seine Physis sowie seine Dynamik. Mit dieser Power setzt er sich in den Offensivduellen oftmals durch, um in der Folge die Flanke in den gegnerischen Strafraum zu forcieren.

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Zudem verfügt der Blondschopf über ein gutes Gefühl für den Raum und attackiert diesen. Häufig rückt Bülter von Linksaußen in den Sechzehner und sorgt damit immer wieder für Torgefahr. Mit seiner Größe und Zweikampfpräsenz kann er zudem immer wieder als Zielspieler fungieren. Marius Bülter unterstützt seine Mitspieler mit großer Laufbereitschaft in Offensive und Defensive.

Schalke-Stürmer Marius Bülter (r.) hat aktuell gute Laune.
Schalke-Stürmer Marius Bülter (r.) hat aktuell gute Laune. © firo

Dass der ehemalige Spieler von Union Berlin bei den Königsblauen zum unverzichtbaren Offensivmann geworden ist, liegt unter anderem an der veränderten Schalker Spielweise unter Neu-Trainer Thomas Reis. Viele lange Bälle gepaart mit körper- und zweikampfbetontem Spiel und vielen Flanken in den Strafraum kommen „Bülti“ absolut entgegen. Diese Ausrichtung ist perfekt auf Marius Bülter zugeschnitten.

Schalke: Terodde und Karaman nicht effektiv

Dabei nimmt der siebenfache Saison-Torschütze gar nicht so viel am Spielgeschehen teil und hat oftmals nur wenige Aktionen. Diese nutzt Bülter aber mit großer Effektivität aus und zeigte seine Abschluss-Qualität im Gegensatz zu den anderen Schalker Offensivspielern. Winter-Neuzugang Michael Frey wartet nach wie vor auf seinen ersten S04-Torerfolg, Routinier Simon Terodde (35) hat im November gegen den FSV Mainz 05 (1:0) das letzte Mal in der Bundesliga getroffen, der Champions League-erfahrene Kenan Karaman hat erst einen Treffer in seiner Schalker Knipser-Statistik stehen.

Marius Bülter trifft nicht nur sehenswert aus dem Spiel heraus, wie etwa bei seinem Hackentor gegen den VfB Stuttgart, sondern besticht auch durch gutes Timing bei Standards. Bülter erzielte bereits drei Treffer nach ruhenden Bällen. Vom Elfmeterpunkt zeigte der Angreifer auch in extrem wichtigen Situationen, wie etwa in der Nachspielzeit beim 1:1 in Augsburg, keine Nerven.

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Dadurch hat der einstige Magdeburger großen Anteil an der Schalker Aufholjagd. Bülter tritt außerdem häufig als Abnehmer der Schalker Flanken in Erscheinung. Bei den Fans kommt der Mann mit der Nummer 11 hervorragend an. Mit seinem Einsatz und seiner Laufstärke verkörpert er den idealen Spieler für den Malocherklub – und passt damit perfekt zur immer wieder geforderten Kämpfer-Mentalität, die Schalke im Abstiegskampf zeigen muss. Beim Blick auf Bülters Statistik sticht heraus, dass er sich in allen Bereichen steigern konnte.

Schalke-Stürmer Marius Bülter schließt genauer ab

Seine Torquote hat er von 0,22 Treffern auf 0,44 Treffer pro Spiel angehoben, bei den expected Goals hat er sich von 0,25 auf 0,3 verbessert. Bülters Schussgenauigkeit ist von 30 auf 47 Prozent nach oben geschnellt, auch die erfolgreichen Dribblings (von 49 auf 58 Prozent), Ballaktionen im gegnerischen Strafraum (von 2,6 auf 3,9) und die gewonnenen Kopfballduelle (von 36 auf 48 Prozent) weisen deutlichen Aufwärtstrend auf.

Marius Bülter kann aber nicht nur offensiv powern, sondern bringt sich auch in der Rückwärtsbewegung ein. Bülter führt mittlerweile mehr Defensivduelle als zuvor (3,6 statt 3,1) und fängt mehr Bälle ab (3,4, vorher 3,1). Somit hat auch „Bülti“ seinen Anteil an der neugewonnenen Defensivstabilität – und ist damit eine der möglicherweise entscheidenden S04-Trumpfkarten.