Augsburg. Schalke 04 bleibt in der Rückrunde ungeschlagen, aber in Augsburg hing die Serie am seidenen Faden. Nun ist Durchatmen angesagt.

Im Gesicht von Tom Krauß spiegelte sich die Laune des FC Schalke 04 am besten wider. Blaue Flecken hatte der Mittelfeldspieler im Gesicht, auch weitere kleinere Wunden trug er aus dem hart umkämpften 1:1 (0:0) im Kellerduell beim FC Augsburg davon. Aber trotz aller Blessuren, die das Augsburg-Spiel, aber auch die vorangegangen Wochen gebracht hatten: Ein Lächeln im Gesicht hatte nicht nur Krauß. Alle Schalker waren erleichtert, dass sie auch das achte Rückrundenspiel unbesiegt überstanden hatten. Das hat in 60 Jahren Bundesliga noch kein Team hinbekommen, das nach der Hinrunde Tabellenletzter war. Die anstehende Länderspielpause kommt für S04 im richtigen Moment.

Reis lobt Schalkes „Mentalität“

Trainer Thomas Reis hatte den kompletten Kader nach dem Spiel in Augsburg, in dem Marius Bülter (90., Foulelfmeter) die Führung durch Arne Maier (53.) in letzter Sekunde ausglich, in der Kabine versammelt. „Normalerweise sage ich nie etwas zur Mannschaft nach einem Spiel, weil ich selbst reflektieren muss. Aber die Gruppe trennt sich nun für zehn Tage, ein paar Jungs gehen zur Nationalmannschaft, da war es mir wichtig, ein paar Worte zu finden“, sagte Reis. Rund fünf Minuten sprach er.

Doch was sagte er? Zunächst fand er lobende Worte. Dafür, dass die Mannschaft wieder „Mentalität“ gezeigt habe. Wie schon beim 2:2 im großen Revierderby gegen Borussia Dortmund vor einer Woche holte Schalke einen Rückstand auf. „Wir sind weiterhin im Rennen“, sagte Reis. „Wir wollen versuchen, direkt die Liga zu halten.“ Für diesen Satz wäre der Trainer vor zwei Monaten ausgelacht worden, nun erscheint er realistisch – nur ein Punkt ist der 15. Platz entfernt.

Allerdings war Reis nicht danach, seine Spieler nur zu streicheln. Der Ton zwischen ihm und der Mannschaft war in den Tagen vor dem Spiel und in der Halbzeitpause etwas rauer geworden. „Unterirdisch“ hatte Reis das Training am Donnerstag genannt, im Spielaufbau hätten die Profis versucht, wie Real Madrid zu tricksen. Doch er warnte vergeblich. Nach einer Halbzeit auf miserablem Niveau, 0:0 stand es, sei seine Ansprache nicht gemütlich gewesen. „Mir hat die Überzeugung gefehlt. Und wenn das der Fall ist, muss ich die Überzeugung lautstark einfordern“, sagte Reis. Doch auch das brachte wenig – das 0:1 entsprang einem Fehler, wie er im Training passiert war. Torwart Ralf Fährmann missglückte der Spielaufbau – ein vermeidbares Gegentor.

Schlechte Flanken ärgerten Reis

Sonst stand die Abwehr erneut sicher, nur vier Gegentore in der Rückrunde – Bundesliga-Spitze. Doch das Spiel nahm erst eine Wendung, nachdem der Augsburger Ermedin Demirovic für den Tritt gegen Krauß‘ Kopf die Rote Karte gesehen hatte (64.). Schalke belagerte den Augsburger Strafraum, schlug insgesamt 37 Flanken – die meisten aber landeten im Toraus. „Das hat mich brutal geärgert“, sagte Reis. Aus dem Spiel heraus hätte sein Team wohl nicht getroffen – Bülter rettete den Punkt vom Punkt.

Es war für den 29 Jahre alten Stürmer das vierte Tor im vierten Spiel in Serie, sein siebtes insgesamt in dieser Saison – Bülter erlebt gerade die emotionalsten Wochen seiner Karriere. Rund 7000 mitgereiste Schalker feierten den nervenstarken Stürmer besonders laut. Sein Hacken-Tor aus dem Spiel gegen Stuttgart (2:1) wurde von den Sportschau-Zusehern zum „Tor des Monats Februar“ gewählt, am Samstagabend feierte er seine Premiere im ZDF-Sportstudio.

Schalke kriegt trainingsfrei bis Dienstag

Obwohl er gerade sehr gut drauf ist, freut sich auch Bülter auf die Pause. „Wir hatten eine Zeit, die sehr intensiv war, in der wir aber gut performt haben. Deswegen haben wir die Pause verdient. Es geht darum, auf andere Gedanken zu kommen“, sagte Bülter. Zeit genug bekommen die Stammspieler, die nicht mit Nationalteams unterwegs sind: Bis einschließlich Dienstag hat Schalke frei, im Testspiel gegen VVV-Venlo am Freitag (13 Uhr) darf sich die B-Elf bewähren.

Nächster Liga-Gegner ist Bayer Leverkusen. In Augsburg hatte Reis auf die Frage, ob sein Team einen Punkt gewonnen oder zwei verloren hatte, eine klare Antwort: „Dieser Punkt ist Gold wert.“ Erreicht habe sein Team aber noch nichts: „Nach der Pause bleibt es schwer.“

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