Augsburg. Der späte Ausgleich beim FC Augsburg sicherte dem FC Schalke 04 wenigstens noch einen Punkt. Aber zufrieden war Thomas Reis nicht.

Michael Frey schlug mit der Faust auf den Rasen; einmal, zweimal, dreimal. Der Stürmer des FC Schalke 04 konnte nicht glauben, dass das Spiel beim FC Augsburg, das Schiedsrichter Daniel Schlager soeben abgepfiffen hatte, 1:1 (0:0) endete und nicht mit einem Schalker Sieg. Ein Spiel auf überschaubarem Niveau – aber ein hart umkämpftes mit vielen Zweikämpfen, einer Menge Fouls und Karten, einfach eins, das eine Menge Diskussionsstoff bot.

Und ein Spiel, das von hinten erzählt werden muss. Kurz bevor Frey mit der Faust auf den Rasen trommelte, war den Schalkern überhaupt erst der Ausgleich gelungen. Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit hatte der Augsburger Robert Gumny an der Strafraumgrenze den Schalker Simon Terodde gefoult – Elfmeter. Marius Bülter trat an, blieb cool und verwandelte zum 1:1-Endstand – es war sein viertes Tor in Folge. „Es war wichtig, dass wir nicht verloren haben“, sagte Bülter. „Aber es war deutlich mehr drin.“

Demirovic-Platzverweis kippt das Spiel Richtung Schalke

Das lag an einer Szene in der 64. Minute. Fast am Mittelkreis hatte der Augsburger Ermedin Demirovic mit gestrecktem Fuß Schalkes Tom Krauß im Gesicht getroffen, Krauß trug eine Wunde und blaue Flecken an Nase und Mund davon. Schiedsrichter Schlager zeigte Gelb, wurde aber nach wenigen Sekunden vom Video-Assistenten überstimmt – Rot! Die Schalker, zu diesem Zeitpunkt mit 0:1 in Rückstand liegend, hatten 36 Minuten plus Nachspielzeit Überzahl.

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Dass sie aus dieser Zeit nur ein Elfmetertor herausholen konnten, ärgerte Trainer Thomas Reis maßlos. „Es überwiegt bei mir die Enttäuschung. Wir haben es in Überzahl sehr, sehr schlecht gemacht. Die Flanken waren nicht gut. Das ärgert mich brutal“, sagte Reis. Aus dem Spiel heraus hatte nur Simon Terodde eine Chance – er schoss aber vorbei (70.). Viel zu wenig.

Fährmann verschuldet die Führung für den FC Augsburg

Dass die Schalker überhaupt in Rückstand geraten waren, lag an einem bösen Schnitzer von Torwart Ralf Fährmann. In der 53. Minute hatte Fährmann bei einem Abstoß den Ball, wollte das Spiel mit einem kurzen Pass eröffnen. Doch er spielte den Ball in die Füße von Demirovic – der passte schnell auf Arne Maier, Tor für Augsburg. „Das kam aus dem Nichts“, sagte Reis. „Du machst den Gegner stark, weil du nicht die optimale Lösung suchst.“ Eine nette Umschreibung dafür, dass Fährmann klar gepatzt hatte. Der erfahrene, in den Spielen zuvor so sichere Torwart hob direkt die Hand, entschuldigte sich bei Mitspielern und Fans. Kapitän Maya Yoshida stellte sich schützend vor Fährmann: „Er hat uns so oft gerettet, seit er im Tor steht.“

In den 53 Minuten vor diesem Tor passierte vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften WWK-Arena nichts. Lediglich die rund 5000 mitgereisten Schalker sorgten mit ihrer Lautstärke für Stimmung im Stadion. Das Spiel selbst gehörte in dieser Phase zu den schlechtesten in dieser Bundesliga-Saison. Thomas Reis fand das so mies von seiner Mannschaft, dass er sich in der Halbzeitpause zu einer deutlichen Ansage hinreißen ließ: „Mir hat die Überzeugung gefehlt, um Torchancen zu kreieren. In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, wir ruhen uns ein bisschen aus. Wenn ich keine Überzeugung habe, muss ich sie lautstark einfordern.“

In der Tabelle bleibt Schalke Vorletzter

Und so fiel es nicht nur Reis schwer, einzuordnen, ob Schalke einen Punkt gewonnen oder zwei verloren hatte. In der Tabelle bleibt Schalke Vorletzter und punktgleich mit dem Relegationsplatz. „Wir wollen versuchen, direkt drinzubleiben – mindestens aber den Relegationsplatz“, sagte Reis – das habe Schalke noch vor wenigen Wochen niemand zugetraut.

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Das war auch das Hauptthema seiner Ansprache direkt nach dem Abpfiff. Reis hatte den ganzen Kader in die Kabine geholt, ungewöhnlich für ihn. „Normalerweise mache ich das nicht, weil ich immer selbst erst reflektieren muss. Aber ein paar Jungs gehen zur Nationalmannschaft, die Gruppe trennt sich für die nächsten zehn Tage“, erklärte Reis und ergänzte seine Botschaft: „Wir sind weiter im Rennen.“

Versöhnliche Sätze nach einem wilden Nachmittag, der vor allem vier Bilder hinterließ: den enttäuschten Ralf Fährmann, den blutenden Tom Krauß, den eiskalten Marius Bülter und den trommelnden Michael Frey.