Gelsenkirchen. . Mit seinem ersten Tor für Schalke sichert Karaman S04 einen Punkt im Derby. Im Gespräch wird klar, wie viel ihm dieses Erfolgserlebnis bedeutet.

„Wahnsinn, oder?“, fragte Kenan Karaman die Reporter nach dem 2:2 im Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund und strahlte dabei über das ganze Gesicht. Viel mehr fiel ihm wenige Minuten nach dem Abpfiff zunächst nicht ein. Zu viele Emotionen und Gedanken schossen dem Stürmer durch den Kopf. Denn der zuvor eingewechselte Karaman war es, der durch seinen Ausgleichstreffer zu einem kleinen Derby-Helden von Schalke 04 wurde. Mit seinem ersten Pflichtspieltor im 14. Einsatz.

Schalke: Kenan Karaman lässt die Arena explodieren

Nach Flanke von Marius Bülter löste sich Karaman in der 79. Minute von seinem Gegenspieler Julian Ryerson und ließ die Arena mit seinem Kopfballtreffer explodieren. „Dass ich mein erstes Tor ausgerechnet im Derby mache, ist ein wahnsinniges Gefühl. Besser hätte ich mir das nicht ausmalen können“, erklärt der 29-Jährige.

Die Momente, in denen Karaman mit seinen Teamkollegen vor der Nordkurve feierte, sind bei ihm nur noch schemenhaft präsent. „Ehrlich gesagt: Ich habe meinen Kopf ein bisschen ausgeschaltet“, sagt er auf WAZ-Nachfrage und lacht. „Ich kann das alles noch gar nicht glauben, muss es noch realisieren. Aber ich denke, so schießt man sich in die Herzen der Fans.“

Karaman über seine Situation auf Schalke: "Teilweise habe ich mich auch geärgert"

Der umjubelte 2:2-Ausgleich: Kenan Karaman (mitte) setzt sich von Julian Ryerson (rechts) ab und köpft den Ball ins Tor.
Der umjubelte 2:2-Ausgleich: Kenan Karaman (mitte) setzt sich von Julian Ryerson (rechts) ab und köpft den Ball ins Tor. © getty Images

Im Gespräch wird deutlich, wie viel Karaman dieser Treffer und das persönliche Erfolgserlebnis bedeuten. Wohl auch, weil der Deutsch-Türke genau weiß, dass er den Schalke-Fans zuvor nur wenig Gründe geliefert hat, ihn zu lieben. Nachdem er am Deadline-Day im Sommer von Besiktas aus Istanbul nach Gelsenkirchen gewechselt ist, konnte er nie komplett überzeugen (keine Torbeteiligung in den ersten 13 Spielen). Weder der ehemalige Trainer Frank Kramer noch Thomas Reis setzten auf ihn, Karaman galt als Fehleinkauf.

„Kenan hatte in der Vergangenheit zwar ein paar Chancen, aber seine Leistungen waren nicht überragend“, formuliert es Lizenzspielerleiter Gerald Asamoah noch vorsichtig. Sowohl die S04-Ikone als auch Trainer Reis versichern zwar, dass Karaman seit Wochen sehr gute Trainingsleistungen zeige, doch in der Bundesliga konnte er seine Qualitäten zu selten ausspielen. „Vielleicht haben wir zu viel von ihm erwartet“, sagt Asamoah rückblickend.

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Auch Karaman selbst gibt zu, dass seine Situation auf Schalke „nicht einfach“ ist. „Teilweise habe ich mich auch geärgert, so ehrlich bin ich.“ Doch anstatt sich hängenzulassen, nahm sich der Offensivmann vor, sich im Training weiter anzubieten. Sogar einen Personal-Trainer hat er engagiert, um topfit zu sein.

Weil ihn seine persönliche Situation mit wenig Spielzeit beschäftigt hat, ging Kenan Karaman zuletzt sogar auf Thomas Reis zu. „Ich hatte ein sehr offenes Gespräch mit dem Trainer. Dabei habe ich ihm versichert, dass ich weiter hinter ihm stehe, der Mannschaft helfen will und da bin, wenn ich gebraucht werde“, erzählt er. Auch die durchwachsene Vorbereitung des Stürmers wurde dabei angesprochen. „Aber er hat recht. Als Offensivspieler muss man in den Testspielen liefern – das habe ich nicht geschafft.“

Schalke: Kenan Karaman hat das Gespräch mit dem Trainer gesucht

Geliefert hat Karaman dafür im Derby gegen die Spitzenmannschaft des BVB – zu einem enorm wichtigen Zeitpunkt. „Dass ich mich jetzt belohnen konnte, ist natürlich großartig“, freut sich der gebürtige Stuttgarter. Lob gibt es dafür auch von Reis: „Ich hatte lange das Gefühl, dass er seine guten Trainingsleistungen in dieser Arena nicht zu 100 Prozent umsetzen kann. Doch jetzt hat er es bewiesen. Es ist toll, dass Kenan mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann.“

Dieses Grinsen wird Kenan Karaman nach dem emotionalen Samstagabend so schnell niemand mehr nehmen.