Gelsenkirchen-Erle. Nach dem Angriff auf Schalke-Fans in Gelsenkirchen blickt die Polizei mit Sorge auf das Revierderby. Ein mögliches Alkoholverbot wird diskutiert.
Am Sonntagmittag sah die Daimlerstraße in Gelsenkirchen-Erle wieder so aus, wie man sich eine Straße in einem Industriegebiet am Sonntag so vorstellt: Komplett verwaist. Doch nur wenige Stunden zuvor hatten sich dort dramatische Szenen abgespielt.
Etwa 100 „Fans“, vermutlich aus dem Umfeld der Fanszenen von Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund, hatten um 6.22 Uhr Schalke-Fans angegriffen, die von dort aus mit Bussen zum Auswärtsspiel nach Berlin fahren wollten. Die Angreifer waren zum Teil mit Baseballschlägern bewaffnet, mehrere Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.
Revierderby in Gelsenkirchen steigt an einem Samstagabend
Dass sich Schalke- und BVB-Fans in Abneigung gegenüberstehen, ist bekannt – ähnlich groß ist aber auch die Feindschaft zwischen S04- und RWE-Fans. Dass diese nicht mehr so in den Vordergrund tritt, liegt auch daran, dass die beiden Clubs seit Jahrzehnten nicht mehr in einer Liga spielen. In letzter Zeit war es aber immer wieder mit Zusammenstößen zwischen „Fans“ beider Lager gekommen, etwa im Oktober im Essener Hauptbahnhof oder vor einem Jahr in Gelsenkirchen-Beckhausen. Dazu kommt: Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund sind durch eine Fanfreundschaft verbunden, beide eint die Feindschaft mit Schalke.
Am Samstag, 11. März, empfängt Schalke den BVB zum Revierderby, das Spiel findet an einem Samstagabend um 18.30 Uhr statt. Die Polizei stuft das Derby ohnehin als Hochrisikospiel ein, nicht erst seit den Vorfällen vom Sonntag. „Wir können nicht ausschließen, dass so etwas eine Reaktion nach sich zieht“, so ein Polizeisprecher auf WAZ-Anfrage. „Das sehen wir natürlich mit Sorge.“ Peter Both, stellvertretender Leiter der Gelsenkirchener Polizei: „Wir appellieren an die Vereine und Fanlager, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.“
Polizei im Gespräch mit Vertretern von Stadt und Schalke 04
Sorge bereitet der Polizei auch die Anstoßzeit. „Grundsätzlich wäre uns eine Spielbegegnung bei Tageslicht lieber gewesen“, so der Polizeisprecher. „Dunkelheit ist eine zusätzliche Herausforderung, um die Sicherheit von Zuschauern und Fans zu gewährleisten.“ Die Polizei sei mit dem Verein und der Stadt Gelsenkirchen im Gespräch, „um Maßnahmen zu treffen, damit die Sicherheit aller Beteiligten auch bei Dunkelheit im Stadionumfeld und in der Stadt gewährleistet ist.“
Bei den Gesprächen mit Schalke 04 geht es dem Vernehmen nach auch um ein mögliches Alkoholverbot. Der übermäßige Konsum von Alkohol stelle bei Sportereignissen eine zusätzliche Gefahr für Unbeteiligte und Einsatzkräfte dar, so der Polizeisprecher: „Unabhängig von den Ereignissen am Sonntagmorgen sind wir auch dazu im Gespräch mit dem Verein.“
Das sagt Schalke 04 zu dem Thema
Bei Schalke steht man dem Thema skeptisch gegenüber. „Aus Sicht des FC Schalke 04 ist ein Ausschankverbot von alkoholhaltigen Getränken bei Heimspielen grundsätzlich weder verhältnismäßig noch zielführend mit Blick auf die Argumentation der Sicherheitsbehörden“, so Vereinssprecher Marc Siekmann. Er verweist auf eine Studie der Universitäten Liverpool und Mailand aus dem Jahr 2010: Die habe aufgezeigt, dass Alkoholverbote nicht die so häufig proklamierten Effekte erzielten.
Nach dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am kommenden Samstag werde man die Gespräche über „das mit den zuständigen Behörden abzustimmende Sicherheitskonzept führen – in den über die Jahre gewohnten und geübten Prozessen“, so Siekmann. Dabei gelte allerdings dieselbe Prämisse wie bereits 2021 vor der Partie gegen Dynamo Dresden, dass der Verein kein Heimspiel ohne gültiges Sicherheitskonzept austragen werde.