Gelsenkirchen. Der aus dem Bundesliga-Kader verbannte Ibrahima Cissé spielt nur im Regionalliga-Team des FC Schalke 04. Wie geht’s mit ihm weiter? Eine Analyse.
Ibrahima Cissé spielt Fußball – aber nicht da, wo er will, nämlich für den FC Schalke 04 in der Bundesliga, sondern nur im U-23-Team der Königsblauen in der Regionalliga West. Viertklassig. Der 21-Jährige, der die Staatsbürgerschaften Malis und seines Geburtslandes Frankreich besitzt, ist bekanntlich im Januar von Thomas Reis aus dem königsblauen Profi-Kader verbannt worden.
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„Bei Ibrahima hatte ich zuletzt das Gefühl, dass der Fokus nicht so gegeben ist, um uns in unserer aktuellen Situation zu helfen“, sagte der 49-jährige Chefcoach nach dem Trainingslager in Belek, nachdem er den Innenverteidiger im Dezember sogar schon mit seinem ehemaligen VfL-Bochum-Spieler und dem ebenfalls 21-jährigen Armel Bella-Kotchap verglichen hatte, der inzwischen beim FC Southampton in der englischen Premier League ist. „Ich bin der Überzeugung“, erklärte Thomas Reis, „dass er sich aktuell besser in der U 23 beweisen kann. Durch gute Leistungen kann er sich erneut für den Lizenzspielerkader qualifizieren.“
Schalke: Gerald Asamoah rüffelt Ibrahima Cissé und Sidi Sané
Ein Grund: Ibrahima Cissé war bei der ersten harten Laufeinheit in der Türkei ebenso wie der 19-jährige Sidi Sané nicht mit-, sondern nur hinterhergelaufen, und deshalb hatten beide auch einen offiziellen Anschiss von Gerald Asamoah erhalten. „Sie müssen lernen, dass man sich wirklich den Arsch aufreißen muss“, hatte der 44-jährige Lizenzspieler-Leiter gesagt. „Man wird nicht von allein oben ankommen, dafür muss man hart arbeiten. Wenn ein Spieler wie Maya Yoshida durchgeht, erwarte ich von den Jungen, dass sie es auch schaffen.“
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Und? Ibrahima Cissé, den der damalige Sportdirektor Rouven Schröder im Sommer von Jong KAA Gent aus Belgien geholt hat, inzwischen als Laufwunder zu bezeichnen, wäre sicherlich übertrieben. Auch bei seinen Einsätzen in der Schalker Regionalliga-Mannschaft kommt es schon mal vor, dass er einen Schritt zu langsam oder auch mal etwas zu leichtsinnig ist.
Ibrahima Cissé gelingen beim 4:1-Sieg des Schalker U-23-Teams zwei Treffer
Entscheidend ist aber das Aber: Der junge 1,96-Meter-Mann rackert und hat sich weder in den Tests noch im ersten Meisterschaftsspiel des Jahres beim 4:1-Sieg gegen den SV Rödinghausen wie eine beleidigte Leberwurst präsentiert. Dass er auch mal wütend den Ball wegdrischt und sich wie beim Test gegen das U-23-Team des SC Preußen Münster dafür eine Gelbe Karte abholt, weil er sich über eine Schiedsrichter-Entscheidung ärgert, spricht nicht gegen ihn. Und wie sich Ibrahima Cissé nach seinen beiden Toren am vergangenen Samstag gefreut hat, den Treffern zum 1:0 und zum 4:0, lässt überhaupt nicht den Schluss zu, dass ihm seine Einsätze in der Viertklassigkeit völlig gleichgültig sind.
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„Ibrahima hat super gespielt“, lobte auch Rufat Dadashov, der 31-jährige Kapitän der Schalker U-23-Mannschaft, der sich ebenfalls zweimal in die Torschützenliste eingetragen hatte, nach der Partie gegen Rödinghausen. „Wenn die Jungs runterkommen und auch Bock haben zu zocken, dann sieht man, dass sie wirkliche Verstärkungen für uns sind.“ Was auch für einen weiteren königsblauen Profi galt, nämlich für den 21-jährigen Österreicher Leo Greiml, der nach seiner Meniskusverletzung sein Comeback gefeiert hat. Auch er, das sei erwähnt, ist ein Innenverteidiger.
Der Schalke-Vertrag Ibrahima Cissés läuft bis zum 30. Juni 2026
Es wird in den nächsten Wochen und Monaten, auch wenn er weiter rackert, sicherlich nicht leicht für Ibrahima Cissé, ein fester Bestandteil des Schalker Profi-Kaders zu werden – geschweige denn, auch in der Bundesliga zu spielen. Die Konkurrenz auf den Innenverteidiger-Positionen ist groß, erst recht, nachdem die Königsblauen auch noch den 23-jährigen Moritz Jenz vom französischen Ligue-1-Verein FC Lorient ausgeliehen haben – einen Mann, der bislang einen guten Eindruck hinterlassen hat.
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„In der Innenverteidigung haben wir im Winter ja personell noch mal nachgelegt, da sehe ich uns gut aufgestellt“, hat zuletzt nach dem 6:0-Testspielsieg gegen den Regionalligisten SG Wattenscheid 09 auch Trainer Thomas Reis gesagt. „Ibra trainiert in der U 23, und da macht er seine Sache gut. Aber ich bleibe dabei: Falls der Junge scheitern wird, dann nur an seinem Kopf. Der Junge hat tolle Fähigkeiten. Ich glaube, dass Schalke 04 an ihm noch viel Freude haben wird.“
Ibrahima Cissé, der bei den Königsblauen einen Vertrag bis zum 30. Juni 2026 besitzt, also noch fast dreieinhalb Jahre, als Sonderbriefmarke in der viertklassigen Regionalliga West zu verkleben, ergibt deshalb auf Dauer überhaupt keinen Sinn. Dafür ist dieses Postwertzeichen dann doch zu schön und zu wertvoll. Zu gut halt.