Belek. Drei Spieler aus der U23 sind mit den Schalke-Profis in Belek. Trainer Thomas Reis erklärt, wie er Sané, Ivan und Müller einschätzt.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Weil der FC Schalke 04 noch immer einige Langzeitverletzte zu beklagen hat, durften in Sidi Sané (19), Joey Müller (22) und Andreas Ivan (27) auch drei Spieler aus der U23 mit ins Trainingslager nach Belek reisen. Klar ist: Das Trio hat in der Türkei die Chance, Trainer Thomas Reis von ihren Qualitäten zu überzeugen. „Wenn sie gute Leistungen bringen, kann es sein, dass sie fest im Kader installiert werden“, stellt Reis im Gespräch mit der WAZ klar.
Wie schnell es gehen kann, bewies in den vergangenen Wochen Soichiro Kozuki. Nach guter Hinrunde in der U23 bekam der Japaner zu Beginn der Vorbereitung eine Chance bei den Profis – und nutzte sie. Der Lohn: Sein erster Profivertrag. „Ihn hatten ja auch nicht viele auf der Rechnung“, sagt Reis. „Vielleicht ist es jetzt ähnlich.“
Sidi Sané absolvierte bereits sein Bundesliga-Debüt für Schalke 04
Recht nah an der Bundesliga-Mannschaft war in der Hinrunde schon Sidi Sané. Der jüngere Bruder von Nationalspieler Leroy (FC Bayern) trainierte regelmäßig oben mit, sammelte jedoch in der viertklassigen Regionalliga Spielpraxis. Im letzten Spiel vor der WM-Pause beim 0:2 gegen den FC Bayern durfte er dann sogar sein Erstligadebüt feiern. Schon wegen seines guten Tempos wird Sané von Reis geschätzt. Meist wurde er in den vergangenen Monaten auf den offensiven Flügelpositionen eingesetzt.
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Was dem 19-Jährigen allerdings noch fehlt, ist die nötige Konstanz. „Sidi hat sehr gute Ansätze, die man ab und zu sieht – aber eben nicht immer“, erklärt der Trainer. Die Schalker hoffen, dass er seine Qualitäten bald viel regelmäßiger auf den Rasen bringen kann, denn dass der 19-Jährige talentiert ist, ist unbestritten. „Er weiß gar nicht, wie gut er sein kann. Sidi kann ein spannender Spieler werden“, sagt Reis. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es für Sané schwer werden dürfte, sich in der Bundesliga zu behaupten, wenn sich diese Konstanz nicht bald einstellt.
Noch allerdings geben die Schalker dem Eigengewächs die nötige Zeit, um sich zu entwickeln – gleiches gilt für die anderen U23-Spieler, die in Übergangstrainer Mike Büskens (54) noch einmal einen gesonderten Ansprechpartner und Förderer haben. Zeigen darf sich das Trio auch in den Testspielen gegen den FC Zürich am Samstag (13 Uhr) und gegen den 1. FC Nürnberg am Dienstag (13 Uhr).
Reis setzt Müller auf der linken Abwehrseite ein
Auf der linken Abwehrseite dürfte dann auch Joey Müller seine Minuten bekommen. Während er in der U23 regelmäßig im defensiven Mittelfeld spielt, wird er von Reis seit Anfang Dezember konstant auf links eingesetzt. „Weil wir auf dieser Position Bedarf haben“, erklärt der Trainer. Denn noch immer fehlt Thomas Ouwejan (26) den Königsblauen nach seinem Innenbandanriss. Teile des Teamtrainings kann der Niederländer zwar schon wieder mitmachen, doch komplett schmerzfrei ist er noch nicht, weshalb nicht an ein baldiges Comeback zu denken ist.
In den Spielformen der Trainingseinheiten muss Ouwejan zuschauen, wie Müller auf seiner linken Seite ackert – und an Einsatzbereitschaft mangelt es dem Mann aus der Reserve nicht. Gerade im Zweikampf präsentierte er sich an den ersten Tagen in Belek auffallend gut. Dem 22-Jährigen ist anzusehen, dass er seine Chance unbedingt nutzen will.
Andreas Ivan: Mit 27 Jahren in die Bundesliga?
In den direkten Duellen trifft Müller häufig auch auf seinen U23-Kollegen Andreas Ivan. Mit 27 ist der Linksaußen eigentlich als erfahrener Führungsspieler in der jungen Regionalliga-Mannschaft eingeplant, doch dank fünf Toren und fünf Vorlagen in 16 Einsätzen bekommt auch er von Reis eine Bewährungschance. Das große Plus des Deutsch-Rumänen ist sein gutes Tempo – und an wirklich schnellen Offensivspielern mangelt es den Schalkern bekanntlich.
„Ich kann mich noch gut an sein Gesicht erinnern, als ich ihm gesagt habe, dass er mitfährt“, erzählt Thomas Reis. „Wie glücklich er war und gestrahlt hat.“ Denn dass er noch einmal die Chance bekommen wird, sich für einen Platz im Bundesliga-Kader zu empfehlen, damit war zwischenzeitlich nicht mehr zu rechnen. In Deutschland schaffte es der 27-Jährige bislang noch nicht über die 3. Liga hinaus, in den USA spielte er aber 2019/20 immerhin eine Saison für New York RB in der MLS.
Bei den Schalke-Profis kann er im Training aber trotzdem mithalten, er fällt nicht negativ ab. „Andi präsentiert sich gut“, lobt Reis. Denn klar ist: Für Ivan ist das Trainingslager mit den Königsblauen eine der größten Chancen seiner Karriere.