Wien. Für den Abstiegskampf krempelt Schalkes Trainer Thomas Reis die Königsblauen komplett. Marius Bülter erklärt die Veränderungen.
Erst eine Woche ist in der Winter-Vorbereitung des FC Schalke 04 vergangen, und doch sehnten die Profis den ersten freien Tag herbei. Am Sonntag durften sie sich ausruhen - Trainer Thomas Reis hatte sie zuvor richtig gefordert. Zu den anstrengenden Trainingseinheiten gesellte sich ein Drei-Tage-Trip nach Österreich, inklusive eines Testspiels bei Rapid Wien am Freitag (2:2).
"Es war bisher sehr anstrengend", erzählte Stürmer Marius Bülter. Am normalerweise zu diesem Zeitpunkt klassischen Konditions-Gebolze lag das aber nicht nur. "Wir haben viel trainiert, hatten aber auch schon viele Inhalte", sagte Bülter. Dass Reis das Spiel des abgeschlagenen Schlusslichts komplett umdrehen will, war schon in Wien zu erahnen. Weg vom Langholz-Fußball mit massiver Deckung, aber ohne Tempo - und hin zu Ballbesitz, frühem Pressing mit drei Stürmern und Geschwindigkeit. "Wir versuchen, deutlich früher mit dem Pressing zu beginnen, genau das war der Hauptinhalt bisher", erklärte Bülter. Doch allein die Offensivspieler sind nicht im Training gefordert. Das betrifft auch Torwart, Abwehr und defensives Mittelfeld. Torwart Alexander Schwolow formulierte das so: "Wir haben bisher einfach zu viele lange Bälle gespielt. Nun wollen wir das Spiel ganz anders aufbauen", erklärte er. So etwas einzustudieren dauert.
Die lange Pause ist für Königsblau deshalb sogar ein Vorteil. "Zum Glück bekommen wir die Zeit und einige Testspiele - wir müssen ein Gefühl für das neue System auf dem Platz bekommen", sagte Bülter. Zum Wien-Spiel kommen noch mindestens vier Testspiele hinzu, bevor am 21. Januar (15.30 Uhr/Sky) das Bundesliga-Jahr 2023 mit einem Spiel bei Eintracht Frankfurt beginnt.
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Doch nicht nur der fußballerische Ansatz und das System ändern sich, auch die Besetzung des Kaders. Zwei Spieler sind bereits weg, die Talente Kerim Calhanoglu (linker Verteidiger, SV Sandhausen) und Florian Flick (defensives Mittelfeld, 1. FC Nürnberg) wechseln auf Leihbasis für sechs Monate zu Zweitligisten. Sportvorstand Peter Knäbel verkündete in beiden Fällen fast wortgleich, dass Spielpraxis den Talenten in der Zweiten Liga helfen würde, den nächsten Entwicklungsschritt zu machen.
Neue sind noch nicht da, in Wien gab Reis sechs Spielern aus der U23 eine Bewährungschance. "Es war sehr viel junges Gemüse auf dem Platz, aber wir hatten ja angekündigt, dass wir sie mitnehmen wollen", sagte Reis. Einer von ihnen machte besonders auf sich aufmerksam. Der 21-jährige Soichiro Kozuki spielte für Kyoto Sanga in der zweiten japanischen Liga, bevor er im Januar 2022 nach Deutschland wechselte - er stürmte für den 1. FC Düren in der fünftklassigen Mittelrheinliga. Schalke wurde aufmerksam, holte Kozuki für die U23, für die er in der Regionalliga-Hinrunde achtmal in 14 Spielen traf. Nun der nächste Schritt: Einsatz in Wien und Torschütze.
Schalke-Trainer Reis über Kozuki: "Ekelhaft zu verteidigen"
Könnte der Rechtsaußen nun sogar ganz ins Bundesligateam aufrücken? Es wäre ein Fußball-Märchen. "Er hat Talent", sagte Reis. "Er ist dynamisch, gefährlich, ekelhaft zu verteidigen, wenn er ins Tempo kommt. Als Schalke kann man froh sein, ihn für die Zukunft zu haben." Und was ist mit der Gegenwart? Reis ließ sich da nicht in die Karten schauen.
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Die klare Tendenz: Kozuki darf weiter bei den Profis vorspielen, denkbar ist alles. Und genau das ist ein Erfolgsrezept von Reis. Trotz der miserablen Tabellensituation entsteht gerade viel Neues. Etwas, das anstrengend ist, aber - wie Marius Bülter sagte - "viel Spaß macht".
Wie es vorangeht mit dem neuen Schalke, ist am Freitag zum nächsten Mal zu sehen. Dann steigt bei Hajduk Split (18 Uhr) der nächste interessante Test im Ausland auf dem Programm.