Wien. Viele Fans forderten schon lange eine Profi-Chance für U23-Torjäger Soichiro Kozuki. Die kam nun in Wien. Was Trainer Thomas Reis dazu sagte.

Bescheiden ist Soichiro Kozuki. Oktober war es, als Atsuto Uchida, zweifelsohne eine Legende beim FC Schalke 04, beim Training zusah. Ein Kamerateam hatte der langjährige japanische Nationalspieler mitgebracht, um im Vorfeld der WM einen Filmbeitrag in Deutschland zu drehen - und natürlich wollte er seinen alten Freund Maya Yoshida begrüßen. Kozuki sah Uchida, ihn anzusprechen traute er sich aber nicht. Erst auf Vermittlung stellte er sich mit Uchida für ein Selfie auf.

Steiler Aufstieg von Kozuki

Nur zwei Monate später ist aus dem schüchternen Regionalligaspieler ein Kandidat für die Profis geworden – ein steiler Aufstieg, der noch im Winter 2021/2022 unvorstellbar schien. Aus der zweiten japanischen Liga kam Kozuki nach Deutschland, spielte zuerst in der Mittelrheinliga beim 1. FC Düren. Schalke wurde aber auf den begabten Flügelspieler aufmerksam und holte ihn in die Regionalligamannschaft. Dort überzeugte er in der Hinrunde. Er spielte 14-mal, erzielte dabei acht Tore, legte fünf weitere Treffer vor.

Viele Fans verfolgten die Spielkünste des 21-Jährigen, forderten für ihn einen Einsatz in der Profimannschaft, die in der Bundesliga immer mehr ins Straucheln geriet. In der Winterpause nun will Trainr Thomas Reis Kozuki auf höherem Niveau sehen, gab ihm im Testspiel bei Rapid Wien (2:2) einen Platz in der Startelf. Kozuki begann perfekt: Nach einem klugen Pass von Marius Bülter nahm er den Ball in der achten Minute mit einem linken Fuß direkt und schoss ihn platziert flach ins rechte Eck – Tor, 1:0 für Schalke.

Reis: „Er hat sich heute mit einem Tor belohnt.“

„Er hat Talent“, sagte Reis nach dem Abpfiff im Gespräch mit dieser Zeitung und ergänzte: „Er hat sich heute mit einem Tor belohnt.“ Reis hatte sich seit Amtsantritt etliche Spiele der U23 angeschaut. „Auch da hat er es ordentlich gemacht, auch da habe ich schon mit ihm gesprochen“, berichtete der Trainer.

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Doch ausschließlich loben wollte er Kozuki für dessen 45-minütigen Auftritt in Österreich nicht. „Es gab ein, zwei Situationen, in denen er im Pressing seinen Gegenspieler aus den Augen verloren hat, der einfach einen Doppelpass spielt. Aber das sind alles Dinge, die es gilt, ihm zu vermitteln“, so Reis. Kozuki sei „dynamisch, gefährlich, ekelhaft zu verteidigen, wenn er ins Tempo kommt.“

Schalke sucht schnelle Flügelspieler

Ist es schon so, dass Kozuki für einen Kaderplatz vorspielt? Solche Überschriften gab es schon. „Die Schlagzeilen“, sagte Reis, „kann ich nicht verhindern.“ Fakt ist: Schalke sucht im Winter schnelle Flügelspieler, hat insgesamt nur ein Transferbudget von drei Millionen Euro zur Verfügung. Ein Zugang aus der eigenen Jugend würde den Spielraum erhöhen, um auch auf anderen Positionen noch nachzulegen. Kaderplätze sind frei, nachdem Schalke die Talente Florian Flick (1. FC Nürnberg) und Kerim Calhanoglu (SV Sandhausen) in die Zweite Liga verliehen hat.

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Reis hielt sich bei seiner Prognose noch zurück. „Als Schalke kann man froh sein, ein solches Talent zu haben. Ob es aber für die ersten Spiele reicht…“, sagte Reis mit einem nachdenklichen Unterton. Die Tendenz: In der langen Vorbereitung darf sich Kozuki weiter zeigen, überzeugt er, ist nicht ausgeschlossen, dass er die Reise ins Trainingslager nach Belek mitmachen darf.

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Aus dem U23-Sextett, das in Wien zum Einsatz kommt, war Kozuki der Auffälligste. Über 90 Minuten kam nur Linksverteidiger Joey Müller zum Einsatz. 63 Minuten spielte Innenverteidiger Julius Schell. Je eine Halbzeit gehörten Verthomy Boboy (Innenverteidiger), Daniel Kyerewaa (rechter Verteidiger), Andreas Ivan (Doppel-Acht) und eben Kozuki zur S04-Elf.

Vier U23-Spieler in der Abwehrkette

In der zweiten Hälfte bildeten sogar vier U23-Spieler die Abwehrkette. Zwar unterlief Schell ein dummes Foul am eigenen Strafraum, das per Freistoß zum Wiener Anschlusstreffer führte, aber für das „junge Gemüse“, wie Reis die Bubi-Abwehr nannte, hatte er viel Lob übrig. Er kritisierte lediglich die erfahrenen Offensivspieler. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Bälle mehr behauptet werden, um Druck von unserer jungen Abwehr fernzuhalten“, sagte Reis.

In der ersten Halbzeit war das besser gelungen. Als Kozuki spielte.