Stuttgart. Den dritten Punkt nach dem Wiederaufstieg holte Schalke in Stuttgart - und doch war der Sieg aufgrund der Mehrzahl der Chancen möglich.

Als die Fans des FC Schalke 04 vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart über den Ausgang diskutierten, fiel stets ein Satz: „Ein Punkt wäre schon okay.“ Den Punkt holten sie, doch nach dem 1:1 (1:1) waren die Königsblauen dennoch unzufrieden. Sie hatten die deutlich größeren Chancen und zudem 23 Minuten in Überzahl gespielt.

Schalkes Trainer Frank Kramer war erstmals von seiner bisher angewandten Lieblingstaktik und nur in Nuancen veränderten Startelf abgewichen. Drei Spieler tauschte er aus – für Malick Thiaw, Rodrigo Zalazar und Alex Kral rückten die Zugänge Sepp van den Berg und Jordan Larsson sowie Florian Flick ins Team. Im Ballbesitz formierte sich Schalke in einem 4-3-3-System mit einem Sechser – Simon Terodde war der Stürmer im Zentrum, außen sollten Marius Bülter (links) und Larsson (rechts) wirbeln.

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Und die Offensive, die bisher erst selten Bundesliga-Niveau gezeigt hatte, zeigte eine ansprechende Leistung. Das hatte mehrere Gründe: Der schnelle Larsson war im Anlaufen ein belebendes Element, Terodde zeigte sich im Spiel bei seinem Ex-Klub sehr motiviert und einsatzfreudig. Dominick Drexler hatte einige gute Ideen und auch Tom Krauß spielte besser als in den Vorwochen.

Schalke war in der ersten Halbzeit tonangebend

Die Schalker spielten Stuttgart nicht an die Wand, aber sie erarbeiteten sich 53 Prozent Ballbesitz, sieben Torschüsse und fünf Ecken – so viele wie noch nie in einer Halbzeit in dieser Saison. Fünf Chancen erarbeiteten sie sich. Jordan Larsson (16./41.) zielte zweimal aus aussichtsreicher Position zu ungenau – und drei Möglichkeiten hatte Terodde. Seine erste nutzte er: In der 22. Minute verwandelte er einen Chip-Pass von Drexler zu seinem ersten Saisontor. Elf Minuten später schoss Terodde drüber, kurz vor der Pause wurde ein Schuss von ihm zur Ecke abgefälscht.

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Dass Teroddes Tor aber nicht die Führung, sondern der Ausgleich war, lag daran, dass den Schalkern in der Abwehr viele vermeidbare Fehler unterliefen. Fehler, die nicht einmal die Stuttgarter erzwungen hatten. In der fünften Minute spielte Thomas Ouwejan unbedrängt einen Fehlpass, weshalb Abwehrchef Maya Yoshida ins Laufduell mit dem schnellen Silas musste. Yoshida drängte Silas ab, den Schuss konnte Torwart Alexander Schwolow abwehren. In der 19. Minute erlaubte sich van den Berg in seinem ersten Spiel einen schweren Patzer. Er wollte den Ball stoppen, ließ ihn aber wegspringen – Silas spielte in den Lauf von Chris Führich, dessen Schuss fälschte Yoshida unhaltbar ab: 1:0 für Stuttgart. Nach einem weiteren Fehler von van den Berg bekam der VfB in der 33. Minute seine erste Ecke. Josha Vagnoman schoss aufs Tor, Terodde blockte den Ball weg und jubelte, als sei ihm ein weiteres Tor gelungen. Zur Pause hieß es in einem offenen Spiel 1:1.

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So ereignisreich die erste Hälfte auch war, so langweilig begann die zweite. Die Schalker, die in den ersten Wochen der Saison regelmäßig eingebrochen waren, machten das Spiel nun betont langsam. Torwart Schwolow ließ sich bei Abstößen sehr viel Zeit, wurden die Spieler der Königsblauen gefoult, blieben sie zur Behandlung etwas länger liegen als üblich. Da die Stuttgarter Schalkes Spielaufbau nicht im Vollsprint störten, gab es erst in der 67. Minute die erste erwähnenswerte Szene der zweiten Halbzeit.

Vagnoman sieht Gelb-Rot, Schalke nutzt Überzahl nicht

Der für den angeschlagenen Ouwejan eingewechselte Tobias Mohr tunnelte am gegnerischen Strafraum den Stuttgart Josha Vagnoman – und der ließ ihn anschließend auflaufen. Vagnoman hatte schon Gelb gesehen – die berechtigte Konsequenz: Gelb-Rot. Rodrigo Zalazar, kurz zuvor eingewechselt, schlug den Freistoß in den Fünfmeterraum. Dort konnten sich zwei Schalker nicht einigen, Stuttgart klärte.

23 Minuten in Überzahl blieben den Schalkern, um den ersten Auswärtssieg in der Bundesliga seit November 2019 herauszuspielen. Die Stuttgarter wirkten hektisch, diskutierten immer wieder mit Schiedsrichter Florian Badstübner. Trainer Pellegrino Matarazzo konnte nicht beruhigend einwirken, wegen einer Gelb-Rot-Sperre fehlte er an der Seitenlinie. VfB-Sportdirektor Sven Mislintat sah die Gelbe Karte, nachdem er einen Platzverweis für den Schalker Dominick Drexler gefordert hatte (73.). Den Schalkern boten sich noch drei große Chancen. In der 79. Minute drang Tom Krauß in den Strafraum ein, umdribbelte zwei Gegenspieler, scheiterte aber an Torwart Florian Müller. Zehn Minuten später musste Rodrigo Zalazar den Ball nach einem Querpass von Marius Bülter nur über die Torlinie schieben, doch er schoss den Stuttgarter Pascal Stenzel an. In der Nachspielzeit fehlten Zalazar nach einer Bülter-Flanke nur wenige Zentimeter.

Es blieb beim 1:1 – und die Schalker sanken enttäuscht auf den Rasen.

Hier gibt es den Schalke-Ticker zum Nachlesen

Stuttgart - S04