Gelsenkirchen. . Eigentlich galt Marius Bülter als einer der ersten Verlierer unter Frank Kramer auf Schalke. Nun hat der 29-Jährige im Angriff die Nase vorn.
Mit seinen 29 Jahren hat Marius Bülter als Fußballer schon einiges erlebt – die Szenerie am Samstagabend war trotzdem neu für den Stürmer von Schalke 04. Erstmals ist er in der Bundesliga zum Elfmeter angetreten, das sogar in der 90. Minute, gegen Torwart Yann Sommer, der als echter Elfmeter-Töter gilt. Das Nervenflattern hielt sich bei Bülter trotzdem in Grenzen. „Es war natürlich eine besondere Drucksituation“, gab er zu. „Aber so nervös war ich gar nicht.“
Und Bülter hielt dem Druck stand. Nach verzögertem Anlauf schob er den Ball in die rechte Torecke zum 2:2-Endstand gegen Borussia Mönchengladbach – und die Arena explodierte. „In meiner Profikarriere habe ich noch nie in der 90. Minute getroffen“, sagte Bülter nachher. „Daher war es natürlich etwas Besonderes für mich, was ich so schnell nicht vergessen werde.“ In diesem Moment vor der Nordkurve in der ausverkauften Arena getroffen zu haben, sei für den 29-Jährigen „ziemlich geil“ gewesen, wie er mit einem Grinsen erklärte.
Für den Angreifer hat sich das viele Training ausgezahlt. Denn in den vergangenen Monaten hat Bülter immer wieder Strafstöße geübt, meist verzögerte er dabei auch seinen Anlauf, um den Torwart auszugucken. „Es ist sehr heikel“, weiß er. „Aber im Training hat es oft geklappt – und im Spiel jetzt zum Glück auch.“
Viel Lob für Schalke-Stürmer Marius Bülter
Dank Bülters Nervenstärke war Schalke am 2. Spieltag zumindest ein gefühlter Sieger. Der erste Punkt in der Liga ist eingefahren. „Bülti ist ein Eisvogel“, schwärmte auch Sportdirektor Rouven Schröder. „Wir wissen ja alle, was für ein toller Torwart Yann Sommer ist, der hat schon den einen oder anderen Elfmeter rausgefischt. Ich bin sehr froh, dass sich Marius für sein gutes Spiel belohnt hat.“
Tatsächlich war Bülter neben Rodrigo Zalazar gegen die Borussia aus Mönchengladbach der beste Schalker – wie auch bei der 1:3-Niederlage zum Liga-Auftakt in Köln. Schon in der Domstadt erzielte der 29-Jährige den einzigen Treffer für die Königsblauen, damals noch als Joker. Gegen Gladbach hatte Bülter den Neuzugang Sebastian Polter nun aus der Startformation verdrängt.
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Nach zwei unglücklichen Auftritten im DFB-Pokal und in Köln von Polter war das keine große Überraschung, doch noch in der Vorbereitung war nicht abzusehen, dass Bülter im Angriff die Nase vorn haben könnte. Dort baute Trainer Frank Kramer meist auf seine Doppelspitze aus Polter und Simon Terodde. Mit viel Wucht und Präsenz im Strafraum wollten es die Schalker bei dieser Variante versuchen. Der deutlich agilere Bülter hatte das Nachsehen.
Bülter macht Schalke 04 Hoffnung für die kommenden Wochen
Nach nur zwei Bundesligaspieltagen sind die Karten schon wieder neu gemischt. Bülter sammelte in seinen beiden Einsätzen einige Argumente für einen Stammplatz in der ersten Elf. Mit dem Rücken zum Tor kann er zwar nicht so gut die Bälle halten wie etwa der bullige Sebastian Polter, doch dafür ist er deutlich schneller und beweglicher als seine Konkurrenten im Sturmzentrum. Auch im Eins-gegen-eins ist Bülter dank seiner Finten immer gefährlich. „Unnachahmlich“ nennt Sportdirektor diese Parade-Aktion seines Stürmers schon. Und auch im Pressing ist der Ex-Berliner fleißig.
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Aber: Perfekt ist das Spiel von Marius Bülter natürlich noch lange nicht. In der zweiten Liga waren seine Leistungen noch etwas zu inkonstant. Nach starken Auftritten tauchte er auch immer mal wieder ab und bleib 90 Minuten unsichtbar. Auch der Tor-Riecher des 29-Jährigen ist nicht so ausgeprägt wie der von Simon Terodde. Zehn Treffer und 13 Vorlagen konnte Marius Bülter an der Seite von 30-Tore-Mann Terodde dennoch zum Aufstieg beitragen – die Abstimmung zwischen den beiden Stürmern funktionierte in der Aufstiegssaison prächtig.
Genau das dürfte den Schalkern auch für die kommenden Wochen Hoffnung geben. Terodde ist nach Verletzungsproblemen in der Vorbereitung zwar noch nicht so richtig im Oberhaus angekommen, doch zumindest Bülter hat gezeigt: Er ist bereit für die Bundesliga. Beweisen kann er es schon am Samstag wieder, wenn für Schalke das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) ansteht.