Gelsenkirchen. In einem emotionalen Heimspiel erkämpft Schalke einen Punkt gegen Gladbach. S04 zeigt gute Ansätze, aber Fragezeichen bleiben. Ein Kommentar.
Für eine Gefühlseruption war es genau die richtige Vorgeschichte, der richtige Moment. Erstes Bundesliga-Heimspiel für Schalke 04, direkt ein Kampfspiel mit der Pointe, dass den Aufsteigern in der Schlussphase durch Patrick Herrmanns Dämlichkeit noch ein Handelfmeter zugesprochen wurde. Marius Bülter blieb eiskalt, ehe es in der Arena knallheiß wurde: grenzenloser Jubel über den doch noch gewonnenen Punkt, Trainer Frank Kramer und die Übrigen von der Bank stürmten dazu, feierten mit. Was der Bundesliga ein Jahr lang gefehlt hatte, war in diesem Augenblick in der Arena unübersehbar.
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Dem Gesamterscheinungsbild der Bundesliga tut die Rückkehr der Schalker mindestens genauso gut wie die von Weltmeistermacher Mario Götze oder Nationalspieler Timo Werner. Die Freude über den ersten Saisonzähler und den Fakt, einen Fehlstart noch so eben abgewehrt zu haben, darf daher nun nicht den Blick verstellen. Einsatzwillen und Leidenschaft sind Grundvoraussetzungen, um in der höchsten Spielklasse zu bestehen. Der Abstiegskampf, den die Schalker ja für sich erwarten, weil Schulden im dreistelligen Millionenbereich die sportlichen Aussichten bestimmen, verlangt allen Beteiligten aber mehr ab. Da darf man sich nicht auf die Hoffnung auf späte Geschenke wie dem der Gladbacher verlassen, auch wenn das 2:2 künftig Motivation freisetzt.
Ja, Schalke hatte die lange Zeit schwache Borussia weitgehend im Griff, zeigte nach einer guten Stunde Spielzeit aber auch konditionelle Schwächen. Alex Kral verlor die vor der Pause gezeigte Übersicht im Mittelfeld sowie die Entschlossenheit in Zweikämpfen. Torhüter Alexander Schwolow pariert auf der Linie klasse, wackelt jedoch bei der Strafraumbeherrschung.
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Wovon Schalke in den nächsten Wochen mehr braucht, ist Rodrigo Zalazar. Der Uruguayer ist mutig, zieht zum Tor. An seiner Einstellung können sich die Mitspieler orientieren, sie müssen mit Verantwortung übernehmen. Denn: Sollte Simon Terodde nicht wie in der 2. Liga in einen Torrausch geraten, haben die Königsblauen ein Problem. Fünf oder weniger Treffer des Angreifers pro Halbserie werden kaum genügen, um 2023/24 wieder ein bewegendes erstes Heimspiel in der Bundesliga erleben zu dürfen.