Gelsenkirchen. . Nach seinem Abseitstor provozierte Rodrigo Zalazar die Fans des 1. FC Köln. Das wurde für den jungen Schalke-Profi zum Bumerang.

Die Höflichkeit hat Rodrigo Zalazar nach seinem ersten Bundesligaspiel beibehalten. Als er durch die Interview-Zone in den Katakomben des Kölner Stadions huschte, verabschiedete er sich mit einem Lächeln von den Journalisten. Gesprochen hat er über die turbulente Partie und seine Leistung allerdings nicht – und den Sonntagabend dürfte sich der 22 Jahre alte Uruguayer anders vorgestellt haben. Mit 1:3 (0:0) mussten sich er und seine Mannschaftskollegen von Schalke 04 beim 1. FC Köln geschlagen geben. Der Saisonauftakt ist misslungen.

Hätten die Schalker allerdings ein bisschen mehr Glück mit den Schiedsrichterentscheidungen gehabt, wäre Zalazar nach der Partie wohl deutlich fröhlicher gewesen. Denn auch der Mittelfeldspieler hatte Pech. Nach elf Minuten hämmerte er den Ball zur vermeintlichen 1:0-Führung für S04 ins Netz. Er jubelte ausgelassen, rutschte vor der Kölner Fankurve auf die Knie und schickte im Anschluss noch ein paar provokante Gesten in Richtung der FC-Anhänger. Aber: Der Jubel hielt nicht lange an, denn der Treffer wurde zurückgenommen. Schalkes neuer Abwehrboss Maya Yoshida stand im Abseits und behinderte nach Meinung von Schiedsrichter Robert Schröder die Sicht von Kölns Torwart Marvin Schwäbe. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.

Kölns Trainer Steffen Baumgart verteidigt Schalke-Profi Rodrigo Zalazar

Die Fans des 1. FC Köln reagierten auf das aberkannte Tor mit frenetischem Jubel und mit Häme für Rodrigo Zalazar. Der Schalker wurde im Spielverlauf bei jedem Ballkontakt von einem Großteil der 50.000 Zuschauer im RheinEnergie-Stadion ausgepfiffen – seine Provokation wurde gewissermaßen zu einem Bumerang. Das wussten auch die Schalker. Zalazar sei eben „euphorisiert und emotional“ gewesen, sagte Trainer Frank Kramer auf WAZ-Nachfrage: „Da macht man schon mal Dinge, die man hinterher anders machen würde.“

Kölns Trainer Steffen Baumgart konnte das so nicht stehen lassen. Der 50-Jährige steht in der Bundesliga für Emotionen wie kaum ein anderer – auch beim Gegner hat er Verständnis für ein paar Provokationen. „Entschuldigt, dass ich dazwischengrätsche“, sagte der Kölner Coach, nachdem er sich Kramers Antwort angehört hatte: „Aber Leute, der Junge hat gejubelt. Und er wurde auch ausgepfiffen.“

Das ist die strittige Szene: Schalke-Profi Rodrigo Zalazar (rechts) zieht ab und knallt den Ball in den Torwinkel, doch Maya Yoshida steht genau vor Köln Torwart Marvin Schwäbe.
Das ist die strittige Szene: Schalke-Profi Rodrigo Zalazar (rechts) zieht ab und knallt den Ball in den Torwinkel, doch Maya Yoshida steht genau vor Köln Torwart Marvin Schwäbe. © AFP

„Hört auf, auf solche Sachen zu achten“, meckerte Baumgart. „Da müssen wir keine Geschichte draus machen. Wir müssen nicht über so einen Scheiß schreiben. Lasst ihn jubeln, das ist Fußball.“ Rodrigo Zalazar habe für den FC-Trainer ein „geiles Spiel“ und ein „überragendes Tor“ gemacht. Und Baumgart ist sicher: „Wenn das bei uns abgepfiffen worden wäre, wäre ich wahrscheinlich auch im Dreieck gelaufen.“

Rodrigo Zalazar ist bei Schalke 04 ein Aufstiegsheld

Unrecht hat Kölns Trainer mit seinen Ausführungen nicht. Emotionen gehören zum Fußball und tun ihm gut. Zur Wahrheit gehört jedoch, dass sich Zalazar nach dieser Aktion von den Kölner Pfiffen aus dem Konzept bringen ließ. Er wirkte im Pressing und in Zweikämpfen übermotiviert – als wolle er es den Zuschauern unbedingt zeigen, sie unbedingt verstummen lassen. Das gelang ihm allerdings nicht. Nachdem er in einer aktiven Schalker Mannschaft in den Anfangsminuten noch der beste Profi der Königsblauen war, ist ihm nach seinem Abseitstor kaum noch etwas gelungen. Nach 57 Minuten wurde er schließlich ausgewechselt und durch Marius Bülter ersetzt.

Auch interessant

Es sind Szenen aus denen Rodrigo Zalazar lernen wird. Denn für den 22-Jährigen war es das erste Bundesligaspiel überhaupt, einen Vorwurf kann man ihm daher nicht machen. Schon in der Zweiten Liga war er ein Heißsporn auf dem Rasen – auch deshalb wird er von den Verantwortlichen der Schalker so geschätzt, von vielen Fans nach nur einer Saison in Königsblau schon fast verehrt.

Weil Spieler wie Zalazar in der Endphase der zurückliegenden Zweitligasaison Mentalität bewiesen haben, hat Schalke doch noch den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Mit seinen Toren war er daran maßgeblich beteiligt. Klar ist aber: Mentalität allein wird Zalazar und Schalke im Oberhaus kaum reichen. In der Bundesliga sind auch ein kühler Kopf und Cleverness gefragt. Besser machen können es die Schalker schon am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) wenn Borussia Mönchengladbach in der Arena zu Gast ist.