Gelsenkirchen. Die entscheidende Phase der Zweitliga-Saison beginnt. Vor dem Spiel in Dresden sprach Schalke-Trainer Mike Büskens ein Klischee an.

Seit etwa vier Wochen ist Mike Büskens inzwischen Cheftrainer des Zweitligisten FC Schalke 04 - und vor den entscheidenden sieben Wochen der Saison wirkt er ausgeglichen: Die Mischung zwischen Ehrgeiz und Coolness stimmt noch. Und doch gibt es ein Klischee, das ihn massiv stört, wie er vor dem Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) in der Pressekonferenz durchblicken ließ.

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Büskens wurde darauf angesprochen, ob der genesene Thomas Ouwejan auch in einem System mit Vierer-Abwehrkette der passende Linksverteidiger ist oder Ouwejan nicht allein in einer Dreierkette seine Stärken einbringen kann. Da holte der 54 Jahre alte Trainer aus und sagte: "Ich glaube, dass er das kann. Es gibt im Weltfußball doch auch offensive Außenverteidiger in einem System mit Viererkette, meine ich. Aber da ich eher Motivator bin und kein Taktiker, frage ich lieber direkt in die Runde, ob es das gibt. Meines Wissens schon." Dann schmunzelte Büskens. Doch nur lustig meinte er das nicht.

Schalke: Sportdirektor Schröder sitzt auch auf der Bank

Worauf zielt er ab mit seiner Kritik? In einem Artikel von "Bild" stand in einem Nebensatz über den ebenfalls auf der Bank sitzenden Sportdirektor Rouven Schröder: "Neben Büskens sitzt er nun nicht mehr als skeptischer Aufpasser, sondern eher als Taktik-Flüsterer..." Die während der Woche verkündete Verpflichtung von Peter Hermann als Co-Trainer war von einigen Fans als Unterstützung vor allem in taktischen Fragen wahrgenommen worden. Subtext: Büskens braucht Taktik-Nachhilfe.

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Diese Kritik ist in der Tat unfair. Gespräche mit Büskens werden oft sehr lang, weil er stundenlang über Stärken und Schwächen einzelner Spieler oder Vor- und Nachteile einiger Spielsysteme zu referieren weiß. Ob Büskens auch während der Spiele ein Taktik-Fuchs ist oder nicht, lässt sich aktuell zudem schwer bewerten. Bevor er nun noch einmal Schalke übernahm, war er zuletzt 2016 bei Rapid Wien Cheftrainer. Seitdem hat er viel erlebt, viele neue Trainer und Ansichten kennengelernt.

Klar ist aber auch: Ein taktisch supervariabler Trainer wie beispielsweise Domenico Tedesco, Manuel Baum, Julian Nagelsmann zu Hoffenheimer oder Thomas Tuchel zu Mainzer Zeiten war Büskens bisher nicht. Sein bevorzugtes System war immer die Viererkette, in seiner längsten Amtszeit bei Greuther Fürth (116 Spiele zwischen 2010 und 2013) veränderte er die Struktur in der Offensive je nach Spieler-Verfügbarkeit. Daraus aber zu schließen, Büskens bräuchte taktische Unterstützung, wäre falsch.

In den letzten sieben Spielen der Schalke-Saison wird er natürlich über jeden Rat dankbar sein. Aber selbst der aktuell wohl größte Trainer-Taktiker der Welt, ManCity-Coach Pep Guardiola, steht ja nicht allein an der Seitenlinie.