Gelsenkirchen. Sven Kmetsch spielte für Dynamo Dresden und Schalke – und schwärmt von beiden Zweitligisten, die viel gemeinsam haben. Über ein besonderes Duell.

An diesem Freitag trifft der FC Schalke 04 auf einen Verein, der ihm ähnlicher ist, als man zunächst vermuten würde. Beide haben eine riesige Tradition, die zugleich anspornen und hemmen kann. Sie haben eine beschwerliche Gegenwart und Fans, die eine atmosphärische Wucht entfalten können. Es gibt viele Parallelen zwischen Schalke 04 und Dynamo Dresden – wären da nicht, nun ja, die Vereinsfarben. Königsblau und schwarz-gelb beißen sich einfach.

Das sagt auch Sven Kmetsch, und der muss es wissen. Bei Dynamo Dresden wurde er in den 80er-Jahren zum Mittelfeldspieler ausgebildet, reifte zum zweimaligen Nationalspieler. Nach der Wende landete Kmetsch auf Schalke und blieb dort sieben lange Jahre – Eiserner Vorhang auf, Glück auf.

Schalke spielt bei Dynamo Dresden – dem „FC Bayern des Ostens“

„Die Fans sind bei beiden Klubs positiv bekloppt, beide Vereine haben Tradition. Auf Schalke und bei Dynamo arbeiten Leute, die die Vereinswerte vorleben“, erzählt der 51-Jährige dieser Zeitung. Das sei wichtig, die Spieler könnten dann nämlich gar nicht anders, als die Strahlkraft der Klubs aufzusaugen.

Einen entscheidenden Unterschied unterstreicht Kmetsch jedoch: Die SGD ist ein Ostverein. „Dynamo gilt als FC Bayern des Ostens“, sagt er. Als Spitzenteam der DDR – Rekordmeister war Dresden vermutlich nur deshalb nicht, da der Berliner FC Dynamo die SED-Regierung hinter sich wusste – hat man in Elbflorenz einen anderen Blick auf die Vergangenheit. Dynamo haftet das Image des klassenkämpfenden Außenseiters an, die Fans spielen mit dem Ruf. Es kann vorkommen, dass der Anhang bei Auswärtsspielen ein lautstarkes „Ostdeutschland“ intoniert.

Bei der SG Dynamo Dresden wurde Sven Kmetsch ausgebildet. Zwei Meisterschaften, zwei Pokalsiege holte er in der DDR. Nach der Wende spielte Kmetsch für den Hamburger SV und Schalke 04.
Bei der SG Dynamo Dresden wurde Sven Kmetsch ausgebildet. Zwei Meisterschaften, zwei Pokalsiege holte er in der DDR. Nach der Wende spielte Kmetsch für den Hamburger SV und Schalke 04. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | firo Sportphoto/Jürgen Fromme

Dynamo ist irgendwie anders. 1991/92 war der Klub einer von zwei ehemaligen DDR-Vereinen, die in die Bundesliga eingegliedert wurden. „Die Qualifikation für die Bundesliga war optimal für uns“, erinnert sich Kmetsch. Im Gegensatz zu Hansa Rostock hielt die SG Dynamo dank eines starken Schlussspurts die Klasse – Mitte der 1990er-Jahre aber wurde sie schließlich bis in die vierte Liga durchgereicht.

Auch interessant

Kmetsch hatte seinen Jugendklub zu dem Zeitpunkt bereits verlassen, er war 1995 zum Hamburger SV gewechselt. Drei Jahre später zog er weiter zu Schalke 04, blieb bis zu seinem Karriereende in Gelsenkirchen – inklusive der Vier-Minuten-Meisterschaft sowie den DFB-Pokalsiegen 2001 und 2002. Es war ein Auf und Ab. Wohl keine anderen Vereine in Deutschland haben es dermaßen perfektioniert, stets fiebrig zwischen Himmel und Hölle hin und her zu springen, Dynamo im „Osten“ und Schalke im „Westen“. Wo man wieder bei den Gemeinsamkeiten wäre.

Weitere Brennpunkte zu Schalke 04:

Diesen Freitag also spielen sie gegeneinander – in der 2. Bundesliga (18.30 Uhr/Sky). Das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden wird ausverkauft sein. Schaut man auf die Tabelle, ist Schalke der Favorit. Als Vierter wollen die Gelsenkirchener drei Punkte für den Wiederaufstieg. Dresden hingegen steht auf Relegationsrang 16, will den Abstieg verhindern.

Sven Kmetsch spielte für Schalke und Dresden – und steckt bei dem direkten Duell in einer Zwickmühle

Schalke habe sich zurückgekämpft und im Aufstiegsrennen alles in der „eigenen Hand“, sagt Kmetsch. Die Schalker treffen noch auf sämtliche direkte Konkurrenten. „Wenn sie einen kühlen Kopf bewahren, wird etwas möglich sein. Für sie sind Punkte zwingend notwendig.“ Aber Dynamo habe an diesem Freitag einen Vorteil: die Fans. „Es wird tolle Stimmung herrschen, die Dynamos wollen ihre Spieler zu den drei Punkten schreien“, glaubt Kmetsch.

Sven Kmetsch arbeitet heute als Trainer

Seit seinem Karriereende arbeitet Sven Kmetsch als Trainer. Er war jahrelang Assistent von Benno Möhlmann beim FSV Frankfurt, 1860 München und Preußen Münster. Seit dem Sommer coacht er den Bezirksligisten SV Lippramsdorf bei Haltern.

Einfach sei die Entscheidung nicht gewesen, ein Amateurteam zu übernehmen. Die Umstellung fiel ihm schließlich doch leicht. „Es macht unheimlich viel Spaß mit den Jungs“, sagt er. Aber: „Wenn sich ein Verein aus dem bezahlten Fußball bei mir meldet, würde ich mir das anhören.“

Wem er die Daumen drückt? Kann er gar nicht sagen. „Ich stecke in einer Zwickmühle aufgrund der vielen Geschichten, die ich bei den Vereinen erlebt habe“, erklärt Kmetsch. Mit einem Unentschieden würde er sich am ehesten arrangieren können, viel wichtiger sei ohnehin, wo Dynamo und Schalke am Ende der Saison stehen werden. Wenig überraschend: Kmetsch wünscht Dresden den Klassenerhalt und Schalke den Aufstieg.

Hier gibt es weitere News zu Schalke 04.