Gelsenkirchen. Schalke trifft auf Hannover 96 – und die Vorfreude ist riesig: Erstmals seit über zwei Jahren gibt es keine Beschränkungen in der Veltins-Arena.
Für Bahri Ay könnte es ein langer Samstag werden. Der FC Schalke 04 trifft auf Hannover 96. Zuschauerbeschränkungen gibt es keine, 62.271 Fans dürften in die Veltins-Arena pilgern – und einige davon könnten sich vorher bei Ay einstimmen: Er betreibt die Kneipe „Destille“ in unmittelbarer Nähe der Arena. Sogar das Wetter spielt mit. Die Vorhersage zeigt puren Sonnenschein, einen königsblauen Himmel und milde zwölf Grad an, womöglich wird es ein Festtag für den FC Schalke und seine Fans. Ein Festtag, auf den alle lange gewartet haben.
Es war Anfang März 2020, als die Arena zum bislang letzten Mal voll ausgelastet werden durfte. Meldungen über ein neuartiges Virus aus China machten die Runde, die Infektionen häuften sich in Deutschland. Kurz nach dem 1:1 des FC Schalke gegen die TSG Hoffenheim, Weston McKennie erzielte die zwischenzeitliche Führung, kam die Pandemie schließlich in Deutschland an. Der erste Lockdown wurde beschlossen. Lang ist’s her, vieles hat sich bekanntlich verändert. McKennie spielt bei Juventus Turin, Schalke in der 2. Bundesliga.
Schalke 04: „Alle freuen sich auf dieses Spiel“
Das dürfte die Fans aber nicht daran hindern, am Samstag zahlreich in die Arena zu kommen, glaubt Detlef Müller. Er ist Bezirksleiter beim Schalker Fan-Club Verband und sagt: „Der Großteil der Fans ist für den Weg, den der Klub geht und auch gehen muss.“ Die Stimmung werde zwar durch Corona und die Lage in der Ukraine bedrückt sein, „aber es freuen sich alle auf das Spiel“. Mit den Kumpels ins Stadion ziehen, ein paar Bierchen trinken, das sei eine willkommene Ablenkung für viele. Nur nicht für Müller: Er selbst hat sich mit dem Coronavirus infiziert und muss das Spiel im Fernsehen anschauen.
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Er rechnet, dass 55.000 bis 60.000 Zuschauer kommen dürften. Dass Schalke ausverkauft melden kann, glaubt Müller nicht. Häufiger höre er in Gesprächen mit Fanclubs oder Fans, dass Corona die Prioritäten verschoben und bei manchen für einen Fußballverdruss gesorgt habe. „Fußball hat nicht mehr den Stellenwert, den er mal hatte. Für viele ist es nicht mehr das Wichtigste, freitags, samstags oder sonntags ins Stadion zu gehen. Anderes steht im Fokus“, sagt er. Wie sich das auswirke sei hingegen „Kaffeesatzleserei“.
Der Vorverkauf laufe jedenfalls sehr gut, heißt es am Freitag vom FC Schalke. Dass erst am Donnerstag feststand, dass eine Vollauslastung der Arena möglich ist, habe den Verein vor keine großen Probleme gestellt. „Die Entscheidung kam kurzfristig, aber im Voraus hatten wir verschiedene Szenarien geplant und durchgespielt, damit wir schnell reagieren konnten“, so Pressesprecher Marc Siekmann. Alle Dauerkarten sind inzwischen wieder freigeschaltet.
Schalke: Noch ist unklar, ob die Ultras Gelsenkirchen in die Nordkurve zurückkehren
Sicher ist schon einmal, dass im Auswärtsblock Platz sein wird. Die Sechsundneunziger haben ihr Kartenkontingent nicht vollständig ausgeschöpft, heißt es von S04. Ultra-Gruppierungen der Hannoveraner sind derweil am vergangenen Wochenende ins Stadion zurückgekehrt, aus Protest an den Regeln auf den Sitzplatzbereich des Niedersachsenstadions: Dort mussten sie keine Masken tragen, im Stehbereich schon.
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Unklar bleibt, ob die Ultras Gelsenkirchen (UGE) am Samstag wie in früheren, normaleren Zeiten supporten werden. Vor wenigen Tagen hatten verschiedene deutsche Fanszenen im Hinblick auf den 20. März ein gemeinsames Statement zur Stadionrückkehr veröffentlicht. An jenem Datum sollen alle tiefgreifenden Corona-Regeln fallen. Auch in den Fußballstadien solle dann wieder Normalität einkehren, fordern die Gruppierungen. Sie sprachen sich für eine volle Auslastung inklusive der Stehplätze aus. Das ist am Samstag auf Schalke der Fall.
Update: Die UGE haben angekündigt, gegen Hannover ins Stadion zurückzukehren.
Gleichzeitig fordern die Szenen die Abschaffung von Zutrittsbeschränkungen, von der Maskenpflicht unter freiem Himmel sowie von personalisierten und digitalen Tickets. Bis Freitagabend galt 2G+ für das Spiel auf Schalke. Eine Stellungnahme der UGE blieb bislang aus, nachdem S04 die Umstellung auf 3G bekanntgab
Schalke gegen Hannover 96: Polizei und Bogestra sind auf Fan-Ansturm vorbereitet
So oder so: Es wird voll wie lange nicht mehr. Die Bogestra kehrt daher in den Regelspieltagsbetrieb zurück, wie Sprecherin Sandra Bruns sagt. Das heißt: Straßenbahnen werden im Minutentakt zwischen dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof, der Arena und Buer hin und her gondeln. Es sei eine Herausforderung gewesen, die Pläne rechtzeitig anzupassen. Zwischen Entscheidung und Anstoß lagen nur knapp 48 Stunden. Allerdings seien die Abläufe bereits eingespielt gewesen, so Bruns.
Hier gibt es alle News zum FC Schalke 04.
Ähnliches berichtet die Gelsenkirchener Polizei. Es mache keinen großen Unterschied für die Planungen, ob nun 46.000 oder 62.000 Zuschauer zugelassen sind, erklärt Sprecher Matthias Büscher: „Wir bereiten uns ganz normal, wie sonst auch, auf das Schalke-Spiel vor.“
Anders sieht es bei Barhi Ay aus. In der „Destille“ har er schon Tage vor der Partie die Bierleitungen durchgespült und gesäubert, er hat den Grill aufgestellt und alles angerichtet. Um 10 Uhr öffnet seine Kneipe. Ende: offen.