Gelsenkirchen. Viele Fans halten das Gazprom-Aus bei S04 für “alternativlos“. Aber klar ist: Große Proteste gegen den russischen Sponsor gab es lange nicht.
Seit Montagmittag ist es offiziell: Schalke will die Zusammenarbeit mit seinem umstrittenen Hauptsponsor Gazprom vorzeitig beenden. Vorstand und Aufsichtsrat des Fußball-Zweitligisten haben sich auf diese Entscheidung verständigt. Wie die Schalker mitteilen, befinden sich die Verantwortlichen diesbezüglich in Gesprächen mit dem russischen Energie-Unternehmen.
Der Vertrag mit den Russen läuft ursprünglich noch bis 2025 und hat den Schalkern in der Vergangenheit gutes Geld beschert. Auch in der Zweiten Liga kassiert S04 noch zwischen acht und zehn Millionen Euro pro Saison. „Ich habe den Begriff ‘süßes Gift’ gewählt. Es war süß, weil es Geld gab. Heute wissen wir, dass es Gift war“, sagte Schalkes ehemaliger Finanzvorstand Peter Peters nach am Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF zur Partnerschaft mit Gazprom, das mehrheitlich in Besitz des russischen Staates ist.
Fans einig: Schalke setzt wichtiges Zeichen
Schon beim Auswärtsspiel in Karlsruhe (1:1) liefen die Schalker ohne Werbung für ihren Hauptsponsor auf den Trikots auf. Statt des russischen Energie-Riesen stand auf der Brust lediglich „Schalke 04“ geschrieben. Eine Maßnahme, die bei den Fans der Königsblauen gut angekommen ist. „Es ist konsequent und ein tolles Zeichen, dass Schalke schon zeitnah Fakten geschaffen hat. Schon in Karlsruhe ohne Gazprom-Logo aufzulaufen, war richtig“, sagt Berthold Bültgerds, der Vorsitzende des Fanclubs Attacke 94 Wettringen der WAZ. Die angekündigte Trennung von Gazprom nennt er „richtig“, mit Blick auf die politischen Entwicklungen aber „unausweichlich“.
Das rote Sondertrikot aus dem Karlsruhe-Spiel wurde am Montag im Online-Shop auch Fans zum Kauf angeboten. „Aus emotionalen Gründen wird es dieser Tage mehr gekauft“, glaubt Bültgerds. Dass die Server des S04-Shops nach Verkaufsstart stundenlang große Probleme mit der großen Nachfrage hatten, bestätigt seine These. Bültgerds sagt aber auch: „Mittelfristig wird es wahrscheinlich keinen sehr großen Unterschied machen, wer Trikotsponsor ist. Bis vor wenigen Wochen haben schließlich nur wenige Fans wegen des Sponsors auf Trikot-Käufe verzichtet.“
Schalke: Viagogo bekam Gegenwind, Gazprom kaum
Unrecht hat Bültgerds mit seiner Aussage nicht. Denn Gazprom war als Trikotsponsor zwar längst nicht so beliebt war wie etwa vorherige Sponsoren, für die wenigsten Fans war das allerdings ein Grund, seit 2007 kein Trikot mit Gazprom-Druck zu kaufen. Auch das gehört zur Wahrheit rund um die Partnerschaft zwischen Schalke und den Russen. Ein echter Widerstand hat sich unter den Schalke-Fans gegen Gazprom nie gebildet – ganz anders als etwa gegen die Ticket-Plattform Viagogo im Jahr 2013.
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Deutlich euphorischer ist Georg Vonnahme, der Vorsitzende von Königsblau Brilon – dem mit rund 1190 Mitgliedern größten Schalke Fanclub. „Mit dieser Aktion hat man viele Fans zurückgewonnen“, sagt er. „Ich bin sicher, dass gerade jetzt wieder viele Fans gern ein Trikot kaufen werden, auf dem nicht Gazprom steht. Auch bei uns im Fanclub ist die Nachfrage riesig.“ Die Trennung von Gazprom bezeichnet er als „alternativlos“ und erklärt: „Ich bin positiv überrascht, dass Schalke so schnell und konsequent handelt. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.“ Er hofft, dass die Schalker Entscheidung eine „Signalwirkung“ haben kann. Sowohl auf andere Unternehmen als auch auf Fans.
In einer Mitteilung haben die Schalker bereits angekündigt, dass die Vereinsführung zuversichtlich sei, „zeitnah einen neuen Partner präsentieren zu können“. Wer tatsächlich auf den S04-Trikots werben wird, ist zwar noch offen, doch Jens König als Vorsitzender der Schalker Knappen Coesfeld weiß, welches Unternehmen von einem Großteil der Fans favorisiert werden würde: Veltins. Bereits zwischen 1998 und 2001 warb die Brauerei auf den S04-Shirts. König ist sicher: „Wenn jetzt bald ein anderes Unternehmen auf unseren Trikots wirbt, kaufen viele Fans mit Sicherheit wieder gern ein Trikot.“ Auch er würde dann gern ein neues Trikot kaufen.