Gelsenkirchen. Rouven Schröder bleibt über den Sommer hinaus Sportdirektor des FC Schalke 04. Er wählt damit den schwierigeren Weg. Ein Kommentar.
14 Spieltage stehen in der 2. Bundesliga noch aus - und niemand kann vorhersehen, wer am Ende der Saison auf den ersten drei Plätzen steht. Eins ist aber schon klar: Egal ob der FC Schalke 04 nun den ersehnten Wiederaufstieg schafft oder nicht, Rouven Schröder wird als Sportdirektor auch die kommende Saison planen. Das stellte er am späten Donnerstagabend klar. Dass er nicht als Nachfolger von Max Eberl zu Borussia Mönchengladbach wechselt, sondern seine Mission bei den Königsblauen fortsetzt, ist für Schalke ein wichtiges Signal.
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Ein Wechsel nach Mönchengladbach wäre für Schröder sehr reizvoll gewesen. Die Borussia hat keine finanziellen Schwierigkeiten. Er hätte einen Kader gestalten können, ohne jeden Cent vier- bis achtmal umdrehen zu müssen. Die Borussia spielt keine gute Saison, die Fallhöhe wäre deshalb nicht hoch gewesen. Die gewünschte Perspektive lautet aber dennoch Europapokal. Die Infrastruktur in Gladbach befindet sich ohnehin auf Top-Niveau.
Auch sein Gehalt wäre sicherlich gestiegen - auf Schalke ist er hinter Peter Knäbel lediglich der zweite Mann. Dass er das Risiko nicht scheut, auf eine Ikone zu folgen, zeigte er schon in Mainz. Da trat er die Nachfolge von Christian Heidel an, der vorher zwei Jahrzehnte Sportchef war. Ähnlich wie Heidel in Mainz wird Eberl in Mönchengladbach verehrt.
Schalke-Chefs bleibt eine unnötige Diskussion erspart
Doch die Chance im meist ruhigen Mönchengladbach lässt Schröder nun verstreichen. Und bleibt auf Schalke - auch wenn die Kaderplanung erneut schwer zu werden droht, sollte S04 den Wiederaufstieg verpassen. Dann müsste Schröder einen neuen Trainer suchen, viele Leihspieler würden kommen und gehen, zusätzlich einige externe Neue - das würde wieder "Heavy Metal" bedeuten, so nannte er seine erste Transferperiode bei den Königsblauen.
Dass Schröder diese möglichen Strapazen auf sich nimmt, den etwas schwierigeren Weg geht, ist gut fürs Schalker Selbstvertrauen - denn dieser einmalig leidenschaftliche, große Klub ist auch in der Zweiten Liga für ambitionierte Führungskräfte offenbar reizvoller als die meisten Erstligisten. Wie sehr Schröder seine Arbeit bei S04 schätzt, ist aus jedem Satz herauszuhören.
Schalke: Vorstand, Sportdirektor, Aufsichtsrat - alle bleiben
Den Schalke-Chefs bleibt bleibt nun eine unnötige Diskussion über einen möglichen Schröder-Wechsel erspart, die sie durch die verbleibende Saison begleitet hätte. Wer Schalke in die kommende Saison führt - unabhängig von der Liga - steht bereits jetzt fest. Die Verträge der drei Vorstandsmitglieder laufen noch langfristig, an der Spitze des Aufsichtsrats stehen im Sommer 2022 keine Änderungen an, auch im Profiteam gibt es Konstante: Co-Trainer Mike Büskens und Gerald Asamoah, Leiter der Lizenzspielerabteilung, bleiben ebenfalls. Das kann kein Nachteil sein.
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Bei den Fans war Schröder schon vorher beliebt - seine emotionale, anpackende Art verbunden mit dem sportlichen Erfolg haben ihm etliche Sympathien beschert. Die zuweilen aufkommende Kritik an Trainer Dimitrios Grammozis gilt nicht gleichzeitig auch Schröder - denn der hatte Grammozis gar nicht geholt.
Mit seiner Entscheidung, auf Schalke zu bleiben und dem Gladbacher Werben zu widerstehen, dürfte er nun zum beliebtesten Manager seit Rudi Assauer aufsteigen. Und wenn der von ihm zusammengestellte Kader den Aufstieg schafft, wäre er nach nur einem Jahr eine Ikone. Das ist für manche doch mehr wert als ein üppigeres Gehalt.