Gelsenkirchen. Drei Profis hat Schalke im Winter verpflichtet, zwei abgegeben. Wie ist das Transferfenster zu bewerten? Und was sagt Sportdirektor Schröder?

Zeitdruck, Chaos und Drama kennzeichnen den „Deadline Day“ in nahezu jeder Transferperiode. Spektakuläre Deals gehen kurz vor Transferschluss über die Bühne – oder platzen in letzter Sekunde.

Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder allerdings hatte in diesem Jahr einen verhältnismäßig ruhigen letzten Transfertag. Untätig blieben die Gelsenkirchener aber nicht: Der Südkoreaner Dong-gyeong Lee wurde bis zum Saisonende von Ulsan Hyundai ausgeliehen.

Nur diesen einen, gut vorbereiteten, Deal musste Schröder am Montag abwickeln. „Natürlich versucht dann spontan nicht nur einer, einen Lucky Shot zu treffen und drei Stunden vor Schluss anzurufen, aber das moderiert man dann ab. Es war ein Tag, an dem es ein bisschen mehr als sonst geklingelt hat, aber es war okay“, sagte Schröder am Dienstag in einer Medienrunde über die Zahl der Anrufe an seinem Handy. Das ist nicht selbstverständlich.

Schalke: Andreas Vindheim schon jetzt eine Verstärkung

Noch am Deadline Day im Sommer 2021 hatte Schröder deutlich mehr zu tun. Erst kurz vor Mitternacht wurde im Sommer Matthew Hoppe an den RCD Mallorca verkauft, der Leih-Transfer von Amine Harit zu Olympique Marseille stand selbst nach dem Ablauf der Wechselfrist noch auf der Kippe. Gleichzeitig versuchten die Schalker noch Yuma Suzuki vom belgischen Erstligisten VV St. Truiden zu verpflichten – doch der Deal scheiterte. „Das war nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt Schröder nun im Rückblick.

Am Montag, ja sogar in der kompletten Winter-Transferphase, lief auf Schalke nun vieles richtig. Ohne große Nebengeräusche konnte Schröder im Hintergrund an den Transfers basteln und insgesamt drei Neuverpflichtungen präsentieren. Neben Lee wechselten auch Andreas Vindheim (ausgeliehen von Sparta Prag) und Marius Lode (kam von FK Bodö/Glimt)schalke aue ins Ruhrgebiet.

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Und schon in der vergangenen Woche hat in Vindheim einer der drei Zugänge gezeigt, dass er den Schalkern auf dem Platz weiterhelfen kann. Bei seinem Debüt in Aue war der 26 Jahre alte Norweger an der Entstehung von gleich vier Treffern beteiligt. Für ihn ein Traumstart in seine Zeit bei Königsblau. Im 3-5-2-System ist Vindheim auf dem rechten Flügel eine gute Ergänzung zu Thomas Ouwejan auf links, der in der Hinrunde ein absoluter Schlüsselspieler auf Schalke war. Aus den Hereingaben von Ouwejan resultierten zahlreiche Chancen und auch Tore, weshalb der 25 Jahre alte Niederländer immer wieder gesucht wurde. Die Folge: Das Spiel der Königsblauen war etwas linkslastig und somit für den Gegner leicht auszurechnen. Mit einem starken Vindheim auf rechts soll sich das in der Rückrunde ändern.

Schalke: Marius Lode und Dong-gyeong Lee brauchen noch Zeit

Der zweite Neuzugang Marius Lode konnte auf Schalke noch nicht ganz so viel Eindruck machen wie sein norwegischer Landsmann Vindheim. In den ersten beiden Zweitligaspielen des Jahres wurde der 28 Jahre alte Innenverteidiger jeweils eingewechselt. Im Testspiel beim 1. FC Köln (2:2) spielte er 90 Minuten, leistete sich aber einen Fehler im Aufbau, der zu einem Treffer des Bundesligisten geführt hat.

Nach rund zwei Wochen ist Lode noch nicht ganz auf Schalke angekommen, seiner ersten Station im Ausland. Doch auch er hat als aktueller norwegischer Nationalspieler mit Europapokal-Erfahrung das Potenzial, den Königsblauen mittel- bis langfristig weiterzuhelfen.

Schalkes neuer Südkoreaner: Dong-gyeong Lee.
Schalkes neuer Südkoreaner: Dong-gyeong Lee. © firo

Etwas Zeit wird sicher auch Mittelfeldspieler Dong-gyeong Lee brauchen, denn der 24 Jahre alte Südkoreaner hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, seine neuen Teamkollegen kennenzulernen. Direkt nach der Vertragsunterschrift ist er am Montag zurück zur Nationalmannschaft gereist. Als klassischer Zehner ist Lee ein Profi, der dem Spiel der Königsblauen eine kreative Note verleihen könnte, einen Spielertypen wie ihn suchte man im Schalker Kader bislang vergeblich. „Er wird unserem Kader noch mehr Torgefahr, Variabilität und damit Unberechenbarkeit geben“, schwärmt Rouven Schröder. Im Kampf um den Aufstieg könnte er somit zu einem X-Faktor werden – sofern er sich schnell an die Härte der 2. Bundesliga gewöhnt.

Schalkes Rouven Schröder: "Haben noch mal feinjustiert"

Dank der drei Neuzugänge konnte Schalke seinen Kader im Winter sogar noch verstärken – das zumindest der erste Eindruck. Auch wenn „alle investieren“, wie Schröder mit Blick auf die Konkurrenten Bremen und Hamburg feststellt: „Wir waren vorher schon konkurrenzfähig, haben noch mal feinjustiert. Wir gehen mit einem offenen Visier in die letzten 14 Spiele. Da können wir selbstbewusst reingehen.“

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Abgegeben hat Schalke nur Timo Becker (ausgeliehen an Hansa Rostock) und Dries Wouters (ausgeliehen an den KV Mechelen), die in der Hinrunde kaum zum Einsatz gekommen waren. Einen Transfer-Angriff des AC Mailand auf Abwehr-Juwel Malick Thiaw konnten die Schalker noch abwehren. Das „Türchen“ hatte Schröder schon vorher zugemacht. Am „Deadline Day“ kam kein Anruf mehr aus Italien.