Gelsenkirchen. Statt mit FK Bodö/Glimt im Europapokal zu spielen, läuft Marius Lode künftig für Schalke 04 in der 2. Bundesliga auf. Wir stellen ihn vor.

Nicht einmal eine Woche ist er ein Spieler von Schalke 04, schon jetzt aber weiß Marius Lode, worauf es den Fans der Königsblauen ankommt. „Ich weiß, dass Erling nicht in der richtigen Mannschaft spielt“, sagt der 28 Jahre alte Norweger angesprochen auf seinen Landmann Erling Haaland. Beide kennen sich aus der Nationalmannschaft und spielten einst zusammen für Bryne FK, wo der heutige BVB-Star 2016 seine ersten Schritte im Profifußball gemacht hat. „Er ist ein Freund von mir“, sagt Lode und fügt grinsend an: „Ich muss aber vorsichtig sein, dass ich nicht zu gut mit dem Feind befreundet bin.“

Über ein bekanntes Gesicht in seiner neuen Heimat Deutschland freut sich Marius Lode dennoch. Mit Haaland sei er zwar nicht so eng befreundet, dass gemeinsame Urlaube anstehen, doch der Schalker Neuzugang hatte in den vergangenen Tagen regelmäßig Kontakt zum Dortmunder Weltstar. „Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem ich über Deutschland und die Kultur sprechen kann“, so Lode.

Schalke-Neuzugang Lode: "Ich will etwas Neues ausprobieren"

Der Wechsel zu Schalke 04 ins Ruhrgebiet nämlich ist für Lode ein echtes Abenteuer. Mit 28 Jahren sind die Königsblauen die erste Auslandsstation für den norwegischen Innenverteidiger, der ablösefrei vom Meister Bodö/Glimt nach Gelsenkirchen gekommen war. Es sei ihm nicht leichtgefallen, die Heimat zu verlassen, gibt er zu, doch nachdem er mit Bodö/Glimt und in der Nationalmannschaft auf Reisen erste Erfahrungen im Ausland sammeln durfte, fühlte er sich bereit: „Ich will etwas Neues ausprobieren. Neue Sprache, neue Kultur – ich will das alles aufsaugen.“

Das Debüt: Schalkes Neuzugang Marius Lode (rechts) wird gegen Holstein Kiel für Salif Sané eingewechselt.
Das Debüt: Schalkes Neuzugang Marius Lode (rechts) wird gegen Holstein Kiel für Salif Sané eingewechselt. © firo

Zusammen mit Schalkes Klub-Legende Ebbe Sand, der einer seiner Berater ist, hat Lode in der vergangenen Woche bereits eine Führung durch die Arena gemacht und etwas über die Geschichte der Königsblauen gelernt. Begeistert spricht Lode etwa von der Bergarbeiter-Mentalität, harter Arbeit, der gigantischen Arena und den fanatischen Anhängern. Beim Heimspiel gegen Holstein Kiel am Sonntag durfte er sogar schon 21 Minuten spielen. Ein Tag, den der Neuzugang so schnell nicht vergessen wird: „Zu spüren, wie es ist, in die Arena zu kommen und dann sogar ein paar Minuten zu spielen, war absolut großartig.“

Schalke-Neuzugang Lode spielte zuletzt noch im Europapokal

Dass Marius Lode Anfang 2022 überhaupt gegen Mannschaften wie Kiel in der 2. Bundesliga spielt, dürfte vor allem in seiner Heimat für Verwunderung sorgen. Mit Bodö/Glimt nämlich wurde er zuletzt zweimal norwegischer Meister. Dabei war er Leistungsträger und spielte sogar international in der Uefa Conference League. Dort siegte Lode mit seinem Team beispielsweise noch Ende Oktober 6:1 gegen den italienischen Top-Klub AS Rom.

Lode ein Spätstarter

Erst im Alter von 25 Jahren debütierte Marius Lode in Norwegens erster Liga, drei Jahre später debütierte er für die Nationalmannschaft. „Manche schaffen es schon im jungen Alter, aber ich galt nie ein ganz großes Talent“, sagt er.

Dank Ehrgeiz und harter Arbeit hat es der Neu-Schalker zum Profi geschafft, obwohl Trainer ihm in der Vergangenheit sagten, er solle sich besser nach einem Job außerhalb des Fußballs umschauen.

Mit Blick auf diese magischen Europapokal-Nächte ist der Wechsel zu einem Zweitligisten offenkundig ein Schritt zurück. Lode allerdings hat sich bewusst dafür entschieden. „Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um danach zwei Schritte nach vorn zu kommen“, sagt er. „Schalke ist ein riesiger Klub und die Möglichkeiten, die sich hier für mich bieten, sind großartig.“ Weder er noch Schalke 04 wollen in der 2. Bundesliga spielen, gibt er zu, doch es sei einfach sein Traum gewesen, etwas Neues auszuprobieren. „Ich habe auch mit dem Nationaltrainer über den Wechsel gesprochen und er hat mich in meiner Entscheidung bestärkt“, stellt Lode klar.

Lode will "Siegermentalität" mit nach Schalke bringen

Marius Lode im Trikot des FK Bodö/Glimt - mit den Norwegern wurde er zweimal Meister.
Marius Lode im Trikot des FK Bodö/Glimt - mit den Norwegern wurde er zweimal Meister. © Imago

Und zu Deutschland hat der Norweger ohnehin eine besondere Beziehung. „Mein Großvater kommt aus Wuppertal, einige meiner Familienmitglieder sprechen Deutsch. Das war ein Grund, weshalb ich mich immer für Deutschland und den deutschen Fußball interessiert habe“, verrät Schalkes neuer Verteidiger. „Ich glaube, ich hätte es bereut, wenn ich diesen Schritt nicht gegangen wäre.“

Wenn Marius Lode erzählt, merkt man ihm die Vorfreude auf seinen neuen Lebensabschnitt wahrhaftig an. Auf dem Platz will er den Königsblauen mit seiner „Siegermentalität“ helfen, die er dank seiner „wundervollen Jahre“ beim FK Bodö/Glimt mit zwei Meistertiteln erlangt hat. Neben dem Platz möchte er seinen Horizont erweitern und Neues entdecken. Im Privatleben beschreibt sich Lode als jemanden, der immer eine Aufgabe braucht. „Deshalb bin ich trotz Profikarriere noch zur Universität gegangen und habe einen Master-Abschluss in Wirtschaft gemacht. Ich kann in meiner Freizeit nicht nur zu Hause sitzen und Playstation spielen.“ Auf Schalke steht für ihn zunächst Deutschunterricht an, wie er verrät.

Lode über Schalke: "Ich will unbedingt spielen"

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Ob das Abenteuer Deutschland für Lode allerdings ein gelungenes wird, wird hauptsächlich von seiner sportlichen Entwicklung abhängen. In der Innenverteidigung hat er in Malick Thiaw, Ko Itakura, Marcin Kaminski und Salif Sané starke Konkurrenz um die drei Plätze in der Startelf. „Es sind alles tolle Spieler“, lobt er, trotzdem aber hat Lode den klaren Anspruch, Stammspieler auf Schalke zu werden. „Ich will unbedingt spielen und werde jeden Tag so hart arbeiten, wie ich kann.“ Wohl fühlt er sich in der Verteidigung überall, bei seinem Ex-Klub in Bodö/Glimt spielte er zuletzt meist links in der Kette, „weil auch mein linker Fuß ganz okay ist. Früher hatte ich ihn nur zum Stehen, heute kann ich damit auch Pässe und Flanken schlagen“, erzählt er mit einem Lachen.

Aus Schalker Sicht bleibt zu hoffen, dass dem Norweger dieses Lachen in den nächsten Monaten nicht vergehen wird.