Gelsenkirchen. Eigentlich wollte Schalke den Kader im Januar noch verstärken. Doch die Verantwortlichen äußern sich nun auffallend zurückhaltend.

Es wird wieder gelacht auf Schalke. In einem Video, das der Zweitligist in den sozialen Medien veröffentlicht hat, strahlt Simon Terodde. Den Fans der Königsblauen wünscht er ein frohes neues Jahr und sagt: „2022 greifen wir an“. Der Grund für Teroddes gute Laune: Er ist zurück auf dem Trainingsplatz.

Seit Ende November absolvierte der beste Torjäger der Schalker (zwölf Saisontreffer) kein Pflichtspiel mehr. Ein Muskelfaserriss in der Wade hatte dafür gesorgt, dass er die letzten vier Spiele im Jahr 2021 verpasst hat. Rund um die Weihnachtsfeiertage infizierte er sich dann mit dem Coronavirus.

Nun aber steht in Terodde der größte Schalker Hoffnungsträger wieder auf dem Platz – und nicht nur er. Denn das Lazarett der Gelsenkirchener lichtet sich mehr und mehr. Am Mittwoch fehlten nur noch Darko Churlinov (Erkältung), Ko Itakura (Isolation nach positivem Corona-Test) und der Ersatztorwart Michael Langer. Nach seinem Kreuzbandriss macht aber auch der 37 Jahre alte Österreicher Fortschritte in seiner Reha.

Schröder nennt Schalke einen "eingeschworenen Haufen"

Timo Becker (zuletzt nur noch in der U23) sowie die Mittelfeld-Routiniers Dominick Drexler und Danny Latza (zuletzt beide mit Muskelverletzungen) standen in den ersten Trainingseinheiten des Jahres wieder auf dem Rasen. „Der Trainingsplatz wird immer voller und die Jungs haben die Chance, sich zu zeigen“, betonte Sportdirektor Rouven Schröder zum Start der Vorbereitung am Montag.

Auch interessant

Einen „eingeschworenen Haufen“ nennt Schröder die Schalker Mannschaft, denn die Stimmung im Team ist gut, der nötige Zusammenhalt ebenso. Ja selbst Spieler aus der zweiten Reihe wie etwa Stürmer Marvin Pieringer zeigten sich vor dem Jahreswechsel in guter Form als einige Stammkräfte ausgefallen waren. „Die Mannschaft hat als letzten Eindruck die Visitenkarte hinterlassen, ein absolutes Team zu sein. Die Jungs, die hinten dran sind, schieben an“, sagte Schröder.

Schalke hat noch Transferbudget

Ähnlich lobende Töne kommen auch von Dimitrios Grammozis. „Ich bin mit dem Kader absolut zufrieden“, sagt der 43 Jahre alte Cheftrainer der Königsblauen, als er von dieser Zeitung nach möglichen Neuverpflichtungen gefragt wird. Obwohl die Schalke im Winter-Transferfenster eigentlich geplant hatten, auf ein oder zwei Positionen nachzurüsten.

Noch vor wenigen Wochen hatte Sportdirektor Schröder betont, dass Schalke auf dem Transfermarkt handlungsfähig sei. Auch, weil das Budget für Neuzugänge im Sommer nicht komplett ausgeschöpft wurde. Nach dem Verkauf von Stürmer Matthew Hoppe an den RCD Mallorca am letzten Tag des Sommer-Fensters wurde kurzfristig kein Ersatz mehr verpflichtet. Ein Transfer von Yuma Suzuki (VV St. Truiden) scheiterte am Deadline Day, zu einer Einigung mit Sergi Enrich (31, nun SD Ponferradina) kam es ebenfalls nicht.

Für den Winter galt der österreichische Nationalstürmer Ercan Kara (26) von Rapid Wien in den vergangenen Wochen als ein Kandidat für den Angriff – doch wirklich konkret scheint das Interesse nicht zu sein. Auffällig: Schröder und Grammozis äußern sich zu Transfer-Fragen inzwischen deutlich zurückhaltender als noch vor einigen Wochen. Zwar schauen sich die Schalker laut Grammozis um, aber „mit Blick auf unseren Kader ist es auf vielen Positionen schwer, auf dem Markt noch bessere Spieler zu finden – das zeigt, dass sich unsere Spieler gut entwickelt haben“.

Transfers: Schalke-Sportdirektor Schröder will sich nicht unter Druck setzen lassen

Nur, wenn die Verantwortlichen der Schalker einen Profi finden, der eine echte Verstärkung ist und gleichzeitig ins Budget passt, soll zugeschlagen werden. Schröder: „Wir werden zwar alles ausloten, was möglich ist, aber lassen uns nicht unter Druck setzen.“

Ändern würde sich diese Zurückhaltung wohl nur, wenn sich auf der Abgangsseite noch etwas tut. Timo Becker bekommt in der Vorbereitung zwar die Chance, sich erneut bei den Profis zu beweisen, ist aber weiter ein Wechselkandidat. Gleiches gilt für den 24 Jahre alten Belgier Dries Wouters. Ob es allerdings Interessenten für das Duo geben wird, ist fraglich.

Schalke im Austausch mit Aydin

In den Fokus anderer Klubs hat sich bei den Schalkern allerdings Mehmet Aydin gespielt. Der 19 Jahre alte Rechtsverteidiger ist einer der Gewinner der Hinrunde.

Schalke-Profi Mehmet Aydin.
Schalke-Profi Mehmet Aydin. © getty Images

Als rechter Schienenspieler kam er regelmäßig zum Einsatz und hatte sogar offensiv seine Momente (ein Tor, eine Vorlage). „Memo ist ein Mentalitäts- und Energiespieler, der für unsere Art Fußball zu spielen wichtig ist“, lobte Trainer Grammozis den deutschen U20-Nationalspieler. Ob Aydin jedoch langfristig auf Schalke bleibt, ist offen. Der Vertrag des Talentes läuft im Sommer aus.

Und an Interessenten soll es nicht mangeln. Wie Sport1 berichtet, sind der FC Brentford (England/Premier League), Real Betis (Spanien/LaLiga), RSC Anderlecht (Belgien/Jupiler Pro League), OSC Lille und Olympique Marseille (Frankreich/Ligue 1) sowie Parma Calcio (Italien/Serie B) an einer Verpflichtung Aydins interessiert. Doch auch die Schalker wollen den Vertrag mit dem quirligen Rechtsfuß verlängern. „Wir sind im engen Austausch“, sagt Sportdirektor Rouven Schröder gegenüber dieser Zeitung. „Alles andere bereden wir hinter verschlossenen Türen.“

Noch in diesem Monat will Aydin wohl über seine Zukunft entscheiden. Sollte er Schalke tatsächlich den Rücken kehren, würde das der guten Laune in Gelsenkirchen einen echten Dämpfer verpassen.