Gelsenkirchen. Nach dem 4:1 gegen Nürnberg rief Schalkes Aushilfstrainer Sven Piepenbrock seinen Chef an. So freute sich Dimitrios Grammozis über den Sieg.

Als Sven Piepenbrock, der Aushilfstrainer des FC Schalke 04, die Kabine betrat, sein Team hatte soeben in einem turbulenten, wilden Zweitliga-Spiel den 1. FC Nürnberg mit 4:1 (1:0) bezwungen, da nahm er sein Handy und rief seinen an Corona erkrankten Chef Dimitrios Grammozis an. „Ich glaube, der Dimi ist mir ein neues Handy schuldig“, erzählte Piepenbrock. „Der Lautsprecher ist explodiert. Er hat sich riesig gefreut. Das erste, was er sagte ist, dass er total stolz auf die Jungs ist.“

Es war nach einer Achterbahn-Hinrunde ein versöhnlicher Abschluss. 29 Punkte nach 17 Spielen – das ist ordentlich, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vorübergehend sprang Schalke auf den dritten Tabellenplatz, hat auch den zweiten Rang nicht aus den Augen verloren. Genau das war das Ziel. „Wir können stolz sein auf die 29 Punkte, wohl wissend, dass wir gern den einen oder anderen Punkt mehr gehabt hätten“, sagte Piepenbrock. „Aber man darf nicht vergessen, was hier passiert ist: Wir haben eine komplett neue Mannschaft, hatten einige Rückschläge, es ist viel auf uns zugekommen.“

Schalke mit Glück in allen kritischen Szenen

Dass die Schalker das Punkte-Konto am Freitag aufstocken konnten, lag vor 15.000 Zuschauern an eigener, selten gesehener offensiver Raffinesse – aber auch daran, dass die Königsblauen in allen kritischen Szenen das nötige Glück hatten. Das sah auch Piepenbrock so. „Gerade in den vergangenen Wochen war das schon anders“, sagte er.

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Die Atmosphäre war im letzten Heimspiel des Schalker Jahres positiv – die Fangruppen beider Klubs sind freundschaftlich verbunden. In der ersten Hälfte passten sich die Abwehrreihen der netten Stimmung an und produzierten einige Fehler. Deshalb kamen beide Teams zu etlichen Chancen. Zuerst köpfte der Nürnberger Manuel Schäffler freistehend an den Pfosten (17.).

Churlinov krönt Top-Leistung gegen Nürnberg

Drei Minuten später hatte ein Schalker einen Gala-Auftritt – einer, mit dem nur die wenigsten Fans gerechnet hatten. Weil die gefährlichen Stürmer Simon Terodde (zwölf Tore) und Marius Bülter (sechs Tore) erneut fehlten, stürmte Mittelfeldspieler Darko Churlinov neben Marvin Pieringer. „Darko ist ein Straßenfußballer, das hat man heute in der einen oder anderen Situation gesehen“, sagte Piepenbrock. Zum Beispiel in der 20. Minute. Churlinov wagte ein Dribbling im Nürnberger Strafraum und leitete das 1:0 ein. Seinen Schuss wehrte FCN-Torwart Christian Mathenia nach vorn ab, Thomas Ouwejan staubte zum Führungstor ab.

Duell um den Ball: Schalkes Darko Churlinov (links) und Nürnbergs Enrico Valentini.
Duell um den Ball: Schalkes Darko Churlinov (links) und Nürnbergs Enrico Valentini. © Getty Images

Es folgte Schalkes stärkste Phase: Churlinov schoss drüber (28.), Reinhold Ranftl zielte nach Churlinov-Vorlage zu genau und donnerte den Ball an den Pfosten (31.). Doch auch die Nürnberger blieben dran. In der 34. Minute hätten sie beinahe einen kapitalen Fehlpass von Schalke-Torwart Martin Fraisl genutzt. Mats Möller Daehli stand frei vor Fraisl, schoss aber den Keeper an, statt seinen besser postierten Nebenmann anzuspielen (34.). Zwei Minuten später traf Schäffler zum vermeintlichen 1:1 – Schiedsrichter Tobias Reichel pfiff wegen einer Abseitsposition in der Entstehung des Tores ab. Zu Unrecht. Auch die Halbzeitpause unterbrach die Offensivbemühungen beider Teams nicht. In der 50. Minute glich Fabian Nürnberger zum 1:1 aus.

„Wir hätten das Spiel beruhigen müssen“, sagte Nürnbergs Trainer Robert Klauß. Doch sein Team sah in der entscheidende Szene wieder schlecht aus. Manuel Schäffler fälschte einen ungefährlichen Schuss des Schalkers Blendi Idrizi ins eigene Tor ab – 2:1, die Entscheidung (67.). Darko Churlinov krönte seine Top-Leistung mit dem 3:1 (85.), Ko Itakura (90.) ließ gar das 4:1 folgen.

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Ein Spiel steht im Jahr 2021 noch an – beim Hamburger SV (18. Dezember). „In der Rückrunde wollen wir mehr als 29 Punkte holen“, sagte Piepenbrock. Er weiß, dass das nötig ist, wenn der direkte Wiederaufstieg gelingen soll.