Gelsenkirchen. Im Alter von 21 Jahren wollte Schalkes Rekord-Torjäger Simon Terodde den Traum vom Profifußball-Durchbruch aufgeben. Warum es dazu nicht kam.

Es sind Bilder, die - egal wie die Saison 2021/22 für den FC Schalke 04 ausgeht - in jedem Rückblick auftauchen werden. Schalkes Profis stehen vor der Nordkurve und lassen Simon Terodde hochleben, den neuen Rekord-Torschützen der 2. Bundesliga. Beim 3:0 (1:0) über den FC Ingolstadt erzielte er sein elftes Saisontor - und sein 153. insgesamt. Was aber weniger bekannt ist: Noch bevor er seinen ersten Treffer erzielt hatte, da war er 21 Jahre alt, dachte er über ein Ende seiner Profifußball-Ambitionen nach.

Nachdem er beim MSV Duisburg (Saison 2008/2009) in der Hinrunde zu zwei Zweitliga-Einsätzen gekommen war, lief es anschließend nicht mehr gut für ihn. Er verletzte sich oft, kam nach einer Leihe zum damaligen Drittligisten Fortuna Düsseldorf auch in der Rückrunde aus verschiedenen Gründen kaum zum Einsatz - am Ende der Saison fehlte er wegen eines Rippenbruchs. Im Sommer 2009 wollte die Fortuna ihn nicht weiterverpflichten, der MSV hatte keine Verwendung mehr, in einem Probetraining beim SV Wehen Wiesbaden konnte er nicht überzeugen.

Schalke-Torjäger Terodde: Bundesliga-Debüt beim 1. FC Köln

Terodde entschied sich für den Weg zurück. Er ging zum 1. FC Köln - aber nicht, um in der Bundesliga zu spielen, sondern in der Regionalliga West in der U23. Doch in den ersten neun Spielen wurde er von Trainer Frank Schaefer sieben Mal eingewechselt. "Ich habe auf der Bank gesessen und schon überlegt, wie mein Weg weitergehen soll", sagte er auf Nachfrage dieser Zeitung nach dem Ingolstadt-Spiel. Die Misserfolge, Absagen der Profiklubs und Verletzungen hatten sein Selbstvertrauen vorerst ruiniert. Er hatte schon eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert und wollte seinen Traum von einer Profikarriere aufgeben - im Alter von gerade einmal 21 Jahren.

Simon Terodde zu Beginn seiner Profikarriere im Trikot des 1. FC Köln.
Simon Terodde zu Beginn seiner Profikarriere im Trikot des 1. FC Köln. © firo

Doch nicht nur seine Familie hielt ihn im Winter 2009 davon ab - sondern auch Kölns U23-Trainer Frank Schaefer. "Ich hatte gute Gespräche mit ihm. Er hat mir die Augen geöffnet, dass es nicht nur wichtig ist, Tore zu schießen, sondern auch gegen den Ball zu arbeiten", sagte Terodde. In der Rückrunde der Saison 2009/2010 griff er noch einmal an - und legte den Grundstein für seine erfolgreiche Karriere.

Schalke-Torjäger Terodde: "Sonst würde ich hier vielleicht nicht stehen..."

In den letzten zehn Spielen erzielte er sieben Tore, ließ in der Saison 2010/11 zwölf in 21 Spielen folgen, legte zudem neun Treffer vor. Er schaffte den Sprung in den Profi-Kader und kam am 6. November 2010 zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz. Denn sein Förderer Schaefer war inzwischen aufgerückt. Köln verlor zwar mit 1:3 beim 1. FC Nürnberg, Teroddes Weg begann jetzt. Und nach dem Rekord sagte er: "Der Schritt von der 2. Liga zurück in die Ausbildung war für mich eminent wichtig, sonst würde ich vielleicht nicht hier stehen."

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Nach seiner Zeit in Köln wechselte er zu Union Berlin. Über Bochum, Stuttgart, Köln und Hamburg kam er zu Schalke 04. Und er hat einen großen Traum, nachdem er mit Stuttgart und Köln den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat: "Ich hoffe, dass wir hier auch Geschichte schreiben können."

Ihm ist das gelungen - mit seinem 153. Zweitliga-Tor. Das Trikot, das er in seinem Rekordspiel trug, schenkte er seinen Eltern. Weil auch sie es waren, die ihn 2009 von einem folgenschweren Schritt bewahrten.