Gelsenkirchen. Überraschende Personalie bei Schalke 04: Martin Fraisl ist neuer Stammtorwart. Trainer Grammozis hat sich gegen Ralf Fährmann entschieden.

Torwartwechsel gab es viele in den vergangenen Jahren beim Fußball-Zweitligisten FC Schalke 04. Und nun kommt noch einer hinzu: Wenn die Königsblauen am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1 und Sky) bei Hansa Rostock antreten, feiert Martin Fraisl (28) nach Informationen dieser Zeitung sein Debüt bei den Königsblauen - Sport Bild hatte das zuerst berichtet. Fährmann bleibt nur auf der Bank. Bitter für Königsblau: Michael Langer hat sich im Training am Knie verletzt. Eine offizielle Bestätigung der Schalker gab es nicht.

Schalke: Grammozis hatte Ralf Fährmann lange gestützt

Diese Entscheidung kommt sehr überraschend, da sich Grammozis nach der Saisonvorbereitung mit voller Überzeugung für den langjährigen Schalker Fährmann als Nummer eins entschieden hatte. Noch vor wenigen Wochen lobte er Fährmann für mehrere gute Paraden und sagte stets: "Wir wissen, was wir an Ralle haben." Sportdirektor Rouven Schröder verlängerte den Vertrag mit dem 33-Jährigen langfristig - er gilt bis Juni 2025. Fährmann verzichtete in der aktuellen Saison auf viel Geld.

Warum der Wechsel?

Grammozis, der die Entscheidung auch nach Rücksprache mit dem neuen Torwarttrainer Wil Coort traf, ist überzeugt von einem Spielaufbau mit kurzen Pässen aus dem eigenen Strafraum heraus. Ein technisch starker Torwart ist für diese Strategie von großer Bedeutung. Fährmann aber war noch nie der Beste mit dem Ball am Fuß. Deshalb setzte jeder Schalke-Gegner bisher die Abwehr schon früh unter Druck, um Fehlpässe des Torhüters zu provozieren. Im Spiel bei Jahn Regensburg (1:4) fiel das erste Gegentor durch einen Patzer im Spielaufbau. Fraisl hat im Training bisher einen guten Eindruck hinterlassen.

Torwart Ralf Fährmann hat seinen Stammplatz auf Schalke verloren.
Torwart Ralf Fährmann hat seinen Stammplatz auf Schalke verloren. © firo

Schalke: Fährmann patzte gegen den KSC

Außerdem wirkte Fährmann zuletzt auch bei seiner größten Stärke nicht immer sicher. Im Spiel gegen den Karlsruher SC hätte er das Tor zum 0:1 nach wenigen Sekunden ganz leicht verhindern können. Auch das war ein Gegentor, das ein eigentlich ausgeglichenes Spiel in eine falsche Richtung lenkte. Für Fährmann ist Grammozis' Entscheidung ein schwerer Schlag. Er hatte schon 2019 (an Alexander Nübel) und 2020 (an Frederik Rönnow) seinen Stammplatz unter verschiedenen Trainern vorerst verloren.

Warum steht nun Fraisl im Tor?

Eigentlich wäre Ersatzkeeper Michael Langer (36) an der Reihe, der in den ersten beiden Saisonspielen gegen den HSV (1:3) und bei Holstein Kiel (3:0) einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Doch im Training zog sich Langer eine Knieverletzung zu und fällt vorerst aus. Deshalb kommt die Nummer drei zum überraschenden Debüt.

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Forsche Töne kamen von Fraisl bereits bei seiner Verpflichtung: „Ich war die letzten Jahre immer Stammtorhüter, ich war in Holland auch Spielführer. Ich weiß schon, was es heißt, voranzugehen. Ich bin jetzt kein klassischer Nur-Daumendrücker, der nur fürs Training da ist und lächelt." Er wolle der Beste sein, sagte er bei seiner Vorstellung.

Der Österreicher Fraisl spielte zu Beginn seiner Profi-Karriere in seiner Heimat für den Wiener Sportklub und den SC Wiener Neustadt, bevor er nach Rumänien zum FC Botosani wechselte. Der als sehr selbstbewusst geltende Fraisl sammelte anschließend beim SV Sandhausen von Juli 2019 bis Januar 2021 Zweitliga-Erfahrung, bestritt 45 Spiele. Nachdem er seinen Stammplatz verloren hatte und es einen Vorfall im Training gab, wurde er freigestellt und kurz darauf der Vertrag aufgelöst. Fraisl wechselte für ein halbes Jahr zu ADO Den Haag.

Schalke-Torwart Fraisl überzeugte im U23-Spiel in Essen

Dann kam er ablösefrei nach Gelsenkirchen. Er hinterließ nicht nur im Training, sondern auch im U23-Spiel bei Rot-Weiss Essen (0:1) einen herausragenden Eindruck. Nun kann er sich in der Zweiten Liga beweisen.